Wahlkampf: Der BND warnt vor Sicherheitsrisiken durch die Klimakrise. Genau zur rechten Zeit
Nicht Fridays for Future, sondern BND und Bundeswehr warnen nun vor den Folgen unterlassenen Klimaschutzes. Und führen damit die Realitätsverzerrung der aktuellen politischen Debatte vor

Nicht Fridays for Future, sondern BND und Bundeswehr warnen nun vor den Folgen unterlassenen Klimaschutzes. Und führen damit die Realitätsverzerrung der aktuellen politischen Debatte vor
Es ist ein ungewöhnlicher Vorgang: Mitten im bundesdeutschen Wahlkampf veröffentlicht der Bundesnachrichtendienst (BND), der die Sicherheit Deutschlands gewährleisten soll, also etwas, über das gerade alle reden, ein Papier zum Klimawandel. Haben die den Schuss nicht gehört?
Das Gegenteil ist der Fall: Denn während sich die Parteien im Wahlkampf mit Versprechen und Forderungen zur Begrenzung der Zuwanderung gegenseitig überbieten, sind die ökologischen Krisen, allen voran die Klimakrise, völlig aus dem Blick geraten. Das ist eine kollektive Verantwortungslosigkeit. Ist es doch gerade die ungebremste Erderhitzung, die nicht nur die nationale, sondern auch die internationale Sicherheit ins Wanken bringt: Indem sie zu mehr wetterbedingten Katastrophen führt und Risiken steigen lässt – für die menschliche Gesundheit und die Wirtschaft, für Ernteausfälle und Preisschocks, unterbrochene Lieferketten, Ressourcenknappheiten und – in der Folge – humanitäre Krisen.GEO+ Earth for All Deutschland
Die Autor*innen der Studie sind nicht die Ersten, die mahnen: "Je länger die Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens aufgeschoben wird, desto kleiner wird der Gestaltungsspielraum und desto politisch und ökonomisch teurer ist die Kurskorrektur." Neu ist allerdings der Hintergrund, vor dem die Aussage getroffen wird. Wir müssten "aufgrund kaskadierender Effekte wie auch der Weiterentwicklung anderer Bedrohungen davon ausgehen, dass unsere Welt im Jahr 2040 eine weniger sichere sein wird", schreibt BND-Präsident Bruno Kahl in seinem Vorwort. Darauf müsse sich Deutschland vorbereiten.
Kolossale Schieflage der Debatte um Sicherheit
Das Resümee des Reports, unter anderem in Kooperation mit dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und einem Strategie-Thinktank der Bundeswehr verfasst, muss nicht nur im laufenden bundesdeutschen Wahlkampf mit seinen dysfunktionalen Verzerrungen ein Weckruf sein: "Wer Sicherheit denkt, muss Klima mitdenken. Wir leben bereits in der Klimakrise."
Wahrscheinlich hat sogar der Weltklimarat IPCC es nie drastischer auf den Punkt gebracht: "Gelingt es der Weltgemeinschaft nicht, die Erderwärmung gemäß des Pariser Abkommens zu begrenzen, könnte dies Zweifel an der Legitimität und Effektivität der regelbasierten internationalen Ordnung schüren." Genau jener Ordnung also, der wir Jahrzehnte des Friedens und der Stabilität seit dem Zweiten Weltkrieg verdanken. Auf den Aufstieg der Autokraten gemünzt, heißt es in der Studie weiter: "Akteure, die das System der Vereinten Nationen und die gesamte regelbasierte Ordnung bereits heute herausfordern, würden dies für ihre Ziele nutzen."
Man könnte es auf eine noch knappere Formel bringen: Wer Sicherheit und Demokratie will, muss das Klima schützen. Sagen nicht Fridays for Future und Letzte Generation. Sondern BND und Bundeswehr. Wir sollten hinhören.