X im Wahlkampf: Mehr Reichweite für extreme Inhalte
Wie neutral gewichtet der Kurznachrichten-Dienst X politische Inhalte während des deutschen Wahlkampfes? Eine Frage, die mit zunehmender Politisierung des neuen Eigners Elon Musk immer häufiger gestellt wird. Auch auf neuen Accounts ohne Interaktion dominiert die AfD Das ZDF-Gesellschaftsmagazin frontal hat diesbezüglich nun ein wissenschaftlich begleitetes Experiment durchgeführt und sich dafür Hilfe von Dr. Przemek Grabowicz […]

Wie neutral gewichtet der Kurznachrichten-Dienst X politische Inhalte während des deutschen Wahlkampfes? Eine Frage, die mit zunehmender Politisierung des neuen Eigners Elon Musk immer häufiger gestellt wird.
Auch auf neuen Accounts ohne Interaktion dominiert die AfD
Das ZDF-Gesellschaftsmagazin frontal hat diesbezüglich nun ein wissenschaftlich begleitetes Experiment durchgeführt und sich dafür Hilfe von Dr. Przemek Grabowicz organisiert, der am University College Dublin zu Berührungspunkten von Technologie und Gesellschaft forscht
Der rechten Rand dominiert
Ein Experiment mit zwei Testkonten, die lediglich Bundestagsabgeordneten folgten und sonst keine eigenen Interaktionen vornahmen, deutet darauf hin, dass X Inhalte von Parteien am rechten Rand überproportional häufig empfiehlt.
Besonders Tweets der AfD tauchten in den automatisch generierten Vorschlägen überdurchschnittlich oft auf. Inhalte anderer Parteien erschienen dagegen seltener.
ZDF frontal: Fake News im Wahlkampf
Warum das so ist, bleibt unklar. Die Anzahl der Interaktionen allein erklärt die Verteilung nicht. Ein Vergleich der durchschnittlichen Likes und Retweets verschiedener Parteien zeigt keine signifikanten Unterschiede. X selbst reagierte nicht auf Anfragen zu diesen Ergebnissen.
Extreme Inhalte deutlich prominenter
Im Blog des verantwortlichen Forschungsleiters Grabowicz wird der Versuchsaufbau konkretisiert: Die Forscher erstellten zwei Testkonten, die jeweils denselben Politikern der im Bundestag vertretenen Parteien folgten.
Innerhalb eines vierwöchigen Zeitraums speicherten sie regelmäßig die ersten 35 angezeigten Beiträge des „For You“-Feeds. Dabei zeigte sich, dass die AfD mit einem Anteil von 37,9 % aller Politiker-Beiträge im Feed vertreten war, obwohl ihre Politiker nur 15,2 % aller Tweets von Bundestagsabgeordneten veröffentlichten. Auch die linke Partei BSW erschien mit 10,6 % ihrer Beiträge im Feed, obwohl ihr Anteil an allen Politiker-Tweets lediglich 1,4 % betrug.
Vor allem die politischen Ränder sind auf X überproportional vertreten
Die Untersuchung ergab darüber hinaus, dass parteispezifische Faktoren offenbar unabhängig von den Engagement-Zahlen eine Rolle spielen. Die Forscher führten eine statistische Analyse durch, die zeigte, dass Beiträge von BSW, CSU und AfD signifikant häufiger im „For You“-Feed erschienen, als es allein durch deren Interaktionswerte zu erwarten gewesen wäre. Wodurch genau dieser Effekt zustande kommt, bleibt unklar, da X keine Einblicke in die zugrunde liegenden Algorithmen gewährt.