Drill, baby, drill: Trump gegen Eidechse: Kann dieser Winzling die Öl-Bohrpläne stoppen?
Donald Trump will die Ölproduktion hochfahren. Der Plan könnte an der Dünen-Sagebrush-Eidechse scheitern. Das gefährdete Tier lebt in der ölreichsten Region der USA.

Donald Trump will die Ölproduktion hochfahren. Der Plan könnte an der Dünen-Sagebrush-Eidechse scheitern. Das gefährdete Tier lebt in der ölreichsten Region der USA.
Es ist ein wahres David-gegen-Goliath-Szenario. Der Kleine gegen den vermeintlich Übermächtigen. Im Wahlkampf hatte Donald Trump versprochen, er werde die Ölförderung radikal hochfahren. Für den Spruch "Drill, baby, drill" (Bohren, Baby, bohren) wurde er von seinen Anhängern frenetisch gefeiert. Diesen Plan könnte nun die Dünen-Sagebrush-Eidechse vereiteln. Der insektenfressende Winzling zählt zu den gefährdeten Arten, lebt aber im sogenannten Permbecken – der ölreichsten Region der USA. Das Gebiet erstreckt sich über Westtexas bis in den Südosten von New Mexiko. 40 Prozent des US-Öls werden laut Schätzungen hier gefördert. Gleichzeitig ist es aber auch die einzige Region, in der Dünen-Sagebrush-Eidechsen heimisch sind.
Ölbohrungen und die Logistik dafür – wie zum Beispiel Transportwege oder Abwasserbecken – würden den Lebensraum der beigen Echse zerstören, darüber sind sich Experten einig. Schon jetzt hat sich durch die bisherige Ölförderung der Bereich halbiert, in dem die Tiere heimisch sind, so die Behörde "US Fish and Wildlife Service". Deswegen steht die Echse seit vergangenem Frühjahr als gefährdete Art auch unter staatlichem Schutz. Der "Endangered Species Act" (ESA) ist das stärkste Gesetz in den USA zum Schutz von Wildtieren. Laut dem Gesetz dürfen die Tiere nicht getötet werden – und die Regierung ist verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Population wieder wächst. Unter diesen Bedingungen ist eine Ausweitung der Bohrungen in der Region im Grunde ausgeschlossen.
Ob Trump das aufhalten wird? So wenig wie er sich in den letzten Tagen an Gesetze gehalten hat, ist damit zu rechnen, dass ihm auch die Eidechse egal ist. Trump hat sich mit der mächtigen Öl-Industrie verbrüdert. Die klagen schon lange darüber, dass Tierschutz die Erschließung neuer Öl- und Gasfelder behindere.
Trump könnte bald wieder zum Gesetzesbrecher werden
Deswegen wird es dem sehr unscheinbaren Sandbewohner wohl bald an die schuppige Haut gehen. Die Besonderheit dieser Eidechsen ist, dass sie sich so gut an die karge Umgebung angepasst haben. Sie leben im Sand und in den meist trockenen Büschen. Gegen die Hitze tauchen sie in den Sand – und bewegen sich darin regelrecht schwimmend fort. Auf der Suche nach Nahrung wandern sie umher, aber genau diese Wege könnten durch die Ölförderung abgeschnitten werden. Ein faszinierendes Lebewesen – trotzdem hat die Echse auch in der US-Bevölkerung kaum Fans. Die ist nämlich in der Mehrheit für mehr Ölförderung und weniger Naturschutz.
Als der "Fish and Wildlife Service" vor zehn Jahren zum ersten Mal die Tiere unter Schutz stellen wollte, war der Widerstand in Texas riesig. Der mächtige Republikaner Ted Cruz sagte damals: "Sie kennen meine Meinung über Eidechsen? Aus ihnen kann man sehr schöne Stiefel machen." Als die Eidechse endlich Schutzstatus erhalten hatte, kommentierte Wayne Christian, Chef der "Texas Railroad Commission", die die Ölförderung reguliert: "Das hat alles nichts damit zu tun, dass man die Eidechse retten will. Es geht darum, die US-Ölindustrie zu zerstören. (...) Es ist egal, ob Eidechse, Wal oder Einhorn. Radikale Umweltschützer werden nicht zufrieden sein, bis wir unsere Energie aus Feuerholz bekommen und wieder in Höhlen leben."
Präsident Trump hat bereits am ersten Tag im Amt angedeutet, dass er einen Energienotstand ausrufen könnte. Staatliche Behörden wurden angewiesen, alle Maßnahmen, die die Energiewirtschaft und Ölindustrie behindern könnten, zu überprüfen und zu stoppen. Doug Burgum, der neue Innenminister der USA, hat eine Anordnung unterschrieben, die schon jetzt die Ölförderung über den Arten- und Naturschutz stellt. Viele halten den Umgang mit der Dünen-Sagebrush-Eidechse und ihrem Lebensraum nun für die Nagelprobe.
Selbst strenge Gesetze dürften die Eidechse kaum retten
Auch wenn das Gesetz zum Schutz der bedrohten Tiere eines der strengsten der Welt ist, gibt es wohl einige Möglichkeiten, wie die Trump-Regierung es umgehen könnte. Sie könnte zum Beispiel grundsätzlich anzweifeln, dass die Tiere bedroht sind – und sie so von der Liste streichen. Oder erklären, man habe die Echse "aus Versehen" unter Schutz gestellt. Ob am Ende in dieser Geschichte David siegen wird, ist unklar. Lässt sich Trump, der Geschäftsmann, bei seinem Streben nach Gewinn von einer Eidechse und einem Gesetz stoppen? So wie er sich in den wenigen Wochen seiner zweiten Amtszeit verhalten hat, wohl eher nicht.