Technische Hilfsdienste
Es passte hervorragend in eine mit Arbeit eher drastisch überfüllte Woche, dass der Fernseher meiner Mutter den Geist aufgab und sie in großer Not bei mir anrief. Also ging ich nach den endlosen Meetings etwas atemlos vom Tag dort vorbei und besah mir die Lage. Denn selbst regeln kann und will sie so etwas nun... Der Beitrag Technische Hilfsdienste erschien zuerst auf Buddenbohm & Söhne.

Es passte hervorragend in eine mit Arbeit eher drastisch überfüllte Woche, dass der Fernseher meiner Mutter den Geist aufgab und sie in großer Not bei mir anrief. Also ging ich nach den endlosen Meetings etwas atemlos vom Tag dort vorbei und besah mir die Lage. Denn selbst regeln kann und will sie so etwas nun nicht mehr, was auch vollkommen verständlich ist.
Von Fernsehern verstehe ich in etwa so viel wie von Automotoren oder von Raketenwissenschaft, also nichts. Ich sehe ja nicht einmal fern und stelle daher beim ratlosen Tippen durch die nicht eben selbsterklärenden, seltsam kryptischen Menüs auf dem Gerät fest, dass mir sämtliche Abkürzungen und Begriffe fremd sind. Ich habe das alles nie gehört.
Der Fernseher findet jedenfalls keine Kanäle mehr, so viel scheint mir festzustehen. Allerdings ich bin in dieser speziellen Lage so hilfreich wie ein herumspielendes Äffchen, welches die Fernbedienung entwendet hat und nun darauf herumnagt. Kein Tag ohne Demütigung, denke ich mir noch, und sage dann, was klar zu sein scheint, nämlich dass das Gerät wohl kaputt sei.
Das habe sie auch schon festgestellt, sagt meine Mutter, und sieht mich mit einem Blick an, in dem die alte Frage mitschwingt, was sie da für ein seltsames Phänomen damals zur Welt gebracht hat und warum bloß.
Von solchen Geräten verstehe ich wirklich entschieden zu wenig. Aber ich kann im Internet nachsehen und nach Lösungen oder Erklärungen suchen, das dann doch. Ich finde dabei schnell heraus, denn ich kann recht gut nachsehen, dass Geräte dieser Marke gerne und häufig mit solchen Problemen verrecken. Auch unanständig früh nach dem Kauf, in diesem Fall nach sechs Monaten. Zeiten, Sitten, dies, das. Es gibt Kundenberichte in großer Zahl, die Lage wird klarer.
Ich bestelle noch vor Ort ein neues Gerät einer anderen Marke, es ist Eile geboten. Meine Mutter ohne Fernseher ist in etwa so wie ich ohne Internet, das möchte man nicht.
Dann suche ich nach dem Karton, um den schadhaften Fernseher zurückzuschicken. Den Karton gibt es nicht mehr, der stand doch nur herum. Da wird man also einen passenden Karton besorgen müssen oder aber den des bald kommenden neuen Gerätes nehmen, so dass dann später wieder dieser fehlen wird. Es klingt ein wenig nach einer geeigneten Vorlage für Kishon, aber der lebte vor dem Retourenzeitalter. Was ein wenig schade ist, er hätte dermaßen viel daraus machen können.
Abends erzähle ich der Herzdame von meinen Abenteuern und frage mich dabei, wieso es nicht längst ein etablierter Beruf ist, Hilfsleistungen für so etwas anzubieten. Es haben doch nicht alle alten Menschen Kinder oder Enkel stets parat, um die Ecke und mit viel Zeit. Ist das kein Markt, wenn auch kein besonders lukrativ wirkender, um es betriebswirtschaftlich eiskalt auszudrücken, so dass man sich die gefühlte soziale Wärme mühsam dazudenken muss?
Die Herzdame sagt, dass ein junger, ein sogar sehr junger Mensch aus unserem weiteren Bekanntenkreis gerade damit angefangen habe. Erste Inserate habe der geschaltet, und es liefe wie sonst etwas. Ein Auftrag nach dem anderen. Updates, und Technikklimbim, so etwas mache der. Da gäbe es nämlich Anforderungen ohne Ende.
Wer weiß, wann auch meine Altersgruppe Bedarf daran entdeckt, denke ich und vermeide bemüht jede Arroganz. Man wird vermutlich in solchen Situationen enden, verzweifelt vor irgendeinem kleinteiligen Technikhorror und als treuer Kunde solcher Dienste, da habe ich wenig Zweifel. Wenn man so etwas später überhaupt bezahlen kann, versteht sich.
Aber früher, sage ich noch, denn es steht mir qua Geburtsjahr zu, dass zu sagen, und es ist vielleicht sogar eine Art Beitragspflicht, früher kam der Mann von dem einen Elektrogeschäft im Ort und hat das alles für einen gemacht und gerichtet. Und das war auch gut so, im Nachhinein betrachtet, und wie herrlich einfach war es.
Im Heimatdorf der Herzdame kann man sogar noch die letzten Ausläufer dieser Zeit erleben, es ist überaus faszinierend. Ein Gerät geht nicht mehr, dann ruft man im Fachgeschäft an, in dem man es gekauft hat. Man erklärt das Problem, vielleicht sogar auf Platt, und kurz darauf kommt der Chef vorbei, regelt das entspannt und trinkt ein Bierchen. Wie vorabendserienmäßig klingt das denn, „Das Fachgeschäft auf dem Land.“
Immerhin kommt der neue Fernseher für meine Mutter dann in Rekordzeit an. Immerhin gelingt mir auch die Einrichtung, immerhin geht jetzt alles wieder. Und es wird am Ende auf diese Art mehr, deutlich Greifbareres und mit viel höherer Kundenzufriedenheit erreicht als bei den endlosen Meetings im Büro.
Das gilt es immerhin auch zu beachten, um die Motivation und den letzten Rest Schwung noch hinüberzuretten. In eine weitere Woche dieser Art.
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Im Bild Tauben in Hammerbrook. Warum auch nicht.
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