"Gänsehaut-Phänomen": Warum Sprache oft starke körperliche Reaktionen auslöst
Manchmal sagt unser Gegenüber etwas, und wir bekommen Gänsehaut oder Herzklopfen. Was dabei in unserem Gehirn passiert, haben Forschende in einer aktuellen Studie untersucht – und dabei etwas Überraschendes entdeckt

Manchmal sagt unser Gegenüber etwas, und wir bekommen Gänsehaut oder Herzklopfen. Was dabei in unserem Gehirn passiert, haben Forschende in einer aktuellen Studie untersucht – und dabei etwas Überraschendes entdeckt
Hören oder lesen wir emotionale Worte, kann uns das zum Teil ganz schön nahe gehen. Hast du dich jemals gefragt, warum du bei bestimmten Begriffen plötzlich anfängst zu schwitzen, dein Herz schneller klopft oder sich alle deine Haare aufstellen?
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Wissenschaftler:innen der Virginia Tech hat sich kürzlich mit diesem Phänomen beschäftigt, die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Cell Reports veröffentlicht.
Deshalb löst Sprache oft starke körperliche Reaktionen aus
Während wir emotionale Worte verarbeiten, werden der Studie zufolge drei Neurotransmitter im Gehirn freigesetzt: Dopamin, Serotonin und Noradrenalin. Bislang ist bekannt, dass diese unsere Stimmung, Aufmerksamkeit und Motivation beeinflussen. Zum ersten Mal ging es nun aber darum, wie diese drei Stoffe bei unterschiedlichen Emotionen reagieren.
Um das herauszufinden, analysierten die Forschenden die Gehirnaktivitäten von Patient:innen, die sich zur Behandlung eines essentiellen Tremors (neurologische Bewegungsstörung, die unwillkürliches Zittern verursacht) oder zur Überwachung von Epilepsieanfällen einer tiefen Hirnstimulation unterzogen haben. Das heißt, ihnen wurden Elektroden ins Gehirn implantiert, die Signale dokumentieren und gezielt Nervenzellen stimulieren können.
Unerwartete Hirnregion reagiert auf Sprache und Emotionen
Die Proband:innen lasen während der Forschung emotionale Begriffe von einem Bildschirm vor, entweder negative, positive oder neutrale. "Das überraschende Ergebnis stammte aus dem Thalamus", resümiert William Howe, Assistenzprofessor an der School of Neuroscience des Virginia Tech College of Science, in einer Meldung zur Studie. Der Thalamus ist der Bereich im Gehirn, der eigentlich Sinneseindrücke der Augen, Ohren und Co. verarbeitet, bevor die Informationen an andere Hirnareale geleitet werden.
"Diese Region spielte bislang keine Rolle bei der Verarbeitung von Sprache oder emotionalen Inhalten, dennoch beobachteten wir Veränderungen der Neurotransmitter als Reaktion auf emotionale Wörter", beschreibt der Forscher und erklärt:
"Dies deutet darauf hin, dass selbst Hirnregionen, die normalerweise nicht mit emotionaler oder sprachlicher Verarbeitung in Verbindung gebracht werden, diese Informationen möglicherweise empfangen. So könnten beispielsweise Hirnareale, die für die Mobilisierung von Bewegungen zuständig sind, vom Zugang zu emotional bedeutsamen Informationen profitieren, um ihr Verhalten zu steuern" – und so in der Folge etwa körperliche Reaktionen wie Gänsehaut, Herzrasen oder ein Schütteln auslösen.