Wie sich Nike durch sein NFT-Abenteuer eine Sammelklage einfing
Nike war 2021 auf den NFT-Zug aufgesprungen, indem es ein Startup für "virtuelle Schuhe" gekauft und NFTs herausgegeben hatte. Nachdem das Unternehmen Ende 2024 seine NFT-Aktivitäten abrupt beendet hatte, wird es nun wegen eines "Rug Pulls" auf fünf Millionen Dollar verklagt.

Nike war 2021 auf den NFT-Zug aufgesprungen, indem es ein Startup für „virtuelle Schuhe“ gekauft und NFTs herausgegeben hatte. Nachdem das Unternehmen Ende 2024 seine NFT-Aktivitäten abrupt beendet hatte, wird es nun wegen eines „Rug Pulls“ auf fünf Millionen Dollar verklagt.
Mit dem Ausflug in die Welt der NFTs hat sich der weltberühmte Sportschuh-Hersteller Nike alles andere als mit Ruhm bekleckert. 2021, auf dem Höhepunkt der NFT-Welle, kaufte Nike das Startup RTFKT. Zusammen mit ihm gab Nike NFTs heraus, die Schuhe oder Hoodies abbildeten, welche die Besitzer der NFTs im Metaverse anziehen können.
An sich war der Schritt plausibel. Wenn es Leute gibt, die ein Bedürfnis danach haben, ihren digitalen Avatar im Metavers mit exklusiven Schuhen zu bekleiden, dann verkauft Nike seine Marke als virtuellen Schuh. 2021, als Leute viele Millionen hinlegten, um sich einen CryptoPunk als Avatar für soziale Medien zu sichern, klang das sinnvoll.
Anfangs lief Nikes NFT-Projekt auch noch richtig gut. Investoren konnten die von RTFKT und Nike herausgegebenen NFTs auf den üblichen Plattformen kaufen und verkaufen; die Märkte waren sofort liquide, und wie alles, was im Jahr 2021 und 2022 einen Namen hinter sich hatte, stieg der Preis hübsch an.
Im April 2022 folgte dann die „Nike Cryptokicks“-Kollektion. Sie bestand aus 20.000 NFTs, die rasch einen Marktwert von mehreren tausend Dollar je Stück erreichten, seltene Exemplare sogar mehr als 100.000 Dollar. Nike verdient gut an dem Verkauf und einer Gebühr für den Handel auf dem Zweitmarkt, laut der Klageschrift zig Millionen Dollar. Der Konzern förderte die NFTs, indem seine Besitzer Belohnungen für die Erfüllung kleiner Aufgaben erhielten und gelegentlich den exklusiven Zugang zu limitierten (physischen) Schuhen erhielten.
Im Grunde hatte Nike alles richtig gemacht. Der Konzern münzte seine mächtige Marke in NFTs um, die er durch besondere Belohnungen und Aufgaben veredelte. Er verdiente gut am Verkauf und den Handelsgebühren, während die Community mit den Token verdienen konnte. Doch im Dezember 2024 schloss RTFKT überraschend, wodurch sich Nike komplett von den NFTs zurückzog.
Die Preise stürzten daraufhin natürlich ein. Viele in der Krypto-Szene nannten es einen „Rug Pull“. Das ist ein geflügelter Begriff dafür, dass jemand ein Token veröffentlicht, damit Geld einholt – und dann das Projekt verlässt. Er zieht den Investoren den Teppich unter den Füßen weg. Rug Pulls ist man von den Herausgebern zwielichter Token gewohnt – aber nicht von einem internationalen Sportartikel-Konzern mit einem Umsatz von 50 Milliarden Dollar im Jahr.
Nun verklagt eine Gruppe von Investoren Nike wegen des Rug Pulls – und der unerlaubten Herausgabe eines Wertpapiers. Denn die NFTs erfüllten die Anforderungen des Howey Tests an ein Wertpapier („Security“): Die Token werden öffentlich angeboten, Investoren kaufen sie mit Geld in der (plausiblen) Hoffnung, dass das Handeln eines öffentlichen Unternehmens dafür sorgt, dass ihr Wert steigt oder sie auf andere Art Profit abwerfen. Dies klingt plausibel, vor allem, da die NFTs ihren Wert nicht behalten konnten, nachdem Nike den Stecker gezogen hatte. Sie existieren noch, da Token auf einer Blockchain unsterblich sind, aber die Wertbasis – die Rückendeckung durch die Marke Nike, in die sich die Anleger einkauften – ist ausgelöscht.
Nike habe also, so die Klage, die nicht registrierten Wertpapiere an Privatanleger verkauft, welchen das technische und finanzielle Wissen fehlte, um die Risiken angemessen einzuschätzen. In Vertretung aller Investoren klagt Jagdeep Cheema nun Nike an. Der Vorwurf lautet, Nike habe ihnen fälschlich weisgemacht, die NFTs seien kein (nicht-registriertes) Wertpapier, was zu einer völlig falschen Vorstellung ihres Wertes geführt habe. Auch habe Nike nicht den bleibenden Wert, den die NFTs versprachen, eingehalten, indem es seine NFT-Aktivitäten einstellte. Als Ausgleich für diese Täuschung verlangt die Klage einen Schadenersatz von fünf Millionen Dollar.