Diego Armando Díaz: Amateurspieler kickt in der ersten argentinischen Liga – Wie im Traum

Eigentlich läuft es bei Unión de Santa Fe so gar nicht. Nur ein Sieg in den letzten vier Spielen, auf der Tabelle steht der Klub aus dem argentinischen Nordosten auf dem vorletzten Platz. Und jetzt ist auch noch Cruzeiro aus Brasilien zu Gast. Die standen letztes Jahr noch im Finale der Sudamericana, dem südamerikanischen Äquivalent zur Europa League, in dem beide Teams nun in der Gruppenphase aufeinandertreffen. Unión schlägt sich wacker, hält lange das 0:0 und bekommt kurz vor Schluss nochmal eine Ecke. Der Ball segelt eigentlich an allen vorbei, doch wird unzureichend geklärt, sodass im Rückraum Diego Armando Díaz zum Abschluss kommt. Leicht abgefälscht landet der Ball im Tor.

Unión gewinnt dank eines Spielers mit einer wohl einzigartigen Geschichte. Bis Februar spielte Díaz im argentinischen Amateurfußball, jetzt trifft er für Unión auf internationaler Ebene – auch dank ungewöhnlicher Trainingsmethoden.

Weil er als Kind in einer Kohlefabrik gearbeitet hatte, um seine Mutter und acht Geschwister zu unterstützen, fing Díaz erst mit 18 Jahren an, Vereinsfußball zu spielen. Bis heute zeigt er sich Online als Familienmensch, ist als liebevoller Vater und Ehemann zu sehen. Im Jahr 2024 erregte der damalige Amateurspieler nationale Aufmerksamkeit, als er 47 Tore in 43 Spielen in den regionalen Ligen erzielte. Seine Leistungen für CA Susanense in der fünfthöchsten Spielklasse Argentiniens verdienten dem bulligen Stürmer die Chance, sich bei Unión de Santa Fe zu präsentieren. Ein TikTok-Video seiner Frau zeigt bis heute, wie er sich daraufhin mithilfe von Glasflaschen und Zementblöcken in Form brachte.

„Sie haben mich zu einem Probetraining eingeladen, 'in drei Tagen' – ich musste mich darauf vorbereiten. In meinem Dorf fing ich an, mit Fernet-Flaschen als Hütchen zu trainieren und jetzt bin ich hier“, sagte der 23-Jährige. Sein Sondertraining wurde von Erfolg gekrönt, denn Unión nahm ihn tatsächlich unter Vertrag.

Mit seiner Schnelligkeit, Kraft und Abschlussstärke überzeugte er Trainer Kily González und empfahl sich für höhere Aufgaben. Doch damit nahm die Entwicklung erst richtig Fahrt auf. Obwohl Díaz ursprünglich für die Reserve vorgesehen war, durfte er schnell mit den Profis trainieren. Mit seiner Schnelligkeit, Kraft und Abschlussstärke überzeugte er Trainer Kily González und empfahl sich für höhere Aufgaben. Im März bei seinem Debüt noch am Pfosten gescheitert, schoss er zwei Wochen später bei einem 3:1-Sieg gegen Banfield sein erstes Tor in der höchsten Spielklasse. Wiederum zwei Wochen später gelang ihm eben jene Treffer in der Sudamericana. „Als ich das erste Tor geschossen habe, konnte ich tagelang nicht schlafen, und so wird es mir jetzt auch ergehen. Es ist ein internationaler Pokal, das ist alles sehr schön“, sagte er nach dem Spiel.

Verschiedene argentinische Medien nennen ihn seitdem den „Helden von Unión“. Auch Trainer González lobte seinen neuen Torjäger auf der Pressekonferenz im Anschluss: „Man spürt die Energie, wenn er eingewechselt wird“, mahnt aber auch: „Er muss demütig bleiben und wir müssen uns um ihn kümmern, damit es um ihn herum nicht zu chaotisch wird.“

Diego Armando freut sich derweil einfach über sein neues Leben: „Es ist ein Traum, den ich wirklich erlebe.“