Psychologie: Welche unbeliebte Gewohnheit deinem Gehirn und deiner Stimmung guttut
Gute Laune und klare Gedanken – wer würde dazu schon Nein sagen? Laut Studien können wir beides ganz leicht fördern. Wir müssen uns dafür nur zu einer kleinen Unannehmlichkeit überwinden.

Gute Laune und klare Gedanken – wer würde dazu schon Nein sagen? Laut Studien können wir beides ganz leicht fördern. Wir müssen uns dafür nur zu einer kleinen Unannehmlichkeit überwinden.
Kaltes Wasser kann den Kreislauf anregen, wach machen, Entzündungen lindern und Muskeln dabei unterstützen zu regenerieren. All das hat sich mittlerweile weitgehend herumgesprochen. Nur wenige von uns motiviert dieses Wissen allerdings, regelmäßig in den winterlichen See zu hüpfen oder zumindest kalt zu duschen. Täten wir es wohl, wenn wir wüssten, dass Eisbäder glücklicher machen und die kognitiven Fähigkeiten verbessern könnten? Genau das legen nämlich einige neuere Studien nahe.
Experiment Kaltbaden: Besserer Schlaf und mehr Zuversicht
In dem Magazin "Physiology & Behavior" hat ein Forschungsteam in diesem Jahr zum Beispiel die Ergebnisse folgender Untersuchung veröffentlicht: Vier Wochen lang badeten 13 Testpersonen drei Mal wöchentlich für zehn Minuten in zehn Grad kaltem Wasser. Die Forschenden sammelten während dieser Zeit Daten zu Wohlbefinden und mentalem Zustand der Versuchsteilnehmenden: Wie gut schlafen sie? Wie fit sind sie geistig? Wie ängstlich oder zuversichtlich fühlen sie sich?
Bereits nach einer Woche verzeichneten die Wissenschaftler eine positive Wirkung auf die Psyche der Proband:innen: Sie waren sorgenfreier und optimistischer. Ab der zweiten Woche verbesserte sich zudem die durchschnittliche Schlafqualität, wobei dieser Effekt besonders bei jenen deutlich wurde, die zuvor größere Schlafbeschwerden hatten. Im Hinblick auf die kognitiven Fähigkeiten beobachteten die Forschenden leichte Verbesserungen in bestimmten Bereichen: Die Versuchspersonen wurden geistig ein wenig flexibler und verarbeiteten Informationen etwas schneller.
Andere Studien führten zu ähnlichen Ergebnissen
Wäre dieses Experiment mit nur 13 Testpersonen der einzige Hinweis darauf, dass kaltes Wasser uns in mentaler Hinsicht guttun könnte, wäre es allzu verständlich, wenn die meisten Menschen doch lieber weiterhin auf ihre heißen Wohlfühlbäder setzten. Allerdings führten zwei weitere Untersuchungen der vergangenen Jahre zu ähnlichen Ergebnissen: Für eine 2021 veröffentlichte Studie badeten 42 Proband:innen 20 Minuten im knapp 14 Grad kalten Meer und fühlten sich danach weniger niedergeschlagen, wütend und angespannt. Und 2023 schrieb ein Forschungsteam über ein Experiment, das Menschen nach nur fünf Minuten Kaltbaden lebendiger und inspirierter werden ließ.
Eine sichere Erklärung dafür, warum kaltes Wasser uns offenbar so guttun kann, haben Wissenschaftler:innen bislang nicht – allerdings eine Vermutung: Es könnte sein, dass regelmäßige Abkühlungen unseren Cortisol-Haushalt regulieren. Cortisol ist ein Hormon, das wir etwa bei Stress und in Gefahrensituationen ausschütten. Es hilft uns in solchen Momenten, uns zu fokussieren und die kurzfristig extremen Anforderungen zu bewältigen. Ein dauerhaft hoher Cortisol-Spiegel hat wiederum negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit: Er fördert Schlafstörungen, macht uns reizbarer und unausgeglichen.
Wenn wir ins kalte Wasser springen, haben Forschende herausgefunden, schießt unser Cortisol überraschenderweise nicht in die Höhe, sondern bleibt relativ stabil. Einige Stunden danach sinkt er allerdings merklich – was wir tendenziell als beruhigend und entspannend empfinden. Wer unter Dauerstress leidet, könnte deshalb womöglich von kalten Bädern langfristig profitieren.
Ehe wir nun allerdings ans nächstgelegene Meer- oder Seeufer fahren und eintauchen: Draußen in kaltem Wasser zu schwimmen, ist gefährlich. Wir können unterkühlen, Krämpfe bekommen, ertrinken. Um auszuprobieren, ob kaltes Wasser uns guttun und entspannen kann, müssen wir allerdings nicht unbedingt raus und unser Leben riskieren: Ein kaltes Bad zu Hause oder eine kalte Dusche genügen für den Anfang. Und wenn uns das auf den Geschmack bringt, können wir uns ja einer Gruppe von Eisbade-Enthusiasten anschließen.