TV-Duell Scholz vs. Merz: Das wichtigste Thema wurde verschwiegen
Alle reden nur über Migration, als ob es kein wichtigeres Thema gebe, so auch Merz und Scholz im TV-Duell. Doch das vielleicht wichtigste Thema wird kaum erwähnt, und das, obwohl es Deutschland und die Welt wirklich unsicher macht und unseren Wohlstand bedroht. Und das im Übrigen die große Mehrheit der Deutschen für ein wichtiges Thema… Weiterlesen TV-Duell Scholz vs. Merz: Das wichtigste Thema wurde verschwiegen The post TV-Duell Scholz vs. Merz: Das wichtigste Thema wurde verschwiegen appeared first on Volksverpetzer.

Alle reden nur über Migration, als ob es kein wichtigeres Thema gebe, so auch Merz und Scholz im TV-Duell. Doch das vielleicht wichtigste Thema wird kaum erwähnt, und das, obwohl es Deutschland und die Welt wirklich unsicher macht und unseren Wohlstand bedroht. Und das im Übrigen die große Mehrheit der Deutschen für ein wichtiges Thema hält, zu dem wir mehr tun sollten. Lass mich nur ein paar Beispiele aufzählen und du kommst sofort selbst darauf:
Mindestens 29 Tote, Tausende zerstörte Gebäude in Kalifornien, mehr als 200 Tote durch Hurrikan Helene, mindestens ebenso viele Tote in Valencia. Diese drei Extremwetterereignisse, die durch die Klimakrise wahrscheinlicher werden und stärker ausfallen, aus diesem und letztem Jahr zeigen exemplarisch: Der Klimawandel kostet extrem viele Menschenleben – auch in Deutschland. Allein rund 31.600 Hitzetote gab es in den Jahren 2018-2023 in Deutschland (Quelle, Quelle und Quelle), bei der Flutkatastrophe im Ahrtal, die durch den Klimawandel mitverursacht wurde, starben mehr als 180 Menschen.
Und dennoch sprachen Friedrich Merz und Kanzler Olaf Scholz gestern beim TV-Duell Maischberger & Illner lediglich eine Minute und 37 Sekunden über Klimapolitik. Wie kann das sein?
Die Klimakrise macht Extremwetterereignisse um einiges wahrscheinlicher
Der gemeinsame Nenner der genannten Extremwetterereignisse ist eindeutig: Die Klimakrise. Sie erhöht das Risiko von verheerenden Waldbränden, wie wir sie in Kalifornien Anfang dieses Jahres gesehen haben. Auch Hurrikane begünstigt der Klimawandel, ebenso bringen Hurrikane mit Klimakrise viel extremere Regenfälle. Die Überflutungen in Valencia im November vergangenen Jahres waren ebenfalls hauptsächlich durch den Klimawandel bedingt. Auch die Ahrtal-Flutkatastrophe wurde durch den Klimawandel begünstigt.
Nicht nur durch den Klimawandel bedingte Überflutungen bedrohen und kosten bereits Menschenleben. Auch Hitzewellen werden künftig noch zu mehr Toten führen. In den Jahren 2015 bis 2099 könnten insgesamt etwa 2.345.000 Menschen in Europa temperaturbedingt sterben.
Hier haben wir sie, die wahre Gefahr für deine Sicherheit und Gesundheit: Es ist der Klimawandel, der paradoxerweise so gut wie gar nicht diskutiert wird im derzeitigen Wahlkampf. Ganz naive Frage: Warum eigentlich nicht? Gründe gäbe es genug. Von den Beispielen oben noch nicht überzeugt? Hier kommen noch mehr Gründe.
TV-Duell: Gründe für mehr Klimapolitik gäbe es genug
Der zurückliegende Januar 2025 war so heiß wie noch nie. Das Jahr 2024 war das wärmste Jahr in einer bis 1850 zurückreichenden Aufzeichnung der globalen Temperatur. Es war 1,60 °C wärmer als das vorindustrielle Niveau und damit höher als das 1,5-Grad-Ziel, das wir uns in Paris vorgenommen haben. Bei der derzeitigen Erwärmungsrate von mehr als 0,2 °C pro Jahrzehnt ist es sehr wahrscheinlich, dass das 1,5°C-Ziel des Pariser Abkommens in den 2030er Jahren endgültig überschritten wird.
Faschist Trump ist das alles egal und er steigt (mal wieder) aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aus. Gerade jetzt wäre es also ein guter Zeitpunkt, mit gutem Beispiel voranzugehen und Trump zu zeigen, wie gelungener Klimaschutz aussehen könnte. Und wie man auch Menschenleben und Wohlstand in den USA vor diesem Klimaleugner-Wahn retten könnte. Bei einem TV-Duell der Kanzlerkandidaten zum Beispiel.
So teuer wird die Klimakatastrophe
Jetzt nicht zu handeln, überschreitet die Kosten des Klimaschutzes um ein Vielfaches. In anderen Worten: nichts zu tun ist viel teurer, als etwas für den Klimaschutz zu tun. Allein im Jahr 2022 haben die deutschen Treibhausgas- und Luftschadstoff-Emissionen in den Bereichen Straßenverkehr, Strom- und Wärmeerzeugung Kosten in Höhe von mindestens 301 Milliarden Euro verursacht. Wenn wir weiter nichts machen und die globale Oberflächentemperatur bis 2100 um bis zu 4,5 % steigt, fallen laut einer Studioe allein in Deutschland bis 2050 Kosten von knapp 800 Milliarden Euro an.
Der großen Mehrheit ist das Thema wichtig
Du siehst: Es gäbe Gründe genug, Klima in den Bundestagswahlkampf oder in ein TV-Duell aufzunehmen. Die Klimakrise bedroht massiv unseren Wohlstand. Und auch die Bevölkerung wünscht sich, dass die Politik angemessen auf die Klimakrise reagiert. Umfragen zeigen, dass 79 % finden, dass es neben der Migrationspolitik gleich wichtige oder bedeutendere Themen und Probleme gibt. Das Problem: Die Parteien interessieren sich anscheinend nicht für die wahren Probleme der Leute, wie wir gestern in der Talkshow gesehen haben.
Politiker:innen machen oft den Fehler und denken, die Bevölkerung würde Klimaschutzmaßnahmen nicht mittragen. Doch tatsächlich befürworten 59 % der Deutschen den Windkraftausbau in Deutschland, 77 % sind bereit, Energie zu sparen, 60 % sind für ein Tempolimit und 73 % für Freiflächen – Photovoltaik. Die Deutschen wollen Klimaschutz und erhoffen sich mehr von der Politik – doch was lieferten Merz und Scholz gestern? Laut Friedrich Merz seien “Windräder nicht so hübsch”, obwohl sich die Mehrheit der Deutschen für den Windkraftausbau ausspricht, und auch der sozialdemokratische Bundeskanzler nutzte die Chance nicht, endlich mal andere Themen auf die Agenda zu bringen. Beim Thema Migration hat Merz mit Verweis auf Mehrheiten sogar mit den Faschisten gemeinsam für teils rechtswidrige Maßnahmen abgestimmt. Doch beim Klima spielt die Mehrheit plötzlich keine Rolle.
So wenig interessierten sich Scholz & Merz fürs Klima im TV-Duell
Hier kannst du sehen, über welche Themen Scholz und Merz gestern beim TV-Duell am meisten diskutierten:
Du siehst: Die Asylpolitik stand im TV-Duell an oberster Stelle, die wirklich relevanten Themen wie Klima, Pflegenotstand, bezahlbares Wohnen etc. wurden so gut wie nicht diskutiert.
Schon der ganze Wahlkampf ist durchzogen von Ewigkeitsdebatten über Migration und Asyl, befeuert von Desinformation und Symbolpolitik. Die Wahrheit ist: Deutschland erlebt die sichersten zehn Jahre seiner Geschichte. Die Migrationsdebatte ist getränkt in Desinformation:
Fast kein Wahlprogramm ist wirklich fit für die Klimakrise
Ein Fakt, der durch das Allzeit – Thema Migration ebenso untergeht: Fast keine Partei hat wirklich ausreichend gute Antworten auf die Klimakrise. Nicht nur redet niemand über die Bedrohung durch die Klimakrise, sondern Politiker wie Scholz und Merz werden durch das Totschweigen der Klimakrise nicht einmal damit konfrontiert, dass ihre Wahlprogramme ungenügend sind, um die Klimaneutralität 2045 wirklich zu erreichen.
Doch gerade die Klimakrise ist die “Mutter aller Probleme”:
Wenn es dir schon niemand im TV-Duell sagt, kannst du zumindest hier in einer ausgewählten Übersicht sehen, welche Antworten die Parteien auf die Klimakrise haben:
Quelle sind jeweils die Wahlprogramme der einzelnen Parteien (SPD, Union, Grüne, Linke, FDP, BSW, AfD).
Lediglich die Grünen und die Linken fordern die Rückkehr der verbindlichen CO₂-Sektorziele. Das verpassen die anderen Parteien. Die Sektorziele klar zu definieren, macht keine Partei. Auch die wichtigen Zwischenziele 2030 und 2040 bauten weder Union noch SPD in ihre Parteiprogramme ein.
Die Union hält darüber hinaus weiterhin am Verbrenner fest und an den klimaschädlichen Agrardieselsubventionen und möchte kein Tempolimit. Wieso wurde Merz damit gestern im TV-Duell nicht von den Moderatorinnen konfrontiert? Oder Scholz damit, dass die SPD keine klaren Sektorziele in das Parteiprogramm eingebaut hat?
Über so viel hätte diskutiert werden können. Wie geht es mit dem Deutschlandticket weiter? Wann können wir endlich wieder schöner Bahn fahren? Wie kann die E-Mobilität ausgebaut werden, wie können die finanziellen Lasten der Klimatransformation für die Bevölkerung sinnvoll abgedämpft werden? Das wären Themen, die für unseren Alltag wahrlich von Bedeutung wären.
Nicht ziemlich sinnlose Grenzkontrollen, von denen bereits die aktuellen laut einer Studie die deutsche Wirtschaft 11,5 Mrd. € kosten dürften, also etwa so viel wie das prognostizierte Wirtschaftswachstum dieses Jahres.
Welche Partei wird uns bei der Klimatransformation nicht im Weg stehen?
Politik sollte eigentlich aktiv bei drängenden Fragen der Gegenwart und Zukunft mitarbeiten und Weichen stellen. Wir sind mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem wir uns fragen müssen, welche Partei nach der Bundestagswahl der Bevölkerung, die jetzt nicht nur bei der Brandmauer, sondern auch beim Klimaschutz selbst anpackt, nicht im Weg stehen wird.
Schon jetzt zeigt sich, dass Eigenheimbesitzer:innen bereits jetzt stark weiter in grüne Technologien investieren wollen, sei es in Solaranlagen, Wärmepumpen und E-Autos. Und das unabhängig von der Parteipräferenz! Eine repräsentative Umfrage kommt zum Schluss:
“Bis 2029 könnten demnach 65 Prozent aller Eigenheimbewohner in Deutschland eine Solarstromanlage besitzen, 41 Prozent ein Elektroauto und 38 Prozent eine Wärmepumpe. Das ist beinahe eine Verdoppelung bei Solaranlagen (derzeit 36 Prozent), mehr als eine Verdoppelung bei Wärmepumpen (aktuell 15 Prozent) und mehr als eine Verdreifachung bei Elektroautos (aktuell 12 Prozent).”
Die wichtige Frage ist jetzt: Welche Partei wird nach der Bundestagswahl mithelfen, diese Welle des Interesses an Erneuerbaren Energien mitzureiten? Welche Partei wird der Klimatransformation der Wirtschaft nicht nur nicht im Weg stehen, sondern aktiv dabei mithelfen? Das “Wie” ist eine sinnvolle Frage, die im demokratischen Diskurs behandelt werden sollte. Das wäre doch mal etwas für eine Talkshow oder ein TV-Duell im Bundestagswahlkampf, anstatt das einhundertste Mal über Migration zu diskutieren. Denn: Wer wirklich mehr Sicherheit in Deutschland möchte, der bekämpft die Klimakrise.
Nicht den Kopf in den (heißen) Sand stecken
Was kannst du jetzt konkret tun? Als allerwichtigstes natürlich: Geh wählen und versuche, dein Umfeld zum Wählen zu bewegen. Wenn du die Direktkandidat:innen mit deinen Fragen zur Klimakrise konfrontieren möchtest, kannst du das auf Abgeordnetenwatch tun. Schaue dir unseren neuen Wahltrend an und unsere große Übersichtsseite zur Bundestagswahl mit allen wichtigen Informationen. Und teile diese und andere Artikel von uns und anderen Aufklärungsseiten!
Artikelbild: Kay Nietfeld/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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