Flynt-Chef: „China baut bessere E-Autos – und günstiger“
„China baut günstiger, schneller, besser“ – Daniel Kirchert startet mit Flynt ein E-Van-Start-up, das auf klare Zielgruppen und Partnerschaften setzt. Der Beitrag Flynt-Chef: „China baut bessere E-Autos – und günstiger“ erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

Daniel Kirchert kennt den chinesischen Automarkt wie kaum ein anderer. Über 20 Jahre lang war er dort in führenden Positionen für BMW, Nissan und das E-Auto-Start-up Byton tätig. Mit Flynt will er nun die Elektrifizierung des europäischen Nutzfahrzeugmarktes vorantreiben – mit einem Fokus auf Praxistauglichkeit, Softwareintegration und kosteneffizientem Design.
„Ich habe seit meiner Kindheit eine Affinität zu China“, erklärt Kirchert im Interview mit Sustainable Truck and Van. Früh habe er die Sprache gelernt, seine Frau stammt aus China, seine berufliche Laufbahn begann bei BMW in München. Dort stieg er schnell in das internationale Geschäft ein und übernahm bald die Verantwortung für den chinesischen Markt. Besonders prägend war für ihn der dortige politische Wille zur E-Mobilität: „Schon vor 2010 war Elektromobilität eine nationale Priorität. Das hat mich tief beeindruckt – ich begann mich zu fragen, wie ich selbst zur Umwelt beitragen kann.“
Nach Stationen bei Nissan und Infiniti war Kirchert Mitgründer des Start-ups Byton, das mit einem hochvernetzten Elektroauto und einem Fokus auf Design und Nutzererlebnis auf sich aufmerksam machte – jedoch nie den Schritt in die Serienproduktion schaffte. „Byton ist letztlich an verschiedenen Faktoren gescheitert, nicht zuletzt an der Pandemie. Aber die Idee war stark, und in dieser Zeit hat sich China rasant gewandelt.“ Besonders auffällig: Der Marktanteil chinesischer Marken bei Pkw stieg in nur zwei Jahrzehnten von 20 auf über 60 Prozent. „Nicht aus Patriotismus, sondern weil chinesische Hersteller gelernt haben, exzellente Autos zu bauen – schneller, günstiger und mit überlegener Softwareintegration.“
Flynt: Leichte Elektro-Nutzfahrzeuge mit der Stärke Europas und Chinas
Diese Erfahrung brachte Kirchert zurück nach Europa – mit einer neuen Idee: Flynt. Ein europäisches Unternehmen, das sich auf leichte elektrische Nutzfahrzeuge spezialisiert hat und dabei auf chinesische Produktionskompetenz zurückgreift. Partner ist Miraco Motors, ein Hersteller mit ambitionierter Wachstumsstrategie. „Miraco ist zwar im Nutzfahrzeugbereich noch relativ neu, plant aber bis 2030 fünf Millionen Autos pro Jahr zu bauen – auch im Commercial-Bereich. Als wir sie vor rund zwei Jahren kontaktierten, hatten sie genau das Produkt, das wir suchten: effiziente Plattformen mit Fokus auf Raum, Reichweite und Kostenstruktur. Sie fertigen nun nach unseren europäischen Spezifikationen.“
Trotz zuletzt rückläufiger Zulassungszahlen bei E-Transportern bleibt Kirchert optimistisch: „Der Markt für leichte elektrische Nutzfahrzeuge hat bis 2030 enormes Potenzial. Das Problem liegt nicht in der Nachfrage – viele Logistiker und Handwerksbetriebe wollen auf Elektro umsteigen. Es fehlen nur die richtigen Produkte.“ Denn viele aktuelle Angebote seien lediglich umgerüstete Diesel-Plattformen – teuer, schwer und ineffizient.
Flynt will dies anders machen und hat drei Hauptzielgruppen identifiziert. Erstens Logistik und Letzte-Meile-Zustellung, bei denen Reichweite zweitrangig ist – wichtiger seien hier Kosten, Service und Ergonomie. Zweitens Handwerksbetriebe, die eine größere Reichweite und spezifischere Anforderungen haben. Drittens das Segment der Campervans, das zwar kleiner ist, aber stetig wächst.
Ein Schlüssel zur Differenzierung soll die Softwarearchitektur der Fahrzeuge sein. „Unsere Fahrzeuge sind softwaredefiniert – das bedeutet, sie wurden von Anfang an so konzipiert, dass digitale Services direkt integriert werden können.“ Dabei geht es weniger um autonomes Fahren, sondern um Flottenmanagement, vorausschauende Wartung, Lade-Apps und Schnittstellen für Kundenanwendungen. „Die Architektur ist dafür vorbereitet – und genau das erwarten Flottenkunden heute.“
Auch im After-Sales-Bereich verfolgt Flynt hohe Ansprüche. „Im LCV-Bereich ist ein gutes Servicenetz absolut entscheidend. Wer da nicht zuverlässig ist, braucht den Markt gar nicht erst zu betreten.“ Flynt setzt deshalb auf ein Netzwerk starker Distributionspartner in den wichtigsten europäischen Märkten. Die Gespräche dazu laufen bereits. Auch beim Thema Ersatzteile arbeitet man mit großen Zulieferern zusammen. „Das ist einer der Bereiche, in den wir derzeit am meisten investieren. Unser Anspruch: volle digitale Transparenz und europäische Qualitätsstandards.“
Kirchert sieht in Flynt ein Start-up mit einer klaren Strategie – und einem entscheidenden Unterschied zu vielen anderen: „Viele Start-ups scheitern am Kapitalbedarf. Sie versuchen, alles selbst zu machen – Entwicklung, Produktion, Vertrieb. Wir gehen bewusst einen anderen Weg. Die Fahrzeuge werden nach unseren Vorgaben von Miraco Motors entwickelt und produziert. Das ermöglicht uns, uns ganz auf den Marktzugang und den Aufbau eines stabilen Netzwerks zu konzentrieren.“
Gestartet wird in Deutschland und den nordischen Ländern, weitere Märkte sollen sukzessive folgen. Kircherts Ziel ist klar: „Wir wollen das Beste aus beiden Welten verbinden – die Software- und Produktionsstärke Chinas mit dem Qualitätsverständnis und der Kundennähe Europas.“
Quelle: Sustainable Truck & Van – FLYNT as the perfect match between China and Europe for electric LCVs. Our interview with founder Daniel Kirchert
Der Beitrag Flynt-Chef: „China baut bessere E-Autos – und günstiger“ erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.