Eine kleine Wochenschau | KW12/2025: Der Schokoladen-Millionär (Teil 2)
Titelbild mit einem Wand-Graffiti von Balu dem Bären mit rückwärts getragenem Basecap, Baggy Pants und einer dicken goldenen Halskette The post Eine kleine Wochenschau | KW12/2025: Der Schokoladen-Millionär (Teil 2) first appeared on .

21. März 2025, Berlin
Osterrabatte bei Penny. Nur 2,69 Euro für die 110g-Hasen von Kinder-Schokolade. Ich habe keine Ahnung, was die normalerweise kosten. Weil das Preisschild aber rot hervorgehoben ist, vertraue ich als unmündiger Kunde dem Discounter, dass es sich um ein unschlagbares Schnäppchen handelt.
Packe acht Stück ein – für die Osterhasen-Aktion bei uns im Haus – und lege mehrere Tüten mit Milka-Eiern dazu. Eigentlich stört das meinen inneren Monk. Produkte von zwei unterschiedlichen Marken zu kombinieren, deren farbliche Gestaltung sich auch noch so sehr unterscheidet. Allerdings sind die Eier ebenfalls mit einem roten Preisetikett ausgezeichnet, so dass sich mein innerer Sparfuchs durchsetzt.
An der Kasse ruft mein mit Ostersüßigkeiten gefüllter Wagen Bewunderung bei vier circa zehnjährigen Jungs hervor. Was ich mit der vielen Schokolade vorhabe, wollen sie wissen. Erkläre ihnen, die würde ich an die Kinder in unserem Haus verteilen. Ihren Gesichtern ist die Enttäuschung anzusehen, dass sie nicht bei uns wohnen.
Endgültig Legendenstatus erlange ich bei den Knaben, als ich meine Einkäufe mit meiner goldenen Postbank-EC-Karte bezahle. Die besitzen meine Frau und ich lediglich, weil wir gemeinsam oberhalb des monatlichen Geldeingangslimits von 3.000 Euro liegen. Bei jeder Benutzung schäme ich mich, weil die Karte so protzig aussieht, und komme mir wie ein ungehobelter Neureicher vor.
Den Jungs ist das egal, sie halten mich wahrscheinlich für einen Millionär. Ich möchte den Mitarbeitenden bei Penny nicht zu nahe treten, aber wäre das der Fall, kaufte ich nicht hier, sondern im benachbarten Bio-Supermarkt ein.
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Inzwischen sind die beiden Asienreisenden in Lombok angekommen. Wegen eines Unwetters kreiste ihr Flugzeug eine Stunde über dem Flughafen. Erst im vierten Versuch gelang dem Piloten die Landung.
Ihre Bilder vom Strand zeugen auch nur wenig von Idylle. Regen, Wind, Wellen, alles ist grau. Lediglich die Palmen im Hintergrund erinnern an Indonesien. Ansonsten könnten das auch Fotos von einem herbstlichen Nordseeurlaub sein.
22. März 2025, Berlin
Heute vor fünf Jahren begann der erste Corona-Lockdown in Deutschland. Mit Home Office, Schulschließungen und menschenleeren Straßen. Und in den Supermärkten begann der Kampf um Nudeln, Klopapier und Mehl.
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Bekomme auf Insta das Video eines Parcours-Artisten in meinen Feed gespielt. Der Mann springt von sehr hohen Gebäuden oder Mauern in Laternenpfähle oder Masten hinein und gleitet daran zu Boden.
Ich habe viele Fragen:
- Warum macht er das? Für den Kick, den Augenblick?
- Ist ihm das Prinzip Treppenstufen unbekannt?
- Wie hoch sind die Beiträge seiner Unfallversicherung?
- Warum schaue ich mir das an? Für den Kick, den Augenblick? Aber ohne meinen Schreibtisch zu verlassen?
23. März 2025, Berlin
Lese in den letzten Tagen regelmäßig bei „Buddenbohm und Söhne“. Dort postet Maximilian Buddenbohm seit 21 Jahren Interessantes, Nachdenkliches, Informatives und Amüsantes. Inzwischen sogar täglich, immer auf höchstem sprachlichem Niveau und in einer intellektuellen Tiefe, dass du schon mal neidisch werden kannst.
Selbstverständlich auf bewundernde und wertschätzende Weise. Im Sinne von „Auf diese Formulierung wäre ich auch gerne gekommen.“ und nicht mit dem Gedanken „Hoffentlich bekommt der olle Max bald Gicht, damit er nicht mehr tippen kann und mein Blog in besserem Licht dasteht.“
Heute berichtet er von einer Datenbank mit den Werken, die Meta „genutzt“ (aka geklaut) hat um seine AI zu trainieren. Ich bin narzisstisch genug, um sofort meinen Namen in das Suchfeld einzugeben. Fehlanzeige. (Im Gegensatz zu Maximilian Buddenbohm.)
Dafür hat sich Meta an folgenden Werken von fast Christian Hannes bedient:
- Christian A. Hanke: Computational Methods for Understanding Riboswitches
- Christian Hanke (zusammen mit Holger Gohlke): Tertiary Interactions in the Unbound Guanine-Sensing Riboswitch Focus Functional Conformational Variability on the Binding Site
- Christian Hanner (gemeinsam mit Tomas McKelvey): On Identification of Hammerstein Systems Using Excitation With a Finite Number of Levels
Ich habe keine Ahnung, was Riboswitches sind – Ribo-Switches oder Ribos-Witches? –, und das Hammerstein-System ist mir ebenfalls unbekannt. Dennoch beziehungsweise gerade deswegen scheinen mir diese Beiträge besser geeignet zu sein, um eine künstliche Intelligenz klüger zu machen als Bücher wie „Ein Vater greift zur Flasche“ oder „Wenn ich groß bin, werde ich Gott“.
Ein bisschen enttäuscht bin ich dennoch. Sobald ein Unternehmen an einer Artificial Stupidity arbeitet, kommt aber meine große Stunde.
Stoße bei Maximilian außerdem auf einen Clip von Bill Nighy („Love actually”, „The boat that rocked”). Darin kündigt er einen neuen Podcast an. Mit den Worten: „My name is Bill Nighy and I am here to complicate things further.” Was für ein Intro.
Und ein Satz, der in so vielen Lebenssituationen passt:
- „Ich bin Friedrich Merz. I am here to complicate things further.“
- „Ich bin der Klempner, der sich ihre kaputte Heizung anschauen soll. I am here to complicate things further.“
- „Ich bin das Programm zum Ausfüllen deiner Steuererklärung. I am here to complicate things further.“
- „Ich bin die Lasche zum Öffnen der Wurstverpackung. I am here to complicate things further.“
Alle Beiträge der Wochenschau finden Sie hier.

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