Sondervermögen-Booster: Diese 4 Aktien finden wir jetzt interessant
Der Bundestag hat zwei Sondervermögen von 900 Mrd. Euro beschlossen – und diese Aktien profitieren davon ganz besonders. Der Artikel Sondervermögen-Booster: Diese 4 Aktien finden wir jetzt interessant ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

Nach wochenlangem Hin und Her ist es endlich soweit: Der Bundestag hat heute die beiden Sondervermögen für Infrastruktur und Verteidigung beschlossen. Die notwendige Zustimmung des Bundesrats am Freitag sollte dann nur noch eine Formsache sein.
Und dann können die Milliarden fließen. Wir bei der Aktienwelt360 haben uns Gedanken gemacht, welche Unternehmen besonders von den zusätzlichen Investitionen profitieren sollten. Hier stellen vier Analysten ihre Favoriten vor.
Florian König: Jungheinrich
Was bewegt Deutschland? Es sind nicht nur Autos, Züge oder Straßenbahnen. Es sind auch Gabelstapler, die Schienen, PV-Module, Brückenteile usw. transportieren müssen. Wir haben mit Jungheinrich (WKN: 621993) einen der führenden Intralogistikanbieter mit Gabelstaplern, mobilen Robotern, Regalsystemen, Lagerautomatisierung etc. in Deutschland. Wenn es mit der deutschen Wirtschaft wieder aufwärts geht, profitiert auch Jungheinrich, denn das Unternehmen hat immer noch einen Umsatzanteil von 22 % im Heimatland und ist in wichtigen Märkten in Italien, Frankreich, den USA und Großbritannien vertreten. Ohne die Unterstützung von Intralogistik-Anbietern verlieren viele deutsche Unternehmen an Wettbewerbsfähigkeit.
Jungheinrich ist ein Familienunternehmen mit einer langfristig ausgerichteten Unternehmensstrategie, die uns gut gefällt und sich an den richtigen Werttreibern ausrichtet. So orientiert sich die variable Vergütung des Vorstands im Wesentlichen an der Vorsteuermarge, dem Umsatzwachstum und der Kapitalrendite (ROCE). Damit ist sichergestellt, dass das Management langfristig Wert schaffen will und stets profitables Wachstum anstrebt.
Das Produktportfolio macht Jungheinrich zu einem der weltweit führenden Anbieter in der Intralogistik. Jungheinrich ist die Nummer 3, nur Toyota und Kion erzielen in diesem Segment mehr Umsatz. Damit profitiert Jungheinrich nachhaltig von den Megatrends Automatisierung und Onlinehandel – und nicht nur einmalig von Förderprogrammen der Bundesregierung.
Die Hauptkunden von Jungheinrich sind Unternehmen aus den Bereichen Handel inklusive Lebensmittel (42 %), Logistik (15 %), Industrie (12 %), Lebensmittelproduktion (9 %) sowie sonstige Branchen mit 18 %. Durch diese breite Aufstellung kann das Unternehmen auch Zyklen einzelner Branchen gut ausgleichen.
Bei Jungheinrich ist alles auf profitables Wachstum ausgerichtet und das zieht bekanntlich irgendwann auch den Aktienkurs nach oben. Aktuell ist das KGV mit 11 für dieses Familienunternehmen fair, wenn man bedenkt, dass Jungheinrich in den letzten 20 Jahren eine jährliche Kursrendite von 8,1 % erzielt hat. Hinzu kommt eine ordentliche Dividendenrendite von 3 %. Damit wurde auch der DAX übertroffen und ich bin zuversichtlich, dass dies auch in den nächsten fünf bis zehn Jahren gelingen kann.
Florian König besitzt Aktien von Jungheinrich.
Ralf Anders: Schaeffler
Schweres Gerät – egal ob für den Bau von Infrastruktur, den Wiederaufbau von zerstörten Städten oder für den Kriegseinsatz – benötigt ein Bauteil in großer Zahl: Wälzlager. Und diese kommen traditionell aus Schweinfurt. Zwar gibt es längst auch ernsthafte Konkurrenz aus Asien und den USA, aber Schaeffler (WKN: SHA001) und sein ewiger Lokalrivale SKF gelten noch immer als Qualitätsführer. Und das ist gerade bei anspruchsvollen Anwendungen von höchster Bedeutung. Stillstand ist dann meistens weitaus teurer als der Aufschlag für ein hochwertiges Bauteil.
Im Gegensatz zu anderen Stahlverarbeitern wie Thyssenkrupp und Renk krebst die Schaeffler-Aktie weiterhin lustlos herum. Dabei hat das Unternehmen neben Wälzlagern noch eine Menge mehr zu bieten, darunter Getriebekomponenten, Wasserstofftechnologie und Aktorsysteme. Schaeffler ist auch einer der größten Spezialmaschinenbauer der Welt – das könnte noch wichtig werden! Und spätestens seit der Fusion mit Vitesco ist der kombinierte Konzern ein weltweit führender Zulieferer von elektrifizierten Antriebssträngen.
Bei Kursen von gut 4 Euro liegt das KUV bei mageren 0,17. Und sobald die Restrukturierungen abgeschlossen sind, werden wieder Milliardengewinne realistisch. Die Integration mit Vitesco verläuft planmäßig und Synergieeffekte sollten schon bald auch in konkreten Zahlen sichtbar werden. Das bedeutet erstens, dass Anleger mit einer außerordentlich attraktiven Dividendenrendite rechnen dürfen. Und zweitens, dass der Kurs ähnlich wie bei Renk und Thyssenkrupp anspringen könnte.
Stehen diesen attraktiven Chancen auch entsprechende Risiken gegenüber? Nun, sicherlich ist nicht zu ignorieren, dass die EBIT-Marge im Geschäftsjahr 2024 auf lediglich 4,5 % abgesackt ist. Wirklich Sorgen machen muss man sich jedoch nicht, da das Verhältnis aus Bestellungen und Umsatz im zweiten Halbjahr 2024 bei 1,7 lag (bezogen auf Schaeffler vor der Fusion) und die Cashflow-Generierung ebenfalls stark war.
2024 entwickelte sich die Nachfrage nach Elektroautos schwächer als erwartet, und im Segment B&IS, das Wälzlager und Industrielösungen umfasst, lief es nicht gut. Das Marktumfeld war zuletzt schwach. Doch genau Letzteres könnte sich spürbar verbessern, wenn die Investitionsprogramme ins Rollen kommen. Deshalb finde ich, dass dieser Traditionskonzern nun ins Blickfeld der Anleger rücken sollte.
Ralf Anders besitzt Aktien von Schaeffler.
Peter Roegner: Kontron AG
Die Kontron AG (WKN: A0X9EJ) bezeichnet sich selbst als „einen weltweit führenden Anbieter von intelligenten Internet-of-Things-Lösungen.“ Das Unternehmen aus dem österreichischen Linz entwickelt und liefert Technologien und Produkte – sowohl Hard- und Software als auch Dienstleistungen –, um industrielle Abläufe zu automatisieren. Die Kunden kommen aus vielen Branchen von Transport über Kommunikation bis hin zu Medizin- und Solartechnik.
Von den beiden deutschen Sondervermögen sollte Kontron besonders profitieren. Da ist zum einen die Bundesbahn, bei der der hohe Investitionsbedarf unumstritten ist. Kontron ist nach eigener Aussage der einzige Zulieferer, der den neuen 5G-basierten Bahnfunkstandard FRMCS (Future Railway Mobile Communication System) erfüllt. Der bestehende 2G-Bahnfunk GSM-R soll bis 2035 durch FRMCS abgelöst werden. Das kostet europaweit schätzungsweise 25 Mrd. Euro, von denen einige in die Kassen von Kontron fließen sollten.
Kontron liefert aber auch einfachere Sensoren an die Bahn und andere Verkehrsbetriebe. Diese Sensoren ermöglichen etwa die exakte Ortung der Züge und damit die genaue Anzeige von Wartezeiten an den Haltestellen.
Mittlerweile ist Kontron aber auch der Eintritt in den Rüstungsmarkt gelungen – der zweite Bereich, der von den Sondervermögen profitieren wird. Kontron liefert Hardware für Kommunikations-, Steuerungs- und Überwachungssysteme in unbemannten Fahrzeugen. Im Dezember konnte das Unternehmen einen Auftrag über hochmoderne VPX-Computing- und Kommunikationssysteme gewinnen, die speziell für den Einsatz in militärischen Überwachungsanwendungen vorgesehen sind. VPX ist ein Satz von Standards zum Verbinden von Computerkomponenten (bekannt als Computerbus), der häufig von Rüstungsunternehmen verwendet wird.
2024 hat Kontron nach vorläufigen Zahlen einen Umsatz von mehr als 1,7 Mrd. Euro erzielt und erwartet ein operatives Ergebnis EBITDA von über 190 Mio. Euro. Dank voller Auftragsbücher soll sich das Wachstum auch 2025 fortsetzen: Die Linzer prognostizieren für das laufende Jahr einen Umsatz zwischen 1,9 und 2 Mrd. Euro sowie ein EBITDA von mindestens 220 Mio. Euro.
Kontron ist also komplett im Wachstumsmodus. Bei einem geschätzten Gewinn pro Aktie für 2025 von 1,60 Euro liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei etwa 15 – für einen stark wachsenden Player in modernsten Technologien ist das nicht teuer.
Peter Roegner besitzt Aktien von Kontron.
Henning Lindhoff: Heidelberg Materials
Ich sehe in Heidelberg Materials (WKN: 604700) einen nahezu idealen Profiteur des geplanten Infrastrukturpakets. Dieses gewaltige Modernisierungsprogramm umfasst Straßen, Brücken und Energieprojekte, wofür enorme Mengen an Zement und Beton benötigt werden. Die Auftragsbücher des Unternehmens dürften sich mit Blick auf den Sanierungsstau zügig füllen. Allein 4.000 Brücken müssen in Deutschland saniert werden, wobei das Ziel von 400 Brücken pro Jahr derzeit nicht erreicht wird. Ich erwarte, dass Heidelberg Materials dadurch in den nächsten Jahren einen erheblichen Absatzschub erlebt.
Parallel zum Infrastrukturboom setzt das Management auf die Dekarbonisierung seiner Produkte. 2024 gelang eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 1,3 %, während mehrere milliardenschwere Projekte anlaufen. Besonders beeindruckt mich das CCS-Projekt „GeZero“ in Geseke, das mit 191 Mio. Euro EU-Förderung 700.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr binden soll. CCS ist ein Verfahren, bei dem das bei der Zementproduktion entstehende Kohlendioxid aufgefangen und anschließend gespeichert wird. Aus meiner Sicht ist das nicht nur ein Marketingcoup, sondern ein essenzieller Schritt, um im stärker regulierten Baustoffmarkt konkurrenzfähig zu bleiben. Immerhin verlangen Politik und Bauherren immer mehr nach klimafreundlichen Lösungen.
Operativ steht Heidelberg Materials solide da. Die Nettoverschuldung wurde in den vergangenen Jahren signifikant abgebaut, sodass nun ausreichend Kapazitäten für Investitionen in Klimaschutz und potenzielle Zukäufe vorhanden sind. Gerade im Baustoffsektor, wo Fixkosten und Anlageninvestitionen hoch sind, finde ich die finanzielle Robustheit des Konzerns von entscheidender Bedeutung. Hinzu kommt eine starke Kosten- und Preisstrategie, die das Management in die Lage versetzt, selbst in turbulenten Marktphasen solide Margen zu erzielen.
Ich halte das GeZero-Projekt darüber hinaus für strategisch bedeutsam, weil es die CCS-Technologie in industriellem Maßstab vorantreibt. Sollten sich die ehrgeizigen Ziele bewahrheiten, kann Heidelberg Materials das entsprechende Know-how schnell auf andere Standorte übertragen und damit die Vorreiterrolle bei klimaneutralen Baustoffen ausbauen. Dies verschafft dem Unternehmen langfristig einen Wettbewerbsvorteil, da die Nachfrage nach CO2-armen Materialien weiter wachsen wird.
In meinen Augen vereint Heidelberg Materials mehrere Erfolgsfaktoren: profitables Kerngeschäft, internationale Diversifizierung, eine Vorreiterrolle im Bereich nachhaltiger Baustoffe und ein sicherlich sattes Auftragsplus durch das kommende Infrastrukturpaket. So steht das Unternehmen vor einem strukturellen Wachstumsschub, angetrieben von öffentlichen Geldern und klimaschonenden Technologien. Wer mittel- bis langfristig investiert und mögliche Konjunkturschwankungen im Baugeschäft einkalkuliert, sollte die Aktie von Heidelberg Materials auf dem Radar haben. Denn die Kombination aus solider Bilanz, klarer Nachhaltigkeitsstrategie und aussichtsreichen Märkten macht das Papier für mich zu einer interessanten Option mit nachhaltigem Renditepotenzial.
Henning Lindhoff besitzt keine Aktien von Heidelberg Materials.
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