Schuldenmanager: „Es gibt eine große Zuversicht internationaler Investoren für Europa“

Das Vertrauen in den Euro ist zurückgekehrt, stellt Deutschlands oberster Schuldenmanager Tammo Diemer fest. Und das hat auch mit der Politik von US-Präsident Trump zu tun

Apr 30, 2025 - 06:25
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Schuldenmanager: „Es gibt eine große Zuversicht internationaler Investoren für Europa“

Das Vertrauen in den Euro ist zurückgekehrt, stellt Deutschlands oberster Schuldenmanager Tammo Diemer fest. Und das hat auch mit der Politik von US-Präsident Trump zu tun

Das Vertrauen internationaler Investoren in den Euro wächst nach Einschätzung des wichtigsten deutschen Schuldenmanagers wieder. „Es gibt eine große Zuversicht internationaler Investoren für Europa“, sagte Tammo Diemer, Geschäftsführer der Finanzagentur des Bundes, am Montagabend in Frankfurt während einer Veranstaltung des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten.

Diemer war in den Tagen im März in Asien unterwegs, als die deutsche Politik ihren „Doppelwumms“ verkündete: mehr Geld für Infrastruktur und Verteidigung, finanziert durch Sondervermögen genannte Extra-Haushalte und eine Aufweichung der ohnehin umstrittenen Schuldenbremse. Mit den Stimmen von CDU, SPD und Grünen wurde das im Grundgesetz verankert, was Diemer zufolge sehr wohlwollend von seinen Gesprächspartnern in Asien aufgenommen wurde. „Alle schauen auf Deutschland und fragen sich, ob wir nach fünf Jahren Stagnation wieder wachsen“, berichtete Diemer. Die lange Phase der Stagnation sei nicht das, „was internationale Investoren von der drittgrößten Volkswirtschaft erwarten“.

Angesichts des erratischen Politik der US-Administration unter Präsident Donald Trump wird sich Diemers Einschätzung zufolge China weiter von US-Staatsanleihen trennen. „China baut kontinuierlich Dollar ab und Euro auf“, sagte er. „Es gibt großes Zutrauen, jetzt, da wir in Europa nach vorn schauen.“ Allerdings werde die chinesische Notenbank seiner Einschätzung nach nicht in den Verkaufsmodus bei US-Staatsanleihen gehen, sondern vielmehr beim Auslaufen von Anleihen die zurückfließenden Mittel in Bonds in Euro umschichten. Aktuell sind rund 20 Prozent der globalen Währungsreserven in Euro investiert, aber knapp 60 Prozent in Dollar. Kleine Anteile entfallen unter anderem auf Pfund, Yen, Renminbi sowie die Dollar aus Kanada und Australien.

Keine Nachfrage nach gemeinsamen Eurobonds

Die in akademischen Kreisen und zum Teilen von der Politik geführten Diskussionen um irgendeine Form gemeinsamer europäischer Anleihen geht hingegen nach Diemers Einschätzung am Bedarf der Investoren vorbei. „Es gibt keine Investorennachfrage nach gemeinsamen Euro-Anleihen“, sagte der Geschäftsführer der Finanzagentur. Es gebe mit Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien vier große Emittenten in der Eurozone, die rund drei Viertel des Marktes abdeckten und ein unterschiedliches Profil an Rendite und Bonität bieten, „Investoren sind darin geübt, ihre Auswahl zu treffen“, sagte Diemer. Während Bundesanleihen als Benchmark für die Eurozone betrachtet werden, bieten die drei anderen Länder etwas höhere Rendite bei allerdings geringerer Bonität und damit etwas höherem Risiko.

Der Schuldenmanager des Bundes – offiziell Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH – will in diesem Jahr nach früheren Mitteilungen in diesem Jahr rund 380 Mrd. Euro über Auktionen am Markt aufnehmen. 

Wie die zusätzlichen Mittel für die Sondervermögen aufgebracht werden sollen, dazu äußerte sich Diemer nicht. Sein Haus werde seine Pläne machen, wenn es Haushaltspläne gebe. Allerdings deutete er an, dass neue Produkte vorstellbar seien. Schon in diesem Jahr will der Bund wieder eine Anleihe mit sieben Jahren Laufzeit emittieren. Außerdem denkt die Finanzagentur offenbar auch über Bundesanleihen mit 50 Jahren Laufzeit nach.