Rheinmetall & Co.: Trotz Rekordkursen: Dax-Konzerne sehen keinen Bedarf für Aktiensplits
Rheinmetall, Allianz & Co.: Manche Dax-Aktien sind längst keine Schnäppchen mehr. Aktiensplits könnten das ändern, doch die Konzerne winken ab. Warum eigentlich?

Rheinmetall, Allianz & Co.: Manche Dax-Aktien sind längst keine Schnäppchen mehr. Aktiensplits könnten das ändern, doch die Konzerne winken ab. Warum eigentlich?
Es ist das Zauberwort vieler Börsenspekulanten. Als die Aktie des Rüstungskonzerns Rheinmetall im Februar nach einem Rekordlauf erstmals die Schwelle von 1000 Euro überschritt, dauerte es nicht lange, bis Rufe nach einem Aktiensplit laut wurden.
Auf der bei Anlegern beliebten Diskussionsplattform Reddit etwa wurden Gedankenspiele angestellt: Was, wenn Rheinmetall die heiß gelaufene Aktie nun im Verhältnis 1:10 aufteilt – und somit für Kleinanleger zumindest optisch wieder günstiger macht? Zündet die wohl spektakulärste Kursrakete im Dax der letzten Jahre dann ihre nächste Stufe? Vorbilder aus den USA von Unternehmen wie Nvidia oder Apple gibt es schließlich zuhauf.
Hoffnungen dürften einige Rheinmetall-Anleger daher in die bevorstehende Hauptversammlung im Mai gesetzt haben. Bei diesen Terminen wird üblicherweise über einen Aktiensplit abgestimmt. Doch als der Konzern vor wenigen Tagen die Einladungen samt Tagesordnung an Aktionäre verschickte, war klar: einen Aktiensplit wird es bei Rheinmetall vorerst nicht geben. Eine Begründung lieferte ein Konzernsprecher auf Nachfrage nicht. Man gebe dazu grundsätzlich keinen Kommentar ab, hieß es nur.
Aktiensplit? Münchener Rück sieht „keine Notwendigkeit“
Rheinmetall bleibt mit seiner ablehnenden Haltung jedoch kein Einzelfall. Auch andere hochpreisige Dax-Titel sehen derzeit keinen Anlass, über einen Aktiensplit nachzudenken – trotz teils rasanter Kursentwicklungen in den vergangenen Jahren.
Immer wieder als Kandidat für einen Aktiensplit gehandelt wird beispielsweise Münchener Rück. Der Rückversicherer ist zwar kein typischer Wachstumstitel, sondern eher eine Dividendenperle. Dennoch hat sich die Aktie auf 5-Jahres-Sicht mehr als verdreifacht. Anleger müssen mittlerweile fast 600 Euro berappen, wenn sie sich den Titel ins Depot legen wollen.
Daran wird sich bis auf weiteres nichts ändern. „Wir planen derzeit keinen Aktiensplit, da wir momentan keine Notwendigkeit dafür sehen“, heißt es vom Unternehmen. Auch beim Versicherungskonzern Allianz, dessen Aktie mit einem Stückpreis von rund 340 Euro ebenfalls teuer erscheint, sind derartige Überlegungen kein Thema – wenngleich sich der Kurs zuletzt „in der Tat sehr gut entwickelt hat“, wie eine Sprecherin betont.
Letzter Aktiensplit liegt schon Jahre zurück
Damit bleibt die oberste deutsche Börsenliga ihrer Tradition wieder einmal treu. Denn wer in der Dax-Historie nach Aktiensplits sucht, muss weit zurückschauen. Den letzten Split vollzog der Energiekonzern Eon im August 2008, damals im Verhältnis 1 zu 3. Für je eine alte Aktie erhielten die Aktionäre also drei weitere. Der Kurs wurde dementsprechend um ein Drittel reduziert, ohne dass sich der Gesamtwert der Aktien im Depot veränderte.
Einige Jahre zuvor, 1998 und 2001, hatten zunächst auch SAP und Siemens einen Aktiensplit durchgeführt. Beim Softwarekonzern SAP ging der Maßnahme ein rasanter Kursanstieg inmitten des Dotcom-Booms voraus. Innerhalb weniger Jahre hatte sich die SAP-Aktie im Wert fast verfünffacht.
Aktiensplits: Warum sind sie in Deutschland so selten?
Dass Aktiensplits hierzulande rar sind, hat vor allem kulturelle und strukturelle Gründe: Die Kursdynamik deutscher Unternehmen verläuft insgesamt moderater, der hiesige Kapitalmarkt ist stark von einem konservativen Aktionärsbild geprägt, und wachstumsstarke Tech-Konzerne mit rasanten Kurssteigerungen sind hier deutlich seltener vertreten. Zudem legen viele deutsche Investoren traditionell mehr Wert auf stabile Dividendenrenditen als auf steile Kursfantasien, was den Druck zu Splits zusätzlich mindert.
Eine Ausnahme bildete vor gut zwei Jahren der Reisekonzern Tui, dessen Aktie infolge der Coronapandemie zum Pennystock mutiert war. Um dem entgegenzuwirken und wieder ein seriöseres Kursbild zu schaffen, entschied sich das Unternehmen für einen sogenannten Reverse Split. Dabei werden mehrere alte Aktien zu einer neuen Aktie zusammengelegt – im Fall von Tui geschah dies im Verhältnis 10 zu 1. Das bedeutete: Zehn alte Aktien wurden in eine neue umgewandelt, wodurch sich der Kurs rechnerisch auf mehr als 17 Euro verzehnfachte. Einen nachhaltigen Effekt hatte das übrigens nicht. Die Aktie ist heute deutlich weniger wert.