Bernd Ziesemer: Deutschlands Automanager bezirzen das Xi-Regime

Keine europäischen Unternehmen investieren so viel in die Volksrepublik China wie die Autohersteller BMW, Mercedes und VW. Die Risiken steigen schnell

Mär 31, 2025 - 08:20
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Bernd Ziesemer: Deutschlands Automanager bezirzen das Xi-Regime

Keine europäischen Unternehmen investieren so viel in die Volksrepublik China wie die Autohersteller BMW, Mercedes und VW. Die Risiken steigen schnell

Unter den 40 westlichen Konzernchefs, die am letzten Freitag in der Großen Halle des Volkes in den Genuss einer Privataudienz bei Xi Jinping kamen, stach einer hervor: Mercedes-Vorstandschef Ola Källenius. Der 55-Jährige durfte beim Gruppenfoto rechts von dem Staats- und Parteichef Aufstellung nehmen und beim Geplauder mit Xi als einziger Vertreter der deutschen Industrie das Wort an den Diktator richten. Im überaus protokollbewussten China gleicht so etwas der Ernennung zum Ehrenmandarin.

Die Sonderbehandlung kommt nicht von ungefähr: Die deutschen Autokonzerne investieren immer mehr in China, während sich nahezu alle anderen Europäer zurückhalten. Nach Angaben der Rhodium Group sorgten BMW, Mercedes und VW im vergangenen Jahr allein für die Hälfte aller Direktinvestitionen aus der EU. Keine andere Branche kommt auch nur in die Nähe der deutschen Autokonzerne, wenn es um den Ausbau des Engagements in der Volksrepublik geht.

Trump verschiebt die Absätze Richtung Osten

Die offizielle Wertschätzung, die BMW und Co. in China genießen, steht im krassen Gegensatz zu ihrer Behandlung in ihrem zweitwichtigsten Auslandsmarkt: den USA. Als Xi Jinping in Beijing Hof hielt, waren gerade wenige Stunden vergangen, seit Donald Trump einen Sonderzoll von 25 Prozent auf alle deutschen Autoimporte verkündet hatte. Wenn es dabei bleibt, dürfte das Geschäft in den USA massiv zurückgehen. Die Folge: Die deutschen Konzerne dürften sich noch stärker an den chinesischen Markt ketten.

Dabei weht VW, BMW und Co. im Reich Xi Jinpings gegenwärtig der Wind ins Gesicht: Die Marktanteile sinken stark – vor allem im wichtigen Segment der E-Fahrzeuge. Die Deutschen verhalten sich jedoch wie ein Pokerspieler: Sie gehen „all in“ und erhöhen ihr Risiko immer mehr. Die Devise lautet: Forschung und Entwicklung immer stärker nach China verlagern, Modelle für die spezifische Nachfrage auf dem chinesischen Markt entwickeln und sich von der Idee des „Weltautos“ ein für alle Mal verabschieden. Das Problem dabei: Wenn die Wette nicht aufgeht, stehen die deutschen Autokonzerne blank da.

Teure Strategiefehler der Automanager

Mercedes, BMW und Co. haben in den letzten Jahren viele kleinere Märkte außerhalb Chinas und der USA vernachlässigt. Ein Beispiel: In Japan musste VW im letzten Jahr ein Minus von fast 30 Prozent in Kauf nehmen. Gerade noch 23.000 Fahrzeuge brachte der Konzern dort an den Mann. Und das in einem Land, in dem sich VW vor Jahrzehnten das Ziel gesetzt hatte, mindestens 100.000 Autos abzusetzen. Zum Vergleich: Der Rivale Toyota steigerte die Zahl der Zulassungen in Deutschland gleichzeitig um 27 Prozent – und erreichte seinerseits bei uns die magische Schwelle von 100.000 verkauften Fahrzeugen.

Der Rückgang in vielen Märkten hängt auch mit der verfehlten Strategie der deutschen Autobauer zusammen, nur noch teure Autos anzubieten und Einsteigermodelle zu streichen. In vielen Ländern Asiens oder Lateinamerikas kann sich niemand mehr einen deutschen Neuwagen leisten. Und wenn die Verkäufe in China und den USA nun einbrechen, gibt es kaum Alternativen für die deutschen Hersteller, auf andere Märkte auszuweichen. Aus einem Treiber des deutschen Wohlstands könnte schon bald eine Belastung der deutschen Volkswirtschaft werden. Die Börse nimmt es bereits vorweg.