News: Werder Bremen, Russland, AS Cannes
Werder Bremen steckt in der Krise und Leonardo Bittencourt platzt der Kragen. Wie tief sitzen die Probleme? Das und mehr in den News des Tages.

Miese Stimmung in Bremen
Die Ultras von Werder Bremen hatten am Dienstag die Nase gestrichen voll. Als Trainer Ole Werner und Kapitän Niklas Stark nach der Niederlage gegen Arminia Bielefeld vor den Gästeblock treten wollten, schickte der Bremer Anhang sie prompt fort. „Ich bin schon lange hier und habe die Fans noch nie so erlebt“, sagte Leonardo Bittencourt nachher. Bei Werder, der Eindruck entsteht, geht gerade etwas in die Brüche, das über Jahre gewachsen ist. Bittencourt war es dann auch, dem in der Mixed Zone die Hutschnur platzte: „Es ist zu lieb, alles ist immer schön, alles ist immer gut. Es werden Sachen angesprochen, aber dann heißt es gleichzeitig: Ja, du weißt doch, wie ich das meine. Und ich rasier’ da jetzt drüber. Ist mir scheißegal!“ Und dann rasierte der 31-Jährige tatsächlich – trocken und gegen den Strich.
„Wir denken, wir sind die Krassesten. Das geht mir einfach auf den Sack, was wir hier für Chancen wegschmeißen“, sagte er. Und an die Adresse von Derrick Köhn, der bei seiner Auswechslung vom Platz geschlichen war, setzte er nach: „Es steht 1:2, aber man will halt noch sein Tape abmachen und dann erst runter vom Platz. Also, ich verstehe manche Jungs nicht: Geh runter, wir haben keine Zeit mehr! Ich weiß nicht, was in manchen Köpfen los ist. Ich habe da keinen Bock mehr drauf.“ Bittencourts Tirade zeigt, wie sehr die Nerven bei Werder nach dem jüngsten 0:5 beim SC Freiburg und dem darauffolgenden Pokal-Aus blank liegen. Sportchef Clemens Fritz versuchte zu beschwichtigen: „Mal ein bisschen Reibung zu haben, das auch klar anzusprechen, ist mir lieber, als wenn keiner was sagt.“ Doch für Trainer Ole Werner wird die Lage zusehends prekär, die Argumente gehen ihm langsam aus. Dem Verein droht im besten Fall eine belanglose Saison. Und im schlimmsten ein zweites 2021. Laut Fritz stehe Werner allerdings „überhaupt nicht zur Diskussion“. Am Samstag gegen Wolfsburg sollten langsam wieder Punkte gesammelt werden. Auch, um die Beziehung zu den Fans zumindest wieder etwas zu entspannen.
UEFA reicht Russland die Hand
Seit über drei Jahren tobt nun schon der genauso sinn- wie erbarmungslose russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Mit Folgen auch für den Fußball. Ukrainische Teams müssen ihre Champions-League-Heimspiele in deutschen Stadien austragen, russischen Mannschaften sind aus Wettbewerben der UEFA und der FIFA ausgeschlossen. Während Donald Trump aktuell über Friedensmodalitäten spricht und dabei der Ukraine eine Kriegsschuld attestiert, schaltet sich jetzt die UEFA ein. Die europäische Politik habe „nicht mit Russland über ein Ende des Kriegs in der Ukraine diskutieren wollen“, kritisierte UEFA-Präsident Aleksandar Ceferin. „Jetzt verhandeln die USA mit Russland. Und dieselben Politiker fragen sich, warum die Amerikaner ohne Rücksprache mit ihnen verhandeln. Sie sollten verstehen, dass größere Interessen auf dem Spiel stehen.“ Laut der Sportschau reiste UEFA-Direktor Zoran Laković Anfang des Monats nach Moskau. Der russische Verband zitiert ihn mit den Worten: „Ich hoffe, dass in diesem Jahr der russische Sport, einschließlich der Fußballnationalmannschaft, endlich dahin zurückkehrt, wo er vor dieser Situation war.“ Ziemlich versöhnliche, und gemessen am Hintergrund auch verstörende Worte. Zumal er Russland versprach, bald „in die europäische Sportfamilie zurückkehren“ zu können.
Man Cannes kaum fassen
Die Stadt Cannes an der Französischen Côte d’Azur ist vor allem bekannt für seine Filmfestspiele und weniger für Fußball. Was sich aber vielleicht bald ändern könnte, denn die AS Cannes schreibt gerade eine fantastische Geschichte. Der Viertligist schlug am Dienstag den Zweitligisten EA Guingamp im Viertelfinale des französischen Pokals – und steht damit jetzt im Halbfinale. „Das ist absurd“, sagte Trainer Damien Ott nach dem Spiel. „Ein Team aus National 2 im Halbfinale, nach einem Spiel, das sie wirklich verdient gewonnen haben. Ohne arrogant zu sein: Das ist beängstigend.“ Im Halbfinale gelte es nun, Paris Saint-Germain als Gegner zu vermeiden – dann stehe einer Finalteilnahme nichts mehr im Wege. „Es ist wie im Casino“, sagte Ott. „Wir legen alles auf den Tisch. Wir setzen viel, um viel zu gewinnen.“ Es ist ein kleines Fußballmärchen, das die Südfranzosen gerade schreiben. Und wer weiß? Vielleicht schafft es die Story ja auch irgendwann mal auf die Kino-Leinwand von Cannes.
Rätsel des Tages
Na, welche Mannschaft haben wir euch heute mitgebracht? Wenn ihr die Antwort wisst, sendet ein Fax an newsletter@11freunde.de. Gestern zeigten wir euch hier den Karriereweg von René Eijkelkamp.
Und heute so?
Es ist Karneval! Und damit erstmal herzliche Grüße an mein angedüdeltes Ich in wenigen Stunden – ich hoffe, dir geht’s gut. Für alle, die nicht auf Karneval stehen: In England und in Italien wird am Abend Fußball gespielt. West Ham United trifft um 21 Uhr auf Leicester City, der FC Bologna eine Viertelstunde eher auf AC Mailand.
Alaaf und Huuse Ho!