Evolution: 113 Millionen Jahre alt: Was wir vom ältesten Ameisenfossil der Welt lernen können

Forschende haben eine versteinerte Höllenameise mit riesigen Kiefern entdeckt. Der Fund eröffnet neue Einblicke in die Evolution der Krabbeltiere

Apr 25, 2025 - 13:41
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Evolution: 113 Millionen Jahre alt: Was wir vom ältesten Ameisenfossil der Welt lernen können

Forschende haben eine versteinerte Höllenameise mit riesigen Kiefern entdeckt. Der Fund eröffnet neue Einblicke in die Evolution der Krabbeltiere

Nicht umsonst werden sie Höllenameisen genannt: Die ausgestorbene Unterfamilie der Ameisen (Haidomyrmecinae) hatte bizarre Auswüchse am Kopf sowie senkrecht stehende, sensenförmige Kiefer. Mit diesen konnte sie etwa Schaben aufspießen, um sie dann zu fressen. In einem Kalkstein im nördlichen Brasilien haben Forschende der Universität São Paulo jetzt ein 113 Millionen Jahre altes Fossil einer Höllenameise entdeckt. Es ist das älteste Ameisenfossil der Welt und erzählt einiges über die Evolution der sozialen Sechsbeiner. Die Forschenden tauften die bislang unbekannte Art Vulcanidris cratensis. 

Die Wissenschaft geht davon, dass sich die ersten Ameisen vor rund 140 Millionen Jahren entwickelten. Damals spalteten sie sich von jener stammesgeschichtlichen Linie ab, die Bienen und Grabwespen hervorbrachte. Die bislang ältesten Funde in Bernstein eingeschlossener Höllenameisen sind etwa 100 Millionen Jahre alt. Sie stammen aus dem heutigen Frankreich und aus Burma. Das jetzt in Brasilien entdeckte Steinfossil zeigt, dass sich Ameisen früher als bisher angenommen über mehrere Kontinente verbreiteten – und die Höllenameisen dabei wohl die Vorhut bildeten. 

Im Gebiet des heutigen Frankreich wuchs damals dichter Regenwald, und es regnete viel. Das Gebiet des heutigen Brasilien war dagegen trocken und flach. Um in derart unterschiedlichen Lebensbereichen zu bestehen, dürften die imposanten Sensenkiefer hilfreich gewesen sein. Mit ihnen konnten die Höllenameisen womöglich nicht nur Zikaden festhalten und aufspießen, sondern auch süßen Honigtau sammeln, den Blattläuse ausscheiden, wenn sie an Pflanzen saugen.

Doch ihre raffinierten Jagdmethoden bewahrten die Höllenameisen nicht vor dem Aussterben. Wahrscheinlich überlebten sie jenen Meteoriteneinschlag vor rund 66 Millionen Jahren nicht, der mutmaßlich auch die Dinosaurier ausrottete. Andere Ameisenarten konnten sich hingegen an die veränderten Bedingungen anpassen und weiter verbreiten, wahrscheinlich weil sie in größeren Kolonien lebten als die Höllenameisen. Heute leben laut wissenschaftlichen Schätzungen rund 20 Billiarden Ameisen auf der Erde. Gemeinsam wiegen sie etwa so viel wie alle wild lebenden Vögel und Säugetiere zusammen.