Trumps Zölle: „Schwarzer Montag“ an den Börsen: Dax stürzt in die Tiefe

Für viele Privatanleger hat die Woche mit einem Schock begonnen: In Frankfurt stürzte der Dax um rund zehn Prozent ab. Auch andere Indizes verloren massiv und auch der Ölpreis gab nach

Apr 7, 2025 - 12:23
 0
Trumps Zölle: „Schwarzer Montag“ an den Börsen: Dax stürzt in die Tiefe

Für viele Privatanleger hat die Woche mit einem Schock begonnen: In Frankfurt stürzte der Dax um rund zehn Prozent ab. Auch andere Indizes verloren massiv und auch der Ölpreis gab nach

Im Zollkonflikt zwischen den USA und der Europäischen Union zeichnet sich keine Entspannung ab. Zum Wochenauftakt ließ der handelspolitische Rundumschlag von US-Präsident Donald Trump die Börsenkurse noch weiter abstürzen. Der Deutsche Aktienindex (Dax) brach zum Handelsauftakt am Montag um rund zehn Prozent auf 18.489 Punkte ein. Im Handelsverlauf ging es wieder ein wenig bergauf: Trotzdem lag das Börsenbarometer am Montagvormittag immer noch sechs Prozent im Minus. Der EuroStoxx50 brach knapp sechs Prozent auf 4600 Zähler ein. 

Damit steuerten die Börsenbarometer auf die größten Tagesverluste seit der Corona-Pandemie zu. „Das 21. Jahrhundert hat nun auch seinen 'Schwarzen Montag'“, konstatierte Jens Klatt, Analyst beim Broker XTB. Bereits am Freitag waren sie um rund fünf Prozent abgerutscht. Die Anleger fürchten, dass der sich anbahnende Handelskrieg die Inflation nach oben treibt und eine globale Rezession auslöst.

In Japan rutschte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index am Montag um rund sieben Prozent auf 31.475 Punkte ab. Der breiter gefasste Topix verlor in etwa genauso viel auf 2306 Zähler. Die Börse Schanghai und der Index der wichtigsten Unternehmen in Schanghai und Shenzhen bröckelten um 7,5 und gut sieben Prozent ab. Der Hongkonger Hang-Seng-Index brach um 12,3 Prozent ein und verzeichnete damit den größten Tagesverlust seit der Finanzkrise 2008.

Am Ölmarkt fielen die Preise auf den tiefsten Stand seit April 2021. Ein Barrel (159 Liter) leichtes US-Öl verbilligte sich um knapp vier Prozent auf 59,59 Dollar, Nordseeöl der Sorte Brent kostete mit 63,24 Dollar 3,6 Prozent weniger. Solange die Panik am Markt nicht nachlasse, werde der Ölpreis keinen Boden finden, sagt Vandana Hari vom Öl-Analysehaus Vanda Insights.

Gewinnmitnahmen drückten indes das in Krisenzeiten als sicherer Hafen angesehene Gold. Das gelbe Metall verbilligte sich um fast ein halbes Prozent auf 3024 Dollar je Feinunze, nachdem der Preis seit Jahresanfang um mehr als 15 Prozent gestiegen war. Die Anleger versuchten nun, durch Goldverkäufe ihre Verluste in anderen Vermögenswerten zu decken, erläuterte Analyst Kyle Rodda von der Handelsplattform Capital.com.

Zwar signalisierte der auf hohe Importzölle setzende Trump Gesprächsbereitschaft unter bestimmten Bedingungen. Sein Handelsminister Howard Lutnick hatte zuvor aber angekündigt, dass die US-Regierung ihren harten Kurs mit hohen Einfuhrgebühren auf Waren aus fast allen Staaten der Erde durchziehen wolle. In Luxemburg beraten am Montag die Handelsminister der EU-Staaten über die Frage, mit welcher Strategie Trump zum Einlenken bei den Sonderzöllen bewegt werden könnte. 

Abwärtstrends bei Dax und Co. halten seit vergangener Woche an

Trumps Zollpaket hatte die Börsen bereits in der vergangenen Woche weltweit auf Talfahrt geschickt. Der Dax verbuchte ein Wochenminus von mehr als acht Prozent und damit seinen größten Verlust in einer Handelswoche seit Beginn des Ukrainekriegs im Frühjahr 2022. In New York hatte der Dow mit einem Wochenminus von mehr als 8 Prozent die verlustreichste Börsenwoche seit Jahren.

Eine Erholung ist nicht in Sicht. Marktbeobachter rechnen weiter mit größeren Kursschwankungen, bis sich die Auswirkungen des Zollkonflikts klarer herauskristallisieren, mehr über Gegenzölle bekannt wird oder mit den Kontrahenten über erste Deals gesprochen wird.

Proteste in den USA

Das Börsenbeben radierte auch Vermögen von Privatanlegern in Milliardenhöhe aus – gerade in den USA haben viele Menschen an der Börse investiert, entsprechend groß fiel nun der Unmut aus. Doch trotz der Kritik hielt die US-Regierung zunächst an ihrem globalen Zollpaket fest – US-Finanzminister Scott Bessent etwa sagte dem Sender NBC, die Zölle seien nichts, was sich binnen Tagen oder Wochen wegverhandeln lasse.

Trump zeigte sich später jedoch bereit, unter bestimmten Bedingungen mit Handelspartnern über eine Lockerung der neuen Zölle auf Einfuhren in die USA zu reden. „Ich möchte das Defizitproblem lösen, das wir mit China, der Europäischen Union und anderen Ländern haben“, sagte er auf einem Rückflug vom Bundesstaat Florida in die US-Hauptstadt Washington. „Wenn sie darüber reden wollen, bin ich offen für Gespräche.“ Er habe am Wochenende mit vielen führenden Politikern aus Europa, Asien und der ganzen Welt gesprochen, sagte Trump. „Sie brennen darauf, einen Deal zu machen.“

Mit Blick auf die Turbulenzen an den Börsen sagte Trump, er wolle nicht, dass die Märkte nach unten gingen. „Aber manchmal muss man Medikamente nehmen, um etwas in Ordnung zu bringen.“

Trump beklagte sich auch erneut bitterlich über den Handel mit europäischen Staaten, die einen enormen Handelsüberschuss gegenüber den USA hätten. Sie hätten Amerika „sehr, sehr schlecht behandelt“ und damit ein Vermögen gemacht, behauptete der Republikaner. „Die Europäische Union wurde aus einem einzigen Grund gegründet: (...) um die Vereinigten Staaten abzuzocken.“

Europäer beraten über ihre Antwort

Beim Treffen der EU-Handelsminister in Luxemburg soll es auch um Vorkehrungen für den Fall gehen, dass Verhandlungen mit der US-Regierung über eine einvernehmliche Lösung platzen. Vorgesehen ist, die Vorbereitungen für Gegenzölle und andere denkbare Vergeltungsmaßnahmen voranzutreiben.

Trump will mit Zöllen angebliche Handelsungleichgewichte korrigieren und mehr Produktion in die USA verlagern. Zugleich sollen die Zolleinnahmen dazu dienen, sein teures Wahlversprechen großer Steuersenkungen zumindest teilweise gegenzufinanzieren.

„Frontalangriff der USA auf Welthandel“

Nicht nur für die Exportnation Deutschland sind die Zölle ein schwerer Schlag, der Außenhandelsverband BGA spricht von einem „Frontalangriff auf den Welthandel“. Der deutsche Botschafter in Großbritannien, Miguel Berger, sagte dem Sender Sky News: „Es handelt sich um den größten Angriff auf den Welthandel, den wir seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt haben.“

Die Unternehmen sind ohnehin in einer schwierigen Lage. Im vergangenen Jahr sanken die Warenexporte der deutschen Wirtschaft um ein Prozent, in diesem Jahr wird ein noch deutlich stärkerer Rückgang erwartet. Im Januar stand ein Minus von 2,5 Prozent zum Vormonat Dezember. Das Statistische Bundesamt legt heute Zahlen für Februar vor. 

„Die anderen sollen aus Angst kuschen“

Vor dem EU-Ministertreffen fordert der geschäftsführende Wirtschaftsminister Robert Habeck ein Signal der Stärke. „Politik der Angst können wir nur mit Stärke begegnen“, sagte Habeck dem Stern. „Die US-Regierung will ihre Dominanz nutzen, um Zugeständnisse zu erzwingen und sich Vorteile zu verschaffen.“ Trumps Taktik sei, möglichst stark einzuschüchtern, „damit die anderen aus Angst kuschen“, sagte der Grünen-Politiker. Er deutete an, dass auch Maßnahmen gegen US-Digitalkonzerne ergriffen werden könnten.

Neben den Problemen mit der US-Regierung sollen bei dem Treffen auch die Handelsbeziehungen der EU zu China eine Rolle spielen. Handelskommissar Maros Sefcovic wird über seine jüngsten Gespräche in Peking berichten. Die EU versucht China seit Jahren dazu zu bewegen, unfaire Handels- und Subventionspraktiken einzustellen – bislang allerdings ohne große Erfolge. Der Wert der Importe aus China in die Europäische Union überstieg den Wert der Exporte in das Land im vergangenen Jahr um 304,5 Mrd. Euro.