Verkehr: Tempo 30 in Bologna: Von sechs auf null tote Fußgänger
Seit 2024 gilt in der italienischen Großstadt Tempo 30. Nicht alle Einwohner der Stadt sind überzeugt. Aber die Unfallbilanz kann sich sehen lassen

Seit 2024 gilt in der italienischen Großstadt Tempo 30. Nicht alle Einwohner der Stadt sind überzeugt. Aber die Unfallbilanz kann sich sehen lassen
Tempolimits sind kein Selbstzweck: Sie sollen die Zahl der Verkehrstoten und Verletzten limitieren. Und das tun sie auch. Jüngstes Beispiel ist die norditalienische Stadt Bologna. Hier gab es so viele Unfallopfer – allein im Jahr 2023 starben 21 Menschen, darunter sechs Fußgänger –, dass eine Initiative nur einen Ausweg sah: eine Petition für ein strenges Tempolimit.
Die Stadtverwaltung reagierte – und führte mit dem Jahresbeginn 2024 Tempo 30 auf fast allen Straßen im Stadtgebiet ein. Damit ist Bologna die erste italienische Großstadt überhaupt, in der nun flächendeckend eine strenge Geschwindigkeitsbegrenzung gilt. Zusätzlich beschloss die Stadtverwaltung, Fahrspuren in Fahrradstreifen umzuwidmen. Und erhöhte die Bußgelder für Geschwindigkeitsüberschreitungen empfindlich: auf bis zu 880 Euro, wie Tagesschau.de berichtet.
Mit beeindruckendem Erfolg: Im ersten Jahr des generellen Tempo-30-Limits starb kein einziger Fußgänger. Zudem sei die Zahl der Verletzten und der Schwerverletzten in den Notaufnahmen gesunken, sagt Marco Pollastri, in Bologna zuständig für die Verkehrssicherheit. "Wir können aus Sicht der Verkehrssicherheit mit einiger Überzeugung sagen, dass diese Maßnahme zu einem Rückgang der Todesfälle und Verletzten geführt hat", so Pollastri gegenüber der Tagesschau.
In der Theorie ist das Ergebnis – mehr Sicherheit – längst gut belegt. Die wichtigsten Gründe sind kürzere Bremswege bei niedrigen Geschwindigkeiten und niedrigere Aufprallgeschwindigkeiten bei einem Unfall. Nach Informationen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ist der Bremsweg bei Tempo 30 statt 50 nur halb so lang, das Risiko tödlicher Verletzungen um 75 Prozent geringer. Zusätzlich sei in Bologna auch die Luftqualität messbar besser – und mehr Menschen nutzen den öffentlichen Nahverkehr, wie Tagesschau.de schreibt.
Mehr Sicherheit, aber auch Einschränkungen für viele
Während die Initiative "Città 30", in der sich mehr als 40 Vereine, Nachbarschaftskomitees und Unternehmen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr und eine nachhaltige Mobilität zusammengeschlossen haben, jubelt, sind nicht alle Bolognesi begeistert. Wie die Tagesschau berichtet, sind Berufspendler*innen, Taxifahrer, Transportdienste und Handwerker genervt. Und nicht alle halten sich an die Beschränkungen.
Sara Poluzzi, die Initiatorin der Bürgerinitiative, fordert darum mehr Kontrollen – und Baumaßnahmen, die Autofahrende zum langsamen Fahren motivieren sollen: darunter Bodenschwellen, erhöhte Zebrastreifen und Fahrbahnverengungen, wie im "Corriere di Bologna" zu lesen ist.
Europaweit sind Städte in Spanien und Frankreich Vorreiter beim Thema Tempo 30: So gilt in Spanien schon seit 2021, dass auf allen Straßen, die nur in einer Richtung befahrbar sind, höchstens 30 Stundenkilometer gefahren werden dürfen. Das betrifft immerhin 80 Prozent des innerstädtischen Straßennetzes. In 200 französischen Kommunen gilt eine ähnliche Regelung.
Recht geben ihnen nicht nur deutlich sinkende Unfallzahlen – sondern auch die Weltgesundheitsorganisation: Die WHO fordert zum Schutz von Menschenleben Tempo 30 in allen Städten und Dörfern weltweit.