Fastned fordert mehr Wettbewerb und weniger Bürokratie bei Ladeinfrastruktur-Ausbau

Fastned-Managerin Linda Boll sieht Fortschritte, fordert aber weniger Bürokratie, mehr Wettbewerb und bessere Ladeerlebnisse für E-Auto-Fahrende. Der Beitrag Fastned fordert mehr Wettbewerb und weniger Bürokratie bei Ladeinfrastruktur-Ausbau erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

Apr 1, 2025 - 21:44
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Fastned fordert mehr Wettbewerb und weniger Bürokratie bei Ladeinfrastruktur-Ausbau

Linda Boll, Deutschlandchefin von Fastned, sieht die Elektromobilität in Deutschland grundsätzlich auf dem richtigen Weg – doch es bleibt viel zu tun, um Ladeinfrastruktur für E-Autos flächendeckend, nutzerfreundlich und bezahlbar bereitzustellen. In einem Interview mit Press-Inform macht sie klar, welche politischen und strukturellen Veränderungen es braucht. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, sagt Boll. Die Ladeerfahrung werde stetig besser, Bezahlkarten etablieren sich, doch die Preistransparenz bleibe ein Problem. „Die Kunden wissen oft nicht, wie viel sie für die Kilowattstunde bezahlen“, so die Managerin. Fastned setze daher stark auf Ad-hoc-Laden per Kreditkarte, um Nutzern eine einfache und transparente Abrechnung zu ermöglichen.

Ein zentrales Hindernis beim Infrastrukturausbau ist laut Boll nach wie vor der bürokratische Aufwand, vor allem beim Zugang zu Flächen und den Netzanschlüssen. „In Deutschland gibt es 873 Mittelspannungsnetzbetreiber mit zum Teil völlig unterschiedlichen Regeln – bis hin zur Farbe der Kabel“, erklärt sie. Diese Zersplitterung erschwere die Skalierung massiv. Auch bei Baugenehmigungen fehle es vielerorts an Erfahrung, was den Ausbau zusätzlich verlangsame.

Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs liegt auf dem Wettbewerb entlang der Autobahnen. Fastned sieht sich hier strukturell benachteiligt, weil Tank & Rast rund 90 Prozent der bewirtschafteten Raststätten kontrolliert. Dass der Bund 2022 das Schnellladeangebot ohne Ausschreibung in die Konzessionen einbezog, sieht Fastned kritisch – und klagte dagegen. „Das ist ein zusätzliches Angebot, das dem freien Markt zugänglich gemacht werden sollte“, so Boll. Das Verfahren liegt mittlerweile beim Europäischen Gerichtshof, ein Urteil wird Ende April erwartet. Boll hofft, dass der EuGH das Schnellladen als eigenständige Dienstleistung einordnet, die ausgeschrieben werden muss: „Es geht nicht darum, 90 Prozent der Raststätten zu übernehmen, sondern dass es einen Wettbewerb gibt.“

Auch beim Design ihrer eigenen Stationen verfolgt Fastned einen anderen Ansatz: „Beim Aufbau dieser Ladesäulen hat man nicht an das Kundenerlebnis gedacht, sondern sie oft in Ecken gestellt, wo sie niemanden stören.“ Fastned hingegen will komfortable Ladeorte mit Überdachung, Beleuchtung und Snacks bieten – etwa durch eigene Shops wie in Kinding oder Dinslaken. „Das Laden muss möglichst angenehm ablaufen“, so Boll. Für die unbewirteten Autobahnparkplätze hat Fastned inzwischen 34 Standorte gewonnen und will dort zumindest Gebäude mit Verkaufsautomaten errichten.

Forderungen an die Politik: Großstadt-Ladestationen und mehr Wettbewerb

Die nächste Bundesregierung sieht Boll ebenfalls in der Pflicht. Neben dem Autobahn-Thema fordert sie mehr Schnellladestationen in Städten, da viele Menschen ohne eigene Garage oder Stellplatz leben: „Die AC-Ladeinfrastruktur reicht da einfach nicht aus.“ In den Niederlanden funktioniere das bereits gut – in Deutschland scheitere es oft am Zugang zu geeigneten Flächen, insbesondere weil Stadtwerke vielerorts marktbeherrschend seien. Fastned wünsche sich daher, dass Stadtplanung Ladesäulen künftig mitdenkt, etwa an heutigen Tankstellenstandorten oder in neuen Gewerbegebieten.

Die oft zitierte Zielmarke von einer Million Ladepunkten hält Boll für zu hoch – entscheidend sei nicht die Anzahl, sondern die Ladeleistung: „Lieber weniger und dafür schnellere Ladesäulen an strategischen Punkten, wie Einfalls- und Ringstraßen.“ Auch auf technische Trends ging Boll ein. Dass Hersteller wie Nio 600-kW-Laden ankündigen, sei ein Zeichen für die Dynamik im Markt – auch wenn diese Technologie in Deutschland derzeit noch nicht verfügbar ist. Megawatt-Laden, etwa bei Lkw, sei aber bereits standardisiert.

Zum Thema Batteriewechsel, das Nio mit seinen Stationen verfolgt, zeigt sich Boll offen, aber realistisch: „Nio hat im Endeffekt die gleichen Probleme wie wir – nämlich die Anschlüsse und Standortpartner zu finden.“ Fastned will ab dem zweiten Quartal dieses Jahres erste eigene Standorte entlang deutscher Autobahnen eröffnen und dort die bekannte Markenidentität mit Zuverlässigkeit, Komfort und schneller Ladeleistung etablieren.

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