Kot, Futter, Jagdtrieb: Studie warnt vor den unterschätzten Umweltauswirkungen der Hundehaltung

Hunde sind des Menschen bester Freund – und eine Last für Wildtiere, Pflanzen und das Klima. Das zeigt eine neue Überblicksstudie zum ökologischen Fußabdruck der Hundehaltung

Apr 24, 2025 - 14:53
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Kot, Futter, Jagdtrieb: Studie warnt vor den unterschätzten Umweltauswirkungen der Hundehaltung

Hunde sind des Menschen bester Freund – und eine Last für Wildtiere, Pflanzen und das Klima. Das zeigt eine neue Überblicksstudie zum ökologischen Fußabdruck der Hundehaltung

Vierbeiner werden in Deutschland immer beliebter. Zwar gibt es weit mehr Katzen in menschlicher Obhut. Doch Hunde haben in den vergangenen Jahren kräftig zugelegt. Seit etwa 2015 ist die Zahl der Fellnasen in Deutschland um mehrere Millionen angewachsen – auf 10,5 Millionen im Jahr 2024. Weltweit sind es mehr als eine Milliarde Tiere, die unter menschlicher Aufsicht oder als Streuner leben. 

Dass die Nachfahren von jagenden Fleischfressern Auswirkungen auf Artenvielfalt, Ökologie und Klima haben, lässt sich denken. Aber welche genau? Das haben jetzt Forschende der australischen Curtin University in einer Überblicksstudie zusammengetragen. Wie die beiden Autoren im Fachjournal "Pacific Conservation Biology" schreiben, reichen die Auswirkungen von der Futterherstellung über das Jagdverhalten und die Präsenz der Tiere in der Natur bis hin zu ihren Hinterlassenschaften.

Direkte und indirekte Auswirkungen auf Wildtiere

Ganz offensichtlich ist: Hunde jagen Wildtiere und verletzen oder töten sie zuweilen. Darunter auch seltene. So berichten die Autoren der Studie von einem aufsehenerregenden Fall in Tasmanien. Dort hatte in den 80er-Jahren ein entlaufener Haushund bei einer einzigen Attacke 13 von 23 besenderten, streng geschützten Kiwis getötet.

Selbst wenn vom flinken Vierbeiner mit mehr oder weniger angeborenem Jagdtrieb keine Gefahr für Leib und Leben ausgeht: Viele Wildtier-Spezies meiden Gegenden, in denen Hunde häufig ausgeführt werden. "Hunde hinterlassen Gerüche, Urin und Kot, die das Verhalten der Tiere noch lange nach dem Verschwinden der Hunde stören können", sagt Bill Bateman, der Erstautor der Studie, laut einer Pressemitteilung. Das hätten Studien aus den USA zu den Auswirkungen von Hunden auf Hirsche, Füchse und Luchse gezeigt. Selbst wenn Hunde an der Leine geführt würden, so Bateman, können sich beispielsweise bodenbrütende Vögel so gestört fühlen, dass sie ihre Nester verlassen oder ihre Brut sogar ganz aufgeben.

Hundefutter hat meist eine miserable Klimabilanz

Schon länger bekannt ist, dass das Futter von Hunden eine ziemlich miese Klimabilanz hat. "Die Heimtierfutterindustrie, angetrieben von einer riesigen weltweiten Hundepopulation, hat einen beträchtlichen Kohlenstoff-, Land- und Wasser-Fußabdruck", sagt Bateman. Grund dafür ist die Fleischproduktion, hier insbesondere die Haltung und Fütterung von Rindern. Wie frühere Studien gezeigt haben, verursacht ein 30 Kilogramm schwerer Hund durch seine Ernährungsweise jährlich mehr als eine Tonne Kohlenstoffdioxid. Bei einem 7,5-Kilogramm-Vierbeiner sind es immerhin noch 375 Kilogramm pro Jahr.

Doch im Hundefutter landet nicht nur Frischfleisch von Rindern. Sondern auch bis zu 13,5 Prozent der gesamten Wildfisch-Fangmenge. In den überfischten Weltmeeren geraten dadurch die Bestände besonders kleiner, fettreicher Fische wie Sardellen zusätzlich unter Druck. 

Fäkalien, Medizin und Chemie belasten Böden und Gewässer

Schließlich hinterlassen Hunde im Lauf ihres Lebens durchschnittlich eine Tonne Kot und 2000 Liter Urin. Landet beides in der Natur, leiden beispielsweise Pflanzen, die auf nährstoffarme Böden angewiesen sind. Zudem können Medikamentenrückstände und Chemikalien gegen Parasiten in Flüsse, Bäche oder Seen ausgespült werden, in denen Hunde ein Bad nehmen.

"Wir sind der Meinung, dass die Umweltauswirkungen von Haushunden weitaus größer, diskreter und besorgniserregender sind, als allgemein angenommen wird", resümieren die beiden Autoren der Studie. Was sie allerdings nicht als Plädoyer gegen die Haltung von Hunden verstanden wissen wollen.

Kein Plädoyer gegen die Hundehaltung

"Hunde sind unglaublich wichtig für das Leben der Menschen", beteuert Bateman. "Ihre Aufgaben reichen von der Begleitung bis hin zur Unterstützung von Naturschutzbemühungen als Spürhunde." Es gelte allerdings, neben der positiven Rolle der Tiere auch deren Umweltauswirkungen im Blick zu behalten – und sie möglichst zu begrenzen.

Neben einem Verbot von Hunden in besonders sensiblen Naturgebieten, vor allem an Stränden, plädieren die Studienautoren dafür, nachhaltig produziertes Futter zu bevorzugen, Brutgebiete von Vögeln zu meiden – und den Hund in der Natur an der Leine zu führen.