Leserbriefe zu „Bischof fordert Kriegstauglichkeit – ein Brief an den „Mann Gottes““
Marcus Klöckner thematisiert hier die Worte „Wir müssen ´kriegstauglich´ werden und uns zugleich ´friedenstüchtig´ für einen gerechten Frieden einsetzen“ von Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck. Der „Mann Gottes“ klinge mit diesen Worten wie ein Politiker. Daher hat er dem ehrwürdigen Bischof einen Brief geschrieben und u.a. gefragt, woher er die Auffassung nehme, dass „wir“ angeblich einerWeiterlesen

Marcus Klöckner thematisiert hier die Worte „Wir müssen ´kriegstauglich´ werden und uns zugleich ´friedenstüchtig´ für einen gerechten Frieden einsetzen“ von Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck. Der „Mann Gottes“ klinge mit diesen Worten wie ein Politiker. Daher hat er dem ehrwürdigen Bischof einen Brief geschrieben und u.a. gefragt, woher er die Auffassung nehme, dass „wir“ angeblich einer „Bedrohung“ ausgesetzt seien. Es gebe keine Bedrohung. Die Bedrohung durch Russland gleiche einem Phantasma. Wir danken für die zahlreichen und interessanten E-Mails. Christian Reimann hat die nun folgende Leserbrief-Auswahl für Sie zusammengestellt.
1. Leserbrief
Lieber Marcus Klöckner,
ganz herzlichen Dank für diesen Brief an einen angeblichen “Mann Gottes” – oder ist er es gar nicht?
Günter Grzega
2. Leserbrief
Hallo NDS-Team,
es hätte gereicht, wenn der so genannte Ruhrbischof in die Autobiografie des leider verstorbenen Papstes Franziskus rein gelesen hätte. Da heißt es nämlich:
“Wir müssen uns in jedem Fall bemühen, dem Wettrüsten und der immer weiteren Verbreitung von Waffen auf der Welt ein Ende zu setzen, sowohl auf individueller wie auf staatlicher Ebene, sowohl im Kontext eines Krieges als auch in unseren Städten. Vor allem aber in den wirtschaftlich entwickelten Ländern, wo es um einen vergänglichen Konsens und ein trügerisches Gefühl der Sicherheit geht. Wer glaubt, das Böse mit dem Bösen bekämpfen zu können, schafft unweigerlich das noch Schlimmere. Jene politischen Führer, die dieser Gesinnung das Wort reden, die nicht fähig sind, Dialoge und Diskussionen zu führen, die ihr Amt nicht mit der Demut dessen ausfüllen, der gewählt wurde, um Bande des Miteinander zu knüpfen, sondern stattdessen auf Arroganz setzt, jene Führer werden ihrem Volk weder Frieden noch Gerechtigkeit und Wohlstand bieten können. In der Regel führen sie es nur an den Abgrund und in den Ruin.”
Danke, Franziskus! Dem ist wohl nur hinzuzufügen: Was für Politiker gilt, sollte für Bischöfe schon lange gelten. Vielleicht kapiert auch einer wie Overbeck das irgendwann.
Beste Grüße
Georg Raacke
3. Leserbrief
Hallo NDS, Herr Klöckner,
beim lesen ihres Beitrags ist mir sofort die Versuchung Jesus durch den Teufel eingefallen. Schon lange aus der Kirche ausgetreten war ich trotzdem einer katholischen geprägten Erziehung ausgesetzt. Dieses „Wasser predigen und Wein saufen“ war allerdings schon damals ein Kennzeichen dieser Kirche und mir schon sehr früh (Gott sei Dank) bewusst. Aus theologischer Sichtweise würde ich mal sagen, dieser Bischof ist an den Teufel verloren gegangen. Wie hat sich Jesus bei einer solchen teuflischen Attacke verhalten?
Matthäus 4
Jesu Versuchung
(Mk 1,12-13; Lk 4,1-13)
Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Und der Versucher trat herzu und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben 5. Mose 8,3: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.«
Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben Ps 91,11-12: »Er wird seinen Engeln für dich Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.« Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben 5. Mose 6,16: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.«
Der Volksmund hat da eine wirklich gute Phrase parat. „Der wird wohl vom Teufel geritten“. Vielleicht wäre hier Exorzismus eher ein Weg zum Erfolg als dieser wirklich sehr gut geschriebene Brief? Natürlich denke ich dabei nur an das Seelenheil dieses fehlgeleiteten Bischofs.
Grüße und ein Danke für eure Arbeit,
Armin Hellinger
4. Leserbrief
Hallo Herr Klöckner,
vielen Dank für Ihren sehr wichtigen Artikel.
Anbei eine von vielen unbeantworteten Anfragen an den Rat der EKD.
Mit friedlichen Grüßen Udo und Ulrike Böttcher
An den EKD-Rat.
Guten Tag, „Öffentlichkeit hat Anspruch darauf Positionen der Kirche zu hören“ (K. Fehrs, 13.2. 2025 EKD-News).
Die Absichten über materielle und mentale Militarisierungs- und Aufrüstungsgigantomanie überschlagen sich in Berlin und Brüssel…
Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Internationale Politik“ der DGAP befasst sich mit diesem Thema.
Da könnte man der Öffentlichkeit doch zeigen wie man prüft (Erkenntnisprozess) und ob man überhaupt prüft (man müsste dann allerdings zeigen warum nicht bzw. wozu nicht).
Wir erwarten eine öffentliche kirchliche Positionsbeschreibung.
Mit erwartungsvollen Grüßen
Udo und Ulrike Böttcher
5. Leserbrief
Liebe NDS,
Sehr gut, was Markus Klöckner da schreibt.
Allerdings befürchte ich, dass er damit so einen Militärprediger intellektuell überfordert.
Mir fällt nur ein, dass alle kriegsführenden Völkern – am aktuellsten Deutschland unter Hitler und die USA seit Vietnam – immer “Gottes Vertreter” an ihrer Seite hatten, um die Waffen zu segnen.
Nichts ist leichter, wenn hinter all dem nichts steht, als Glaube – der von Milliarden Erdbewohnern in Millionen Varianten praktiziert wird.
Aber ein Bischof im Talar hat eben mehr Autorität, als ein buddhistischer Mönch oder ein Pariser Arbeiterpriester.
Toll, welche Narrheiten sich über Jahrtausende halten. Und mit oder ohne “göttlichen” Segen stirbt es sich gleichermaßen endgültig.
Mein Vorschlag: ab an die Front, Herr Bischof, die Ukraine, der Sudan, Ruanda oder Myanmar warten auf Sie!
Damit ein gutes Wochenende – es wird endlich wärmer und dann können wir bald Bischöfe grillen, verbal, meine ich
H. Rudolf
6. Leserbrief
Lieber Herr Marcus Klöckner!
Ich bin beim Lesen bzw. Überfliegen Ihres Artikels an folgender Stelle hängen geblieben:
“Haben Sie sich jemals gefragt, warum Russland „uns“ angreifen sollte? Europa besteht aus 450 Millionen Bürgern, während in Russland etwa 150 Millionen Menschen leben. Europa – ein Gebilde aus zahlreichen Kulturen, Mentalitäten, Sprachen. …”
Ich möchte Sie höflich darauf hinweisen, dass Europa laut einer kurzen Recherche meinerseits ca. 750 Millionen Einwohner hat, davon ca. 123 Millionen im europäischen Teil Russlands ?.
Lang genug eingehämmert, wirken die verbreiteten Narrative bis in die Hirnwindungen von uns allen. Die Propagandisten verstehen ihr Handwerk! Die Europa wird oft und beliebig mit der EU gleichgesetzt, so funktioniert Spaltung. So werden Feindbilder erzeugt, so ist plötzlich Russland außerhalb von “Europa”.
Etwas später verwenden Sie das Wort “Ungeimpfte”, das ich ebenso als Kampfbegriff der Propaganda sehe, der Spaltung erzeugt, wo keine ist. Wie viele der nicht “Corona-Geimpften” haben andere Impfungen wie Tetanus usw., sind also sicher keine “Ungeimpften”?
Inzwischen habe ich mir Ihren Brief an den Bischof als Ganzes zum Frühstück angehört. Ich kann Ihnen nur zustimmen, abgesehen von dem oben erwähnten.
Im Übrigen finde ich es einfach traurig, aber wenig überraschend, dass kirchliche Vertreter sich noch immer und wieder unter die kläffenden Kriegstreiber mischen.
Es hat sich nichts geändert. Leider. Nach meiner Erfahrung seit über 40 Jahren nicht. Von wegen Zeitenwende.
Und auch die Rede des Bischofs habe ich nun gelesen (für mich interessantes Detail: Das Papierformat des PDF ist “US-Letter”… ). Die Rede ist ziemlich wirr. Mir tut das im Kopf weh.
Wenn die “Christliche Kirche” ihre eigene Botschaft ernst nähme, gäbe es diese Kirche nicht.
Wär die Kirch a Engerl, es hätt sich seine Flügerl abgeschnitten.
Mit besten Grüßen!
Dietmar Egle
7. Leserbrief
Sehr geschätzter Marcus Klöckner,
“„Wir müssen „kriegstauglich“ werden und uns zugleich „friedenstüchtig“ für einen gerechten Frieden einsetzen“ – das sind aktuelle Worte von Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck.”. Diese Worte erinnern doch sehr an den neuen woken Zeitgeist – frei nach Tobias Riegel – “Kapiert es endlich: Frieden ist jetzt Krieg! Und links ist jetzt rechts!”
Aber wir müssen verstehen, denn dieser arme Bischof hat es auch nicht leicht! Einerseits gibt es in der christlichen Lehre das Gebot der Gewaltfreiheit (so mein Kenntnisstand) andererseits wird der gute Mann (meiner Meinung nach (m.M.n.) zumindest überwiegend) monatlich von Steuergeldern gut entlohnt. Was soll der gute (Gottes)Mann also tun? Schwierig, schwierig, schwierig!
Der gute Mann scheint sich auf altbewährtes besonnen zu haben “Wessen Brot ich ess dessen Lied ich sing” – und er strahlt dabei!
Herzliche Grüße
Andreas Rommel
8. Leserbrief
Auch ich finde die Aussagen des Herrn Overbeck abwegig für einen Christen und deshalb habe ich ihm folgenden Brief geschrieben.
Sehr geehrter Herr Overbeck
Mit Befremden habe ich Ihre Aussagen zu Ostern gelesen. Sie sagen zu Recht: „Für das christliche Profil einer Friedensethik ist es entscheidend, stets das Ziel der Überwindung von Gewalt zu verfolgen“, und Sie betonen zu Recht das Recht auf Selbstverteidigung. Dann sagen Sie: Niemals dürfe es einen „Siegfrieden“ geben. Was ist denn nun christlich, die Überwindung von Gewalt, oder zu verhindern, dass das Recht des Stärkeren sich durchsetzt? Putin ist im Ukraine Krieg der überlegene Aggressor, wenn Sie also dafür plädieren, dass das Recht des Stärkeren nicht die Stärke des Rechts ersetzen darf, dann plädieren Sie dafür, die Ukraine in die Lage zu versetzen, den Krieg so lange fortzusetzen, bis Putin aus der Ukraine vertrieben wurde, wie Herr Merz formulierte: koste es was es wollen. Das ist kein christlicher Aufruf zum Frieden schaffen durch Diplomatie, sondern ein unchristlicher Aufruf zur Kriegsführung, und ein Aufruf an unsere Bevölkerung an dem Krieg teilzunehmen, denn Russland ist nun mal der überlegene Aggressor, den die Ukraine nur mit aktiver Unterstützung von uns besiegen kann. Ist das die christliche Friedensbotschaft zu Ostern?
Auch als Unterstützer desjenigen, der angegriffen wird, muss man sich fragen, ob die geleistete Hilfe dazu dient, Menschenleben zu schützen oder dazu führt, dass der Verteidiger immer mehr in Bedrängnis gerät. Die westliche Waffenhilfe hat nur dazu geführt, dass die Ukraine immer mehr in Bedrängnis gerät und das ist nicht nur unchristlich, sondern auch unmenschlich, weil dies absehbar war. Ich hätte mir von Christen gewünscht, auf eine diplomatische Lösung zu drängen. Solch eine für die Ukraine gute diplomatische Lösung wäre zu Beginn des Krieges möglich gewesen. Auch wenn es nicht gern gehört wird. Der Krieg in der Ukraine hat eine Vorgeschichte, an der auch die Politiker der Ukraine und einflussreiche Politiker des Westens mitgewirkt haben und an deren Ende die Aggression Russlands stand. Eine diplomatische Lösung war und ist also möglich. Ein „Siegfrieden“ (sehr eigenartige Wortschöpfung eines Bischofs) schafft Frieden, was ja an erster Stelle stehen sollte. Die Geschichte hat gezeigt, dass ein Frieden, wie immer er geschlossen wurde, langfristig immer dazu geführt hat, dass die Menschen verfeindeter Staaten eine immer engere Beziehung zueinander aufgebaut haben und ganz wichtig, viele durften unversehrt weiter leben, weil sie nicht für ein Prinzip (kein Siegfrieden) geopfert wurden.
Sie sagen: das Recht des Stärkeren dürfe nicht die Stärke des Rechts ersetzen. Diese Aussage hört sich gut an, ist aber abwegig, denn ein Rechtssystem beruht ja auf den drei Säulen Gesetzgebung, einem Gerichtswesen und einer ausführenden Macht. All das ist hier leider nicht vorhanden. Zudem impliziert diese Aussage, dass man im „Recht“ ist und die Aufgabe und die Macht hat, das „Recht“ durchzusetzen, das ist aber das Gegenteil von der Überwindung von Gewalt. Dazu kommt, dass Russland eine Atommacht ist. Das Gleichgewicht des Schreckens hat uns bisher davor bewahrt, dass wir in einen Krieg verwickelt wurden. Wenn Sie nun das „Recht“ gegenüber Russland durchsetzen möchten, gefährden Sie dieses Gleichgewicht und riskieren eine atomare Auseinandersetzung. Die Schuld dafür dann Putin zu geben, ist schon eine sehr billige Ausrede. Ist Ihnen als Bischof das Prinzip – kein Siegfrieden – wichtiger als das Leben von vielen, vielen Menschen?
Noch bin ich Mitglied der kirchlichen Gemeinschaft, aber wenn ich solche Aussagen lesen, die ich für zutiefst unchristlich halte, dann frage ich mich, ob diese Glaubensgemeinschaft noch meine Glaubensgemeinschaft ist.
Norbert Klose
9. Leserbrief
Dem Text, den Herr Marcus Klöckner an den Bischof Overbeck geschrieben hat, kann ich nur zustimmen.
Ich habe vor kurzem auch einen Protestbrief geschrieben und zwar an Herrn Kühl von der Evangelischen Akademie Loccum, weil an deren Tagung auch Vertreter der Rüstungsindustrie teilgenommen haben. Der Brieftext passt zum Thema, deswegen gebe ich ihn hiermit zur Kenntnis.
Vielen Dank für die Arbeit der Nachdenkseiten
Heidemarie Wegener
Sehr geehrter Herr Kühl,
aus den Nachdenkseiten vom 10.4.25 habe ich von einer Tagung der Evangelischen Akademie Loccum erfahren, an der außer Vertretern aus Kirchenkreisen auch solche der Rüstungsindustrie teilgenommen haben. Ja, sind wir denn schon wieder so weit?
Die Kirchen hatten selten ein Problem damit, Kanonen zu segnen aber sie scheinen ein großes Problem mit der Lehre eines gewissen Jesus Christus zu haben, die sie entweder nicht kennen oder aber verleugnen. Glaubt man der Bibel, war Jesus tatsächlich radikaler als Marx und friedfertiger als Ghandi.
Hier eine kleine Auswahl an Bibelzitaten zum Thema Reichtum, Gier und Kriegsgewinne:
Matthäus 19.23.
Da sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird nur schwer in das Himmelreich kommen.
Matthäus 19.24 und weiter sage ich euch: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.
Ab Markus 10.17 wieder die Geschichte von dem reichen jungen Erben, der um Wege fragt, wie er das ewige Leben erlangen könne. Jesus fragt ihn, ob er die Gebote halten würde und fordert ihn auf, alles Ererbte den Armen zu geben. Darauf geht der junge Mann traurig davon.
Markus 10.23 Und Jesus sah sich um und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen!
Markus 10.24 Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist’s dass die, so ihr Vertrauen auf Reichtum setzen, in Reich Gottes kommen!
Markus 10.25 Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.
Lukas 18.22 hier abermals die Geschichte von dem reichen jungen Erben der traurig davongeht, denn er mag seinen Reichtum nicht teilen)
Gehe hin, verkaufe alles was du hast und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach!
Lukas 18.23.Da er das hörte ward er traurig, denn er war sehr reich.
Da aber Jesus sah, dass er traurig war geworden, sprach er: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen.
Lukas 18.25. Es ist leichter, dass ein Kamel gehe durch ein Nadelöhr, denn dass ein Reicher in das Reich Gottes komme.
zum Thema Feindesliebe:
Lukas 6.27 Aber ich sage euch: Liebet eure Feinde, tut denen wohl, die euch hassen.
Lukas 6.21 und wie ihr wollt, das euch die Leute tun sollen, also tut ihnen gleich auch ihr.
Lukas 6.29 Und wer dich schlägt auf einen Backen, dem biete den anderen auch dar.
In der Hoffnung, Ihnen weitergeholfen zu haben verbleibe ich
10. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Klöckner,
danke für diesen Beitrag.
Man sieht, die Denk- und Handlungsmuster und damit auch die Begriffe wiederholen sich in der Geschichte. Ich möchte in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass nicht nur der Begriff “kriegstüchtig”, sondern auch der Begriff “gerechter Frieden” seine Vergangenheit hat. Während die Bedeutung des Wortes “kriegstüchtig” relativ klar ist, hat der Begriff “gerechter Frieden” ein großes Potential für Heuchelei, wie aus dem Folgenden ersichtlich wird.
»Aus Anlass des Krieges hatte sich durch Initiative des nationalsozialistischen Ministers für die kirchlichen Angelegenheiten Hanns Kerrl ein “Geistlicher Vertrauensrat der Deutschen Evangelischen Kirche” aus Vertretern der Deutschen Christen (Mecklenburgs radikaler DC-Landesbischof Walther Schultz), der Mitte (der Theologe und Oberkonsistorialrat Johannes Hymmen vom Evangelischen Oberkirchenrat in Berlin) und Konfessionslutheranern (Hannovers Landesbischof August Marahrens [1]) gebildet, der geistliche Unterstützung für Hitlers Krieg anbot und fortan auch vielfach mit kräftigen Worten leistete. Im “Aufruf” vom 2. September [1939] heißt es:
“Seit dem gestrigen Tage steht unser deutsches Volk im Kampf für das Land seiner Väter, damit deutsches Blut zu deutschem Blute heimkehren darf. Die deutsche evangelische Kirche stand immer in treuer Verbundenheit zum Schicksal des deutschen Volkes. Zu den Waffen aus Stahl hat sie unüberwindliche Kräfte aus dem Worte Gottes gereicht: die Zuversicht des Glaubens, dass unser Volk und jeder einzelne in Gottes Hand steht, und die Kraft des Gebetes, die uns in guten und bösen Tagen stark macht. So vereinigen wir uns auch in dieser Stunde mit unserem Volk in der Fürbitte für Führer und Reich, für die gesamte Wehrmacht und alle, die in der Heimat ihren Dienst für das Vaterland tun. Gott helfe uns, dass wir treu erfunden werden, und schenke uns einen Frieden der Gerechtigkeit!”«
(Manfred Gailus, Im Bann des Nationalsozialismus – Das protestantische Berlin im Dritten Reich, Seite 224)
[1] August Marahrens war von 1928 bis 1950 Abt des Klosters Loccum. Ab 1933 war er Mitglied und ab 1935 Vorsitzender des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltkonvents. Ab 1934 war Marahrens Vorsitzender der Kirchenführerkonferenz der Deutschen Evangelischen Kirche (DEK) sowie zwischen 1934 und 1936 Vorsitzender der Bekennenden Kirche der DEK. Ab 1939 war er Mitglied des geistlichen Vertrauensrates der DEK.
de.wikipedia.org/wiki/August_Marahrens
Gemäß lutherischer Zwei-Reiche-Lehre unterschied Marahrens streng zwischen kirchlichem und staatlichen Machtbereich: Als Geistlicher war er überzeugter Anhänger, Gründungsmitglied und Vorsitzender der 1. vorläufigen Leitung der Bekennenden Kirche und duldete keine staatliche Einmischung in religiöse und kirchliche Belange. Als Staatsbürger dagegen war er der Regierung und Hitler als Staatsoberhaupt treu und loyal ergeben und erlaubte kirchlicherseits keine offene Kritik an der staatlichen Politik.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Böhm
In Anbetracht der Nachrufe auf Papst Franziskus, die ihn meistens als einen “Friedenspapst” darstellen (“Pilger des Friedens” (Telepolis), “Ein Papst wider die Hochrüstung zur Welt-Kriegstüchtigkeit” (Overton-Magazin)) und in Anbetracht der Tatsache, dass genau dieser “Friedenspapst” der Vorgesetzte von Militärbischof Franz-Josef Overbeck war, stellen sich mir doch einige Fragen.
Ist der Papst in der katholischen Kirche nur für die Public Relations zuständig, also für den christlichen Außenanstrich, während die katholischen Bischöfe und erst recht die katholischen Politiker in den verschiedenen Ländern, insbesondere den NATO-Ländern, ganz andere Standpunkte vertreten?
Wusste dieser Papst nicht, dass fast alle einflussreichen Katholiken dieser Welt sich ganz anders verhalten, als er es in seinen friedensbewegten Reden gefordert hat?
Ich denke, er wusste es ganz genau und es gibt aus meiner Sicht eine kalkulierte Rollenverteilung zwischen Papst und Bischöfen. Der Papst ist für die schönen Worte zuständig, für Symbolpolitik, die der katholischen Kirche nichts kosten und für deren praktische Umsetzung der Papst von unseren Medien kaum zur Rechenschaft gezogen wird. Die Bischöfe dagegen machen die praktische Politik vor Ort, wozu es gehört, sich mit den Regierungen der jeweiligen Länder gutzustellen, wozu es wiederum gehört, dem Militärischen nicht allzu vehement zu widersprechen. Der ganze Papst-Rummel ist für mich der Gipfel der Heuchelei.
Und sollte es wider meinen Ansichten tatsächlich stimmen, dass Franziskus es ehrlich gemeint hat, aber sich gegen die bösen Kardinäle und Bischöfe nicht durchsetzen konnte, obwohl er ja als unfehlbares Oberhaupt der katholischen Kirche alle Möglichkeiten dazu gehabt hat, dann stellt sich mir immer noch die Frage:
Wäre es für den Frieden in dieser Welt nicht besser gewesen, wenn Franziskus aus Protest aus der katholischen Kirche ausgetreten wäre?
11. Leserbrief
Lieber Herr Klöckner,
Liebes NDS-Team,
Vielen Dank für Ihren trefflich formulierten Brief!
Es ist leider fraglich, ob Ihr Brief das Herz von Hr. Bischof Overbeck erreicht oder auf Verständnis trifft.
Bischof Overbeck, der Impfen als “Ausdruck konkreter Nächstenliebe”[1] sah und vor verantwortungslosen “Corona-Leugnern” auf “gefährlichem Irrweg” warnte, die womöglich als “rechtspopulistische und rechtsextreme Bewegungen die Corona-Krise nutzen, um unsere Demokratie zu beschädigen”[2], scheint generell – entgegen den Lehren, dem Menschen- und Glaubensverständnis von Jesus Christus – ein Hang zur Abgrenzung, Ausgrenzung und Kontaktschuldauferlegung zu haben.
Das äußert er auch direkt politisch, wenn er dem BSW “Züge des Neo-Stalinismus”[3] vorwirft und von allen Christen ebenso scharfe Abgrenzung wie zur AfD fordert:
“So wie die Parteien der Mitte eine Zusammenarbeit mit der AfD ausschließen, sollten sie sich auch auf ein Kooperationsverbot mit dem BSW verständigen, meinte Overbeck. Ob im Bundestag, in Länderparlamenten, Stadt- oder Kreisräten – eine Zusammenarbeit mit extremistischen Parteien solle es auf keiner demokratischen Ebene geben.”[3]
Die Bibel ist voll von Beispielen, die den Ansichten und dem von Bischof Overbeck geforderten Umgang entgegen stehen.
Bischof Overbeck hat schon lange den Tarnanzug angelegt – und verbreitet unchristliche und politisch geistlose Äußerungen im Gewandt eines Geistlichen. Sein Talar ist bereits sein Tarnanzug um in Gestalt als Gottes (gesandter) Krieger auch die Gläubigen für die ‘gute Sache’ zu täuschen (oder verführen?), aber vermag dennoch nicht vor christlichen Wärmebildkameras die menschliche Kälte zu verbergen, die diesen Mann umgibt.
Wir erinnern uns: Was wurde alles geschimpft über die “Unheilige Allianz zwischen Staat und [orthodoxer] Kirche in Russland”[4]. Bei ‘uns’ scheint diese Allianz zwischen Staat und Kirche jedoch heilig. Wie könnte es anders sein?
Und sowieso meinte Overbeck schon in der Vergangenheit (2012), dass man mit Gott und in christlichem Glauben besser tötet:
“Oberste Priorität hat, dass Soldaten Gewalt nur im äußersten Notfall und vor allem verantwortungsvoll einsetzen. Mit einem festen Glauben lassen sich solche Entscheidungen gewissenhafter treffen.”[5]
Overbecks Kreuzzug gegen Menschen, die sich dem heiligen Sakrament der ‘Impfung’ widersetzten, gegen Narrativungläubige, Regierungsuntreue und Meinungsabweichler ist von ganz besonderer Scheinheiligkeit:
Am Gründonnerstag widmete ‘Widerstandskämpfer’ Overbeck seine Predigt dem Theologen Dietrich Bonhoeffer und gedachte ihm mit den Worten:
“Vor allem müssen wir Widerstand leisten gegen Kriegstreiber und alle, die Hass und Missgunst säen“[6]
Jedoch, an Karfreitag schon, machte Overbeck die rhetorische Rückwärtswandlung vom Paulus zum Saulus und forderte die “Kriegstüchtigkeit”.[7]
Vergessen anscheinend die Worte von Dietrich Bonhoeffer, der durch seine deutliche Kritik an Krieg und Gewalt von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde:
“Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit. Denn Friede muß gewagt werden, ist das eine große Wagnis, und läßt sich nie und nimmer sichern. Friede ist das Gegenteil von Sicherung. Sicherheiten fordern heißt Mißtrauen haben, und dieses Mißtrauen gebiert wiederum Krieg.
[…]
Kämpfe werden nicht mit Waffen gewonnen, sondern mit Gott.
[…], weil diese Kirche Christi ihren Söhnen im Namen Christi die Waffen aus der Hand nimmt und ihnen den Krieg verbietet und den Frieden Christi ausruft über die rasende Welt.
[…]
Die Stunde eilt – die Welt starrt in Waffen und furchtbar schaut das Mißtrauen aus allen Augen, die Kriegsfanfare kann morgen geblasen werden – worauf warten wir noch? Wollen wir selbst mitschuldig werden, wie nie zuvor?”[8]
Man versucht sich vorzustellen, beide hätten sich zu gleichen Zeiten kennengelernt. Ob der regierungstreue Militärbischof Overbeck der gleichen Meinung gewesen wäre wie der nichtkonformistische Pazifist Bonhoeffer?
“Andere zu verurteilen macht uns blind, wohingegen Liebe erhellend ist. Indem wir andere verurteilen, machen wir uns blind für unsere eigene Schlechtigkeit und für die Gnade, die anderen genauso zusteht wie uns.”[9]
Offensichtlich gibt es keine Zeitenwende: Die Menschen und die Gesellschaft, die Mechanismen und Muster waren und sind weltweit, allerorten und zu allen Zeiten gleich.
Bischof Overbeck wird durch Ihren Brief keine Einsicht erlangen. Aber hoffentlich werden viele Gläubige in ihrer Gemeinde den Mut und die Worte finden um auch der kirchlichen Kriegsertüchtigung zu widersprechen.[10] – Und zwar FÜR eine Zeitenwende.
Freundliche Grüße
Lorenz Faust
Quellen:
[1] bistum-essen.de/pressemenue/artikel/bischof-overbeck-impfen-ist-ausdruck-konkreter-naechstenliebe
[2] katholisch.de/artikel/28268-bischof-overbeck-corona-leugner-auf-gefaehrlichem-irrweg
[3] kirche-und-leben.de/artikel/buendnis-sahra-wagenknecht-bsw-stalinismus-kritik-bischof-franz-josef-overbeck
[4] mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/russland-orthodoxe-kirche-ukraine-krieg-102.html
[5] giordano-bruno-stiftung.de/meldung/kritik-an-militaerbischof-overbeck
[6] bistum-essen.de/pressemenue/artikel/bischof-overbeck-feiert-chrisammesse-mit-hunderten-messdienerinnen-und-messdienern
[7] nachdenkseiten.de/?p=132038
[8] dietrich-bonhoeffer-verein.de/dietrich-bonhoeffer/bonhoeffers-friedensverstaendnis/
[9] goodreads.com/author/quotes/29333.Dietrich_Bonhoeffer
[10] meine-kirchenzeitung.de/c-blickpunkt/friedensfaehig-statt-kriegstuechtig_a54960
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