Nord, Nordost

Das nächste Hörbuch ist ein Roman, den ich längst kenne. Ich blieb nur erneut daran hängen, weil ich mich einerseits gerade, wie neulich erwähnt, für die Sprache des Entstehungszeitraums interessiere (in diesem Fall 1959), und weil ich andererseits mit dem Stil des Autors nach wie vor sehr einverstanden bin. Und außerdem noch, weil Gert Haucke... Der Beitrag Nord, Nordost erschien zuerst auf Buddenbohm & Söhne.

Mär 20, 2025 - 21:52
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Nord, Nordost

Das nächste Hörbuch ist ein Roman, den ich längst kenne. Ich blieb nur erneut daran hängen, weil ich mich einerseits gerade, wie neulich erwähnt, für die Sprache des Entstehungszeitraums interessiere (in diesem Fall 1959), und weil ich andererseits mit dem Stil des Autors nach wie vor sehr einverstanden bin. Und außerdem noch, weil Gert Haucke es liest: Die Mutmaßungen über Jakob von Uwe Johnson (Verlagsseite).

Der Vorlesende schien mir hier zum Schreibenden gut zu passen, oder zumindest zu dem, woran ich mich bei Johnson erinnere. Das Buch mit dem besten ersten Satz ist es bekanntlich auch. Selbst wenn eine gewisse Ilsebill in einem anderen Werk eines anderen Schriftstellers noch so oft nachsalzt. „Aber Jakob ist immer quer über die Gleise gegangen“ ist einfach nennenswert besser. Das ist einigermaßen offensichtlich, denke ich.

Ich lag dann mit meinen Erwartungen dahingehend richtig, dass Gert Haucke ausreichend norddeutsch war (der ist auch schon tot, wie die Söhne sagen würden, so tot wie bald alle Künstlerinnen und Künstler, die ich mag oder mochte), um die Stellen, in denen mit niederdeutschen Anklängen wird, genau so hinzubekommen, wie ich sie beim früheren Lesen in meinem Kopf gehört habe.

Da mir diese Sprache auch familiär vertraut ist, ein Stück Kindheit ist, wenn auch eine regional etwas weiter nach Westen verschobene Variante davon, von ganz knapp hinter der damaligen Grenze, hat es etwas seltsam Beglückendes für mich, diese Stellen zu hören. Eine schwer zu erklärende, heimelige Instant-Wellness mit lokalpatriotischer Aufwallung bei diesem Sprachklang.

Ich sollte mir vielleicht plattdeutsche Literatur besorgen und die dann ab und zu laut lesen – vielleicht wäre das eine mir gemäße Form des Chillens. Da mal ernsthaft drüber nachdenken.

Ein Steg an der Außenalster im Abendlicht

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Außerdem habe ich den Söhnen beiläufig mitgeteilt, dass ich nur noch solche Sachen von meiner nachmittäglichen Runde mitbringen werde, die auf dem stets und für alle ausliegenden Einkaufszettel vollkommen korrekt und einwandfrei lesbar notiert wurden. Zack, habe ich damit vermutlich ein Stück Schriftkultur gerettet. Na gut, vielleicht zumindest ansatzweise. Es hätte mir, schon klar, früher einfallen sollen, am besten etliche Jahre früher. Die Herzdame lacht mit freundlich herablassendem Gesichtsausdruck über meinen verspäteten, aber immerhin pädagogisch bemüht wirkenden Einfall.

Nun. Sie wird nicht mehr lachen, wenn ich sie erst über die aus meiner Sicht irregulären Leerzeichen bei den diversen Lebensmitteln, die sie da manchmal aufschreibt, aufklären werde. Von wegen Nuss Mix und dergleichen.

Mit mir nicht mehr! Wind von vorn, um einen weiteren Herrn aus Mecklenburg zu zitieren.

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