Die Stunde Null: Ritter-Sport-Chef: Warum Schokolade so teuer geworden ist
Die Kakaopreise gehen durch die Decke und machen die Schokolade zu einer kostspieligen Ware. Ritter-Sport-Chef Andreas Ronken erklärt, was das mit dem Klimawandel zu tun hat

Die Kakaopreise gehen durch die Decke und machen die Schokolade zu einer kostspieligen Ware. Ritter-Sport-Chef Andreas Ronken erklärt, was das mit dem Klimawandel zu tun hat
Capital: Die Preise für Schokolade sind deutlich in die Höhe gegangen. Was passiert da gerade?
ANDREAS RONKEN: Die Kakaopreise sind dramatisch gestiegen. Ein Grund dafür ist, dass die Lagerbestände in den letzten Jahren abgebaut worden sind. Wir leben gewissermaßen als Schokoladenhersteller von der Hand in den Mund. Dahinter steht, dass der Klimawandel längst im Supermarkt angekommen ist. In Ghana oder der Elfenbeinküste, also den großen Ländern, in denen Kakao angebaut wird, ist die Wahrscheinlichkeit von schlechten Ernten deutlich größer als die von guten Ernten. Ich bin aber nicht unfroh über die Preisentwicklung am Kakaomarkt.
Was meinen Sie damit?
Nicht dass ich mich freue, dass Schokoladenliebhaber mehr Geld bezahlen müssen. Ich freue mich für die Kakaobauern. Es war jahrzehntelang kein auskömmliches Geschäft, und es gab zu geringe Kakopreise. Jetzt lohnt es sich für die Bauern wieder, Flächen anzulegen und die Produktivität zu steigern. Speziell in Lateinamerika herrscht Goldgräberstimmung.
Widerspricht sich das nicht: Goldgräberstimmung und zunehmende Missernten?
Es kommt auf die Ausgangslage an. In Südamerika gibt es große Plantagen, die professionell bewirtschaftet werden und Bewässerungssysteme haben. Die sind resilienter gegen den Klimawandel. In Afrika, wo aktuell noch 75 Prozent des Kakaos herkommen, ist die durchschnittliche Plantagengröße anderthalb bis zwei Hektar. Das sind im Prinzip Familienbetriebe, die viel mehr vom Klima abhängen.
Es dürfte nicht so einfach sein, die gestiegenen Preise an die Verbraucher weiterzugeben. Sinken jetzt Ihre Margen?
Um überhaupt am Leben zu bleiben, müssen wir die Preise erhöhen, so dass wir damit Geld verdienen können. Die Kakopreise zwingen uns einfach dazu. Natürlich gibt es erboste Mitmenschen, die uns Profitgier vorwerfen. Aber unsere Erträge und unsere Margen sind deutlich niedriger als zuvor.
Ritter verkauft auch in den USA. Was bedeutet der Zollstreit für den Absatz?
Natürlich machen hohe Zölle die Schokolade für die US-Kunden teurer. Noch problematischer aber sind die potenziellen Gegenzölle der EU. Mandeln zum Beispiel kommen zu 60 Prozent aus den USA. Wenn da ein Zoll von 30 Prozent draufkommt, werden Marzipan und Mandelschokolade teurer. Das Gleiche gilt für Sultaninen. Es hängt alles miteinander zusammen.
Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null":
- Wieso es keine Osterhasen von Ritter-Sport gibt
- Weshalb das Unternehmen eine eigene Kakao-Plantage unterhält
- Warum weiter Schokolade in Russland verkauft wird