BRIGITTE-Buch der Woche: "Great Big Beautiful Life": Eine Ode an das Leben

Emily Henry ist die Königin der Sommer-Romance für Büchernerds. Mit ihrem neuen Roman "Great Big Beautiful Life" beweist sie, dass sie mehr kann als seichte Urlaubslektüre.

Mai 6, 2025 - 14:03
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BRIGITTE-Buch der Woche: "Great Big Beautiful Life": Eine Ode an das Leben

Emily Henry ist die Königin der Sommer-Romance für Büchernerds. Mit ihrem neuen Roman "Great Big Beautiful Life" beweist sie, dass sie mehr kann als seichte Urlaubslektüre.

"Ich ertappe mich dabei, wie ich denke, dass wir jedes gebrochene Herz unseres Lebens neu zusammensetzen und für etwas Schönes nutzen können. Dass es gar nicht so wichtig ist, ob ich diesen Weg gewählt habe oder ob ich hineingeboren wurde, solange ich stehenbleibe und den Weg selbst bewundere."

In den Romanen der US-amerikanischen Autorin Emily Henry spielen Bücher immer eine entscheidende Rolle. Ihre Protagonist:innen schreiben entweder selbst, arbeiten in Bibliotheken oder als Lektorinnen oder Literaturagenten. In ihrem neuen Buch "Great Big Beautiful Life", das am 22. April bei Knaur erschienen ist, stehen wieder zwei Autor:innen im Vordergrund: Alice Scott ist Promi-Journalistin, Hayden Anderson dagegen ein "ernsthafter" Schriftsteller – inklusive Pulitzer-Preis im Regal. Die beiden konkurrieren darum, die Biografie der Erbin einer Mediendynastie schreiben zu dürfen, die seit Jahrzehnten vor der Öffentlichkeit versteckt lebt.

Emily Henry: TikTok-Romance-Königin mit Tiefgang

Wenig überraschend ist, dass Alice und Hayden sich schnell näherkommen und ihre Zeit auf der idyllischen Insel Little Crescent Island im US-Bundesstaat Georgia auch aus Gründen genießen, die nichts mit ihrem Pitch um der Biografie der legendären Margaret Ives zu tun haben. Emily Henry gehört schließlich zu den beliebtesten TikTok-Autorinnen im Romance-Genre. Was aber neu ist und "Great Big Beautiful Life" von ihren anderen Liebesromanen abhebt, ist die tiefere Ebene, die das Buch durch Margarets Story dazugewinnt.

Denn die dramatische Familiengeschichte des Ives-Clans umspannt gut ein Jahrhundert und ist geprägt von diversen Skandalen, die schon bekannt sind – und so einigen Geheimnissen, die auch für Alice und Hayden neu sind und die erst mit der Zeit ans Licht kommen. Und da die beiden eine wasserdichte Verschwiegenheitserklärung unterschreiben mussten, können sie auch nicht miteinander über die diversen Plot-Twists sprechen, die sie in ihren Interviews mit Margaret aufdecken.

Familiendramen, Lovestory und Medienkritik

In seinem Aufbau erinnert der Roman so fast ein wenig an "Die sieben Männer der Evelyn Hugo" von Taylor Jenkins Reid, in dem eine Journalistin für eine Biografie ebenfalls die Lebensgeschichte eines Stars, in diesem Fall einer Hollywood-Schauspielerin, aufarbeitet und diverse Geheimnisse zutage fördert.

Der Fokus in "Great Big Beautiful Life" liegt zwar getreu Henrys Stärken auf der Lovestory zwischen Alice und Hayden, aber Margarets Lebensgeschichte und die Welt der Stars im Los Angeles der 50er-Jahre bringen eine spannende neue Nuance in den Plot. Die Story um den Medienkonzern ihrer Familie wirft aber auch kluge Fragen auf, etwa die nach der Verantwortung der Presse oder danach, ob es einen vorgefertigten Weg für uns alle gibt – oder ob wir unser Leben wirklich selbst in der Hand haben.

Ich habe alle Romane von Emily Henry gerne gelesen, weil sie neben gut geschriebenen Lovestorys zwischen vielschichtigen, interessanten Charakteren noch tiefere Themen behandeln, die Trauer um einen geliebten Menschen etwa, psychische Gesundheit oder komplizierte Familiendynamiken. "Great Big Beautiful Life" vereint mal wieder alle diese Aspekte – und hebt die Story mit der zweiten Zeitebene noch auf ein ganz neues Level. Und Henrys Liebe zum Schreiben, zum Lesen und zu Büchern wird hier wieder genauso deutlich wie in ihren anderen Romanen.