Tesla: HW3-Nachrüstungen oder Entschädigungen in Milliardenhöhe

Tesla könnte die Hardware für automatisiertes Fahren in ungefähr 4 Millionen bereits verkauften Elektroautos ersetzen oder deren Besitzer entschädigen müssen. Der Beitrag Tesla: HW3-Nachrüstungen oder Entschädigungen in Milliardenhöhe erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

Apr 21, 2025 - 06:23
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Tesla: HW3-Nachrüstungen oder Entschädigungen in Milliardenhöhe

Tesla könnte seine Hardware-Systeme für automatisiertes Fahren in ungefähr 4 Millionen bereits verkauften Elektroautos ersetzen oder deren Besitzer:innen entschädigen müssen, da die Technologie hinter den Versprechungen des Unternehmens zurückbleibt. Die Kosten für die Haftung könnten Electrek zufolge mehrere Milliarden Dollar betragen.

Bereits seit Jahren ist Tesla-CEO Elon Musk für seine optimistischen Vorhersagen in der Entwicklung seiner Produkte bekannt. Manchmal stellen sich diese Aussichten allerdings als etwas zu optimistisch heraus. So behauptete Tesla im Jahr 2016, dass all seine fortan produzierten Fahrzeuge über die gesamte Hardware verfügen werden, die für das Full Self-Driving (FSD) nötig sind.

Was genau das FSD umfasst, hat sich über die Jahre verändert. Die finale Idee war jedoch immer, dass die Elektroautos von Tesla letztendlich mit einem Software-Update zu autonomen Robotaxis nach SAE-Level 4 oder 5 werden können, wenn die Software weit genug entwickelt ist. Damit könnten die Tesla-Elektroautos schließlich vollautonom ohne Person am Steuer fahren. Derzeit ist das Fahrassistenzsystem von Tesla, der sogenannte Autopilot, erst im Level 2 angekommen und somit noch weit vom wirklich autonomen Fahren entfernt.

HW3 bleibt hinter Versprechungen zurück

Damit die Elektroautos von Tesla in der Lage sind, das autonome Fahren mit späteren Software-Updates auch in die Tat umzusetzen, wurden sie vorab bereits mit entsprechenden, weit entwickelten Hardware-Systemen ausgestattet. So zumindest die Theorie.

In der Praxis hat sich jedoch wiederholt herausgestellt, dass die Behauptungen von Tesla nicht stimmen. Die Hardware-Systeme bestehend aus Sensorik und Computer sind nicht in der Lage, die versprochenen Aufgaben zu erfüllen.

Seit 2017 hat Tesla das System Hardware 2.5 (HW2.5) verbaut, was mit Kameras, einem nach vorne gerichteten Radar sowie Ultraschallsensoren verbunden war. Darauf folgte das System HW3, zu dem HW2.5 kostenlos nachgerüstet werden konnte, weil sich herausgestellt hat, dass der HW2.5-Computer doch nicht leistungsfähig genug für das FSD war.

Seit 2023 stellt Tesla nun seine Neufahrzeuge auf das leistungsfähigere HW4-System um. Das Unternehmen hielt jedoch daran fest, dass HW3 weiterhin technisch in der Lage sein würde, die Robotaxi-Pläne umzusetzen. Im Januar 2025 musste Musk schließlich zugeben, dass die HW3-Computer nicht leistungsfähig genug sind, um autonomes Fahren zu ermöglichen.

Nachrüstungen bei FSD-Kund:innen

Mit den HW3-Systemen sind laut Electrek weltweit etwa 4 Millionen Teslas ausgestattet. In allen Modellen, die zwischen 2019 und 2022 gebaut wurden, war diese Technologie standardmäßig. Besitzer:innen dieser Elektroautos, die das FSD-Paket gekauft haben und entsprechend mit den Aussichten des Unternehmens gerechnet haben dürften, können nun mit Nachrüstungen oder Entschädigungen rechnen.

“Ich meine, die ehrliche Antwort ist, dass wir die Hardware-3-Computer derjenigen aufrüsten müssen, die das FSD gekauft haben, und das ist die ehrliche Antwort. Das wird schmerzhaft und schwierig sein, aber wir werden es hinbekommen. Jetzt bin ich irgendwie froh, dass nicht so viele Leute das FSD-Paket gekauft haben.” – Elon Musk, CEO von Tesla

Die genauen Zahlen, wie viele FSD-Käufe es gegeben hat, die davon betroffen sind, sind nicht öffentlich. Tesla habe jedoch, so Electrek, bis Ende 2022 allein 400.000 FSD-Nutzer:innen in Nordamerika gehabt. In anderen Ländern könne man von geringeren Zahlen ausgehen, schätzungsweise weiteren 100.000 HW3-Teslas mit dem FSD-Paket weltweit. Damit liegt der Nachrüstungsbedarf von Tesla bei mindestens einer halben Million.

Entschädigungen in Milliardenhöhe denkbar

Außerdem ist es möglich, dass Tesla nicht nur den Besitzer:innen mit FSD-Paket Rechnung tragen muss, sondern auch allen anderen. Das Unternehmen hatte ja ursprünglich allen, die seit 2016 einen Tesla gekauft haben, die Option für FSD versprochen. Was auf gut 4 Millionen Fahrzeuge zutreffen würde.

Diese vorausschauenden Formulierungen im Bezug auf HW3 seien zwar im letzten Jahr auf der Website von Tesla verändert worden, jedoch gibt es bereits einen Präzedenzfall, der hohe Entschädigungszahlungen wahrscheinlich macht. Im Jahr 2022 wurde richterlich entschieden, dass Tesla ein Hardware-Paket kostenlos aufrüsten muss, damit diese Person Teslas FSD ohne zusätzliche Kosten nutzen kann. Bereits vor Musks öffentlichem Eingeständnis gab es mehrere Klagen gegen Tesla wegen der Behauptungen über selbstfahrende Autos.

Dass also alle Besitzer:innen von Tesla-Elektroautos mit HW3 Anspruch auf Entschädigung haben könnten, liegt im Wesentlichen an der falschen Werbung des Unternehmens. Nicht alle seit 2016 produzierten Elektroautos von Tesla haben eben eine ausreichende Hardware für das FSD, wie es eigentlich versprochen wurde.

Ob Tesla schließlich tatsächlich nachrüsten wird oder eher auf Entschädigungen setzt, bleibt abzuwarten. In jedem Fall wird dem Unternehmen sein Optimismus jedoch ziemlich zu Buche schlagen. Bei Entschädigungen schätzt Electrek mit mehreren Milliarden Dollar. Außerdem sinkt, nachdem Versprechen bei der Hardware-Ausstattung wiederholt nicht eingehalten werden konnten, das Vertrauen in künftige Technologie, insbesondere das aktuelle HW4-System.

Quelle: Electrek – Tesla (TSLA) has to replace computer in ~4 million cars or compensate their owners

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