Vatikan: Päpstlich anlegen: So funktionieren ETFs, die katholisch investieren

Die Nachricht vom Tod von Papst Franziskus beherrscht die Schlagzeilen – und rückt auch katholisch orientierte Finanzprodukte in den Fokus. Was bieten die Angebote?

Apr 22, 2025 - 20:38
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Vatikan: Päpstlich anlegen: So funktionieren ETFs, die katholisch investieren

Die Nachricht vom Tod von Papst Franziskus beherrscht die Schlagzeilen – und rückt auch katholisch orientierte Finanzprodukte in den Fokus. Was bieten die Angebote?

Nach dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag trauern Christen in aller Welt. Nun tritt das Konklave zusammen, um einen Nachfolger zu bestimmen. Das öffentliche Interesse daran ist enorm – und spiegelt sich in unzähligen Schlagzeilen.

Anders gestaltet sich die Lage in Finanzfragen. Auf der Online-Plattform JustETF beispielsweise, einer Suchmaschine für Indexfonds, zeigt sich aktuell kein gesteigertes Interesse an Fondsprodukten mit katholischem Einschlag. „Weder scheinen Anleger vermehrt danach zu suchen, noch gibt es offenbar einen größeren Zusammenhang zwischen dem Ereignis und möglichen Börsenbewegungen“, teilte ein Sprecher auf Anfrage von Capital mit. „Wohl auch, da die Unternehmen in den ETFs nichts mit der Kirche selbst zu tun haben, sondern vor allem in Branchen aktiv sind, die den Leitlinien des Vatikans entsprechen.“

ETF: Was steckt im MSCI World Catholic Principles?

Der Sprecher bezieht sich unter anderem auf den sogenannten MSCI World Catholic Principles. Ein ETF auf den Index wurde erstmals vor einem Jahr vom US-Vermögensverwalter Franklin Templeton aufgelegt und wird mittlerweile von mehreren Fondsgesellschaften wie Amundi und Lyxor angeboten.

Besonders am MSCI World Catholic Principles ist, dass nur Unternehmen berücksichtigt werden, die sowohl allgemeine ESG-Kriterien erfüllen als auch im Einklang mit Leitlinien der katholischen Kirche stehen – etwa durch den Ausschluss von Firmen aus den Bereichen Abtreibung, Embryonenforschung oder Waffenproduktion. Auch Kondomhersteller sind ausgenommen. Dadurch soll er religiös-ethisches Investieren mit der Marktbreite klassischer MSCI-Indizes kombinieren.

Auf dem Papier gilt das allerdings nur eingeschränkt. So enthält beispielsweise der ETF von Franklin Templeton aktuell rund 700 Unternehmen aus Industrieländern – und damit gut die Hälfte weniger als sein nicht-katholisches Pendant. Angeführt wird das Portfolio von Nvidia, das mit über elf Prozent das höchste Einzelgewicht stellt. Dahinter folgen bekannte Namen wie Visa, Mastercard und Home Depot. Tech-Schwergewichte wie Apple oder Microsoft finden sich indes nicht im ETF – mutmaßlich aufgrund ihrer progressiven Haltung zum Thema Homosexualität.

Andere Werte, gleiche Risiken

Insgesamt dominiert der Technologiesektor dennoch mit rund einem Drittel das Portfolio, gefolgt von Finanzwerten und Konsumgütern. Auch geografisch zeigt sich ein klares Übergewicht: Mehr als zwei Drittel der enthaltenen Unternehmen stammen aus den USA. Europa, Japan oder Australien sind mit deutlich geringeren Anteilen vertreten – ein problematisches Muster bei MSCI-World-basierten Indizes, das auch hier beibehalten wird.

Daneben gibt es inzwischen weitere ETFs, die bekannte Marktindizes nach katholischen Werten nachbilden. Der Anbieter Global X beispielsweise bietet Anlegern mit dem S&P 500 Catholic Values ETF die Möglichkeit, in US-Unternehmen zu investieren, deren Geschäftspraktiken mit den sozial verantwortlichen Investitionsrichtlinien der US-Konferenz der katholischen Bischöfe übereinstimmen. Dieser berücksichtigt, anders als das MSCI-World-Pendant, auch Apple und weitere Tech-Schwergewichte.

Papst und Börse: So viel Rendite warfen die katholischen ETFs ab

In Sachen Performance konnten die katholischen Indexfonds zuletzt durchaus überzeugen. Der MSCI World Catholic Principles ETF von Amundi legte im vergangenen Jahr rund 17Prozent zu und entwickelte sich damit nur leicht unterhalb seines konventionellen MSCI-World-Pendants (26 Prozent).

Ein ähnliches Bild zeigt sich beim S&P 500 Catholic Values ETF von Global X: Auch hier erzielte das Fondsprodukt eine Jahresperformance von rund 19 Prozent, gestützt durch die starke Entwicklung großer US-Tech-Werte wie Apple, Alphabet und Microsoft – Werte, die im MSCI World Catholic Principles ETF aus ethischen Gründen fehlen. Das nicht-katholische Pendant zum S&P 500 warf mit rund 32 Prozent allerdings deutlich mehr Rendite ab.

Den jüngsten Börsenturbulenzen aufgrund der Trump-Zölle konnten sich die Fondsprodukte übrigens nicht entziehen. Beide ETFs stehen bezogen auf die Entwicklung seit dem Jahreswechsel zweistellig im Minus. 

Gemessen am Fondsvolumen sind die genannten ETFs im Vergleich zu ihren Vorbildern ohnehin Nischenprodukte: Im MSCI World Catholic Principles ETF von Amundi liegen derzeit gerade einmal 63 Mio. Dollar. Zum Vergleich: Der klassische MSCI-World-ETF desselben Anbieters verwaltet mehr als vier Billionen Dollar.

Der Tod von Papst Franziskus dürfte daran kurzfristig kaum etwas ändern – zumal viele Anleger in ETF-Produkten weniger ideologisch, sondern eher rendite- und risikoorientiert denken.