Verkehr: Abrieb von Bremsbelägen könnte gesundheitsschädlicher sein als Dieselfeinstaub

Nicht nur fossiler Brennstoff, auch der Abrieb von Reifen und Bremsbelägen ist eine Emissionsquelle im Verkehr. Er ist offenbar schädlicher als gedacht – und könnte noch zunehmen  

Feb 18, 2025 - 16:21
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Verkehr: Abrieb von Bremsbelägen könnte gesundheitsschädlicher sein als Dieselfeinstaub

Nicht nur fossiler Brennstoff, auch der Abrieb von Reifen und Bremsbelägen ist eine Emissionsquelle im Verkehr. Er ist offenbar schädlicher als gedacht – und könnte noch zunehmen  

Emissionsfreies Fahren ist besonders in Städten mit hoher Verkehrsdichte wichtig, um die Gesundheit der Menschen zu schützen. Doch eine neue Studie zeigt nun, dass die Bemühungen um mehr Elektromobilität und weniger Feinstaub und Stickoxide einen blinden Fleck haben: Beim Fahren, besonders beim Beschleunigen und Bremsen, entsteht Abrieb von der Straße, vom Reifen und von den Bremsbelägen – Emissionen, deren gesundheitsschädliche Wirkung bislang unterschätzt worden sein könnte: Allein der Abrieb der Bremsbeläge ist einer aktuellen Studie zufolge für die menschliche Gesundheit schädlicher als die Dieselabgase.

Um die Giftigkeit verschiedener Bremsbelagmaterialien zu testen, haben die Forschenden um den Hauptautor James Parkin von der Universität Southampton Zellen aus der menschlichen Lungenschleimhaut verwendet. Besonderes Augenmerk legten sie dabei auf sogenannte PM2,5-Staubpartikel, also Teilchen, die mit höchstens 2,5 Mikrometern 30-mal kleiner sind als der Durchmesser eines menschlichen Haares. Derart winzige Partikel können über die Atemwege bis in die Lungenbläschen gelangen. Und dort oxidativen Stress und Entzündungen verursachen.PMM2203 Feinstaubsauger bei Autos

Die Versuche zeigten: Zwei der vier untersuchten Bremsbeläge – asbestfreie organische und keramische – wirkten auf menschliche Lungenzellen giftiger als Dieselabgase. In weiteren Tests konnte das Team auch einen Hauptverdächtigen ausmachen: In den beiden besonders schädlichen Bremsbelägen ist Kupfer in hohen Konzentrationen enthalten. Die chemische Entfernung des Kupfers zeigte, dass dieselben Bremsbeläge ohne das Metall weit weniger toxisch wirkten.

Emissionen, die nicht aus dem Auspuff stammen, könnten noch zunehmen

Die Autorinnen mahnen nun Konsequenzen für die Minderung von wirklich allen gesundheitsschädlichen Emissionen des Verkehrs an. "Wenn wir von Diesel- und Benzinfahrzeugen auf Elektrofahrzeuge umsteigen, werden die Nicht-Abgaspartikelemissionen bestehen bleiben", gibt Matthew Loxham zu bedenken. Die Emissionen, die nicht aus dem Auspuff stammen, könnten mit der Zeit sogar noch zunehmen, meint der Projektleiter der Studie. Denn Elektrofahrzeuge sind schwerer als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor und erzeugen daher mehr Reibung auf der Straße und an den Bremsbelägen.

Die Studie zeige eine große Lücke bei der Luftqualitätsregulierung auf, kommentiert der nicht an der Studie beteiligte Umweltwissenschaftler Antonis Myridakis von der Brunel University London. "Während die Emissionen von Dieselabgasen stark gesetzlich geregelt sind, bleibt Feinstaub, der nicht aus dem Abgas stammt, trotz seines wachsenden Beitrags zur Luftverschmutzung in Städten weitgehend ungeregelt." Zudem bleibe die Toxizität von Metallen wie Kupfer in der aktuellen Regulierung unberücksichtigt.

Ändern wird sich das wohl erst mit der Euro-7-Abgasnorm, mit der erstmals auch der Abrieb von Reifen und Bremsbelägen begrenzt werden soll. Die allerdings tritt erst im November 2026 in Kraft.