Früchtemüsli im Test: Bis zu 17 Pestizide in einem Müsli
Früchtemüsli zum Frühstück. Das klingt nach einem gesunden Start in den Tag. Unser Test von 40 Produkten zeigt allerdings, dass das nicht unbedingt der Fall ist. Notenabzüge gibt es vor allem für zu viel Zucker, Pestizide wie Glyphosat und ein Schimmelpilzgift. Im Test: 40 Früchte- beziehungsweise Beerenmüslis. Erfreulich: Die Hälfte ist mit Bestnote empfehlenswert. Einige Müslis enthalten ganze Pestizidcocktails. Auch in der Kritik: Mineralölrückstände und das Schimmelpilzgift Ochratoxin A (OTA). Bei Auslobungen wie "ungesüßt" oder "ohne Zuckerzusatz" ist Skepsis angebracht. In vielen Müslis steckt dennoch viel Zucker. Etliche Müslis sind echte (Frucht-)Zuckerbomben. Das mag überraschen, schließlich preisen Anbieter ihre Früchtemüslis gern als "ungesüßt" oder "ohne Zuckerzusatz" an – und damit unterschwellig als besonders gesund. Doch über den tatsächlichen Zuckergehalt sagen solche Auslobungen wenig. Vielmehr lenken sie davon ab, dass getrocknete Früchte wie Rosinen oder Datteln sogar jede Menge Zucker liefern. So besteht der "süße" Spitzenreiter im Test zu fast einem Drittel aus Zucker. Genau gesagt, sind es 32 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Beim zweiten Platz sind es mit 31 Gramm kaum weniger. Dennoch steht auf beiden Müslis: "ohne Zuckerzusatz". Rechtlich ist das absolut okay, weil es sich dabei im Wesentlichen um natürlichen Fruchtzucker aus den Trockenfrüchten handelt und nicht um zugesetzten Zucker wie Saccharose, Honig oder Glukosesirup. Dem Körper ist es allerdings ziemlich egal, woher die Süße stammt. Denn Zucker verursacht in welcher Form auch immer Karies und ist an der Entstehung von Übergewicht beteiligt. Daher bemängeln wir Müslis mit einem zu hohen Zuckeranteil. Kölln, Seitenbacher & Co.: Früchtemüsli im Test Bevor wir detaillierter auf die weiteren Testergebnisse eingehen – hier ein kurzer Überblick: Passend zu 40 Jahre ÖKO-TEST haben wir 40 Früchte- beziehungsweise Beerenmüslis getestet. Die Mischungen aus Getreideflocken, -flakes und (gefrier-)getrockneten Früchten haben wir in Supermärkten, Bioläden, Discountern, Drogeriemärkten oder online bei Spezialanbietern gekauft.Schon in unserem Gründungsjahr 1985 haben wir die vermeintlich gesunden Frühstücksflocken auf den Prüfstand gestellt. Im Vergleich zum damaligen Test sind die heutigen Müslis im Durchschnitt zwar nicht weniger süß, aber inzwischen muss der Zuckergehalt deklariert sein. Verbraucher "tappen" also nicht mehr "im Süßen", wie die Kollegen einst schrieben, sondern können mithilfe der Nährwerttabelle leicht erkennen, wie viel oder wenig Zucker im Müsli steckt. Mineralölrückstände in Müsli Was 1985 auch anders war: Mineralölbestandteile in Lebensmitteln oder Kosmetik waren noch kein Thema. Es sollten noch fast zehn Jahre vergehen, bis ÖKO-TEST die Stoffgruppe 1994 erstmals in einem Test von Lippenstiften abwertete. Seither sind die Substanzen unangenehme Dauerbegleiter unserer Arbeit. Die Früchtemüslis machen da leider keine Ausnahme. Woher stammen die Verunreinigungen? So ist das von uns beauftragte Labor im aktuellen Früchtemüsli-Test sowohl auf gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge) als auch auf aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) gestoßen – allerdings vereinzelt. Zur Erklärung: MOSH/MOSH-Analoge reichern sich im menschlichen Fettgewebe, in Leber, Milz und den Lymphknoten an. Was sie dort anrichten, ist noch nicht ausreichend geklärt. MOAH sehen wir noch kritischer, weil sich unter ihnen auch Verbindungen befinden können, die krebserregend sind. Verunreinigungen mit Mineralöl stammen möglicherweise aus Schmierölen an Maschinen, Verpackungen, Transportsäcken aus Jute oder Abgasen. Wir sehen hier die Hersteller in der Verantwortung, Eintragswege zu erkennen und auszuschließen.Sechs Roggenvollkornbrote im Test, die mit "sehr gut" abschneiden, zeigen dass abgepacktes Brot eine solide Sache sein kann. Doch nicht alle Testkandidaten überzeugen mit einer guten Zutatenliste: Wir kritisieren Mineralölbestandteile, Pestizid-Mehrfachrückstände sowie färbende und süßende Zutaten.Pestizide: Mehrfachbelastungen in Früchtemüslis Ein weiterer negativer Dauerbrenner in unserer Test-Historie sind Spritzgifte. Immer wieder auch solche, die wir als besonders bedenklich einordnen oder deren Einsatz in der EU nicht mehr erlaubt ist. Das ist auch bei den Früchtemüslis der Fall: Wir kritisieren viele Produkte, weil sie einen ganzen Cocktail an Pestizidrückständen enthalten. Wir haben bis zu 17 Substanzen in ein und demselben Produkt gefunden. Auffällig: In mehrfach belasteten Produkten stammen die Rosinen häufig aus China. Zwar stufen wir die Gehalte in allen Müslis als Spuren ein, wir sehen die Mehrfachbelastungen aber dennoch kritisch. Der Grund: Wechselwirkungen der Pestizide untereinander sind bisher noch zu wenig erforscht. Eine aktuelle Studie lieferte jüngst Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Pestizid-Mehrfachrückständen und Parkinson. Dass einige Anbieter argumentieren, durch den Trocknungsproz


Früchtemüsli zum Frühstück. Das klingt nach einem gesunden Start in den Tag. Unser Test von 40 Produkten zeigt allerdings, dass das nicht unbedingt der Fall ist. Notenabzüge gibt es vor allem für zu viel Zucker, Pestizide wie Glyphosat und ein Schimmelpilzgift.
- Im Test: 40 Früchte- beziehungsweise Beerenmüslis.
- Erfreulich: Die Hälfte ist mit Bestnote empfehlenswert.
- Einige Müslis enthalten ganze Pestizidcocktails. Auch in der Kritik: Mineralölrückstände und das Schimmelpilzgift Ochratoxin A (OTA).
- Bei Auslobungen wie "ungesüßt" oder "ohne Zuckerzusatz" ist Skepsis angebracht. In vielen Müslis steckt dennoch viel Zucker.
Etliche Müslis sind echte (Frucht-)Zuckerbomben. Das mag überraschen, schließlich preisen Anbieter ihre Früchtemüslis gern als "ungesüßt" oder "ohne Zuckerzusatz" an – und damit unterschwellig als besonders gesund. Doch über den tatsächlichen Zuckergehalt sagen solche Auslobungen wenig.
Vielmehr lenken sie davon ab, dass getrocknete Früchte wie Rosinen oder Datteln sogar jede Menge Zucker liefern. So besteht der "süße" Spitzenreiter im Test zu fast einem Drittel aus Zucker. Genau gesagt, sind es 32 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Beim zweiten Platz sind es mit 31 Gramm kaum weniger.
Dennoch steht auf beiden Müslis: "ohne Zuckerzusatz". Rechtlich ist das absolut okay, weil es sich dabei im Wesentlichen um natürlichen Fruchtzucker aus den Trockenfrüchten handelt und nicht um zugesetzten Zucker wie Saccharose, Honig oder Glukosesirup. Dem Körper ist es allerdings ziemlich egal, woher die Süße stammt.
Denn Zucker verursacht in welcher Form auch immer Karies und ist an der Entstehung von Übergewicht beteiligt. Daher bemängeln wir Müslis mit einem zu hohen Zuckeranteil.
Kölln, Seitenbacher & Co.: Früchtemüsli im Test
Bevor wir detaillierter auf die weiteren Testergebnisse eingehen – hier ein kurzer Überblick: Passend zu 40 Jahre ÖKO-TEST haben wir 40 Früchte- beziehungsweise Beerenmüslis getestet. Die Mischungen aus Getreideflocken, -flakes und (gefrier-)getrockneten Früchten haben wir in Supermärkten, Bioläden, Discountern, Drogeriemärkten oder online bei Spezialanbietern gekauft.
Schon in unserem Gründungsjahr 1985 haben wir die vermeintlich gesunden Frühstücksflocken auf den Prüfstand gestellt. Im Vergleich zum damaligen Test sind die heutigen Müslis im Durchschnitt zwar nicht weniger süß, aber inzwischen muss der Zuckergehalt deklariert sein.
Verbraucher "tappen" also nicht mehr "im Süßen", wie die Kollegen einst schrieben, sondern können mithilfe der Nährwerttabelle leicht erkennen, wie viel oder wenig Zucker im Müsli steckt.
Mineralölrückstände in Müsli
Was 1985 auch anders war: Mineralölbestandteile in Lebensmitteln oder Kosmetik waren noch kein Thema. Es sollten noch fast zehn Jahre vergehen, bis ÖKO-TEST die Stoffgruppe 1994 erstmals in einem Test von Lippenstiften abwertete. Seither sind die Substanzen unangenehme Dauerbegleiter unserer Arbeit. Die Früchtemüslis machen da leider keine Ausnahme.
Woher stammen die Verunreinigungen?
So ist das von uns beauftragte Labor im aktuellen Früchtemüsli-Test sowohl auf gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge) als auch auf aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) gestoßen – allerdings vereinzelt. Zur Erklärung:
- MOSH/MOSH-Analoge reichern sich im menschlichen Fettgewebe, in Leber, Milz und den Lymphknoten an. Was sie dort anrichten, ist noch nicht ausreichend geklärt.
- MOAH sehen wir noch kritischer, weil sich unter ihnen auch Verbindungen befinden können, die krebserregend sind.
Verunreinigungen mit Mineralöl stammen möglicherweise aus Schmierölen an Maschinen, Verpackungen, Transportsäcken aus Jute oder Abgasen. Wir sehen hier die Hersteller in der Verantwortung, Eintragswege zu erkennen und auszuschließen.
Sechs Roggenvollkornbrote im Test, die mit "sehr gut" abschneiden, zeigen dass abgepacktes Brot eine solide Sache sein kann. Doch nicht alle Testkandidaten überzeugen mit einer guten Zutatenliste: Wir kritisieren Mineralölbestandteile, Pestizid-Mehrfachrückstände sowie färbende und süßende Zutaten.
Pestizide: Mehrfachbelastungen in Früchtemüslis
Ein weiterer negativer Dauerbrenner in unserer Test-Historie sind Spritzgifte. Immer wieder auch solche, die wir als besonders bedenklich einordnen oder deren Einsatz in der EU nicht mehr erlaubt ist. Das ist auch bei den Früchtemüslis der Fall: Wir kritisieren viele Produkte, weil sie einen ganzen Cocktail an Pestizidrückständen enthalten. Wir haben bis zu 17 Substanzen in ein und demselben Produkt gefunden.
Auffällig: In mehrfach belasteten Produkten stammen die Rosinen häufig aus China. Zwar stufen wir die Gehalte in allen Müslis als Spuren ein, wir sehen die Mehrfachbelastungen aber dennoch kritisch. Der Grund: Wechselwirkungen der Pestizide untereinander sind bisher noch zu wenig erforscht.
Eine aktuelle Studie lieferte jüngst Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Pestizid-Mehrfachrückständen und Parkinson. Dass einige Anbieter argumentieren, durch den Trocknungsprozess der enthaltenen Früchte würden die Pestizide im Müsli konzentriert, macht die gehäuften Befunde aus unserer Sicht nicht besser.
Schimmelpilzgift und überflüssige Umverpackungen
Minuspunkte verteilen wir außerdem für gefundenes Ochratoxin A (OTA). Das Schimmelpilzgift kann sich beispielsweise bei der Lagerung bilden – vorrangig in Getreide und Obst, den Hauptbestandteilen der Früchtemüslis. Es ist als krebserzeugend und erbgutschädigend eingestuft. Außerdem wirkt OTA fruchtschädigend und greift das Immunsystem an.
Dagegen fallen überflüssige Umverpackungen in die Kategorie umweltbelastendes Ärgernis. Sie dienen Anbietern eher als Werbefläche, als dass sie für den Schutz der Produkte wirklich notwendig sind. Daher werten wir neun Müslis ab, die zusätzlich in einem Pappkarton stecken, obwohl sie in Kunststoffbeutel abgefüllt sind.
Gesundes Müsli? 20 Früchtemüslis im Test sind "sehr gut"
All die Kritik hat zur Folge, dass uns einige Früchtemüslis im Test nicht überzeugen. Insgesamt 20 Produkte können wir aber mit Bestnote zum Verzehr empfehlen. Welche das sind, lesen Sie im ePaper:
Haferflocken zum Frühstück?
Nicht nur fertiges Müsli ist zum Frühstück beliebt, es lässt sich auch einfach selber machen. Dabei dürfen Haferflocken meist nicht fehlen. Wir haben im vergangenen Jahr auch diese Produktgruppe getestet.
Das Ergbnis: Viele zarte Haferflocken schneiden mit "sehr gut" ab. Es gibt jedoch auch Probleme: In einigen Produkten hat das Labor Schimmelpilzgifte und mehrere Pestizidrückstände nachgewiesen. Mehr dazu Lesen Sie hier:
Haferflocken sind gesunde Sattmacher. Umso erfreulicher ist es, dass viele zarte Haferflocken in unserem Test mit "sehr gut" abschneiden. Es gibt jedoch auch Probleme: In einigen Produkten hat das Labor Schimmelpilzgifte und mehrere Pestizidrückstände nachgewiesen.
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