Rath checkt ein: Das „Culinarium Alpinum“ in Stans: Vom Kloster zur Kulinarik-Oase

In einem ehemaligen Schweizer Kloster des Kapuzinerordens entdeckt unser Kolumnist nicht nur ein besonderes Hotelkonzept, sondern auch die kulinarische Vielfalt des Alpenraums

Apr 20, 2025 - 08:57
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Rath checkt ein: Das „Culinarium Alpinum“ in Stans: Vom Kloster zur Kulinarik-Oase

In einem ehemaligen Schweizer Kloster des Kapuzinerordens entdeckt unser Kolumnist nicht nur ein besonderes Hotelkonzept, sondern auch die kulinarische Vielfalt des Alpenraums

Carsten K. Rath hat zahlreiche Grandhotels geführt. Er ist Gründer des Hotel-Rankings „Die 101 besten Hotels“, das auch als Buch in Kooperation mit Capital erscheint. Hotels, über die er für Capital schreibt, bereist Rath auf eigene Rechnung.
Carsten K. Rath hat zahlreiche Grandhotels geführt. Er ist Gründer des Hotel-Rankings „Die 101 besten Hotels“, das auch als Buch in Kooperation mit Capital erscheint. Hotels, über die er für Capital schreibt, bereist Rath auf eigene Rechnung.

Das „Culinarium Alpinum“ in der Nähe des Vierwaldstättersees ist kein gewöhnliches Hotel. Die Zimmer in dem ehemaligen Kapuzinerkloster erinnern noch an die Zellen der Mönche, die hier einst lebten. Glücklicherweise wurden jeweils zwei davon zusammengelegt, sodass mir und den anderen Gästen nun immerhin 20 Quadratmeter zur Verfügung. Die Einrichtung ist spartanisch, aber hochwertig. Im Gegensatz zu den Mönchen auf ihren Pritschen schlafe ich beispielsweise auf einem Boxspringbett von höchster Qualität. Es gibt einen Vollholzschreibtisch und der Kleiderschrank ist offen –wie zur Kloster-Zeit. 

Dusche im Zimmer, Seife auf dem Flur

Alle 14 Zimmer haben eigene Badezimmer und Duschen, und aus jedem bietet sich ein Blick auf das Buochserhorn mit 1806 Metern Höhe. Ein Fernseher fehlt, dafür gibt es WLAN und ein sehr gutes Fernglas, mit dem ich bis zum markanten Bergmassiv des Pilatus blicken kann. Die Holzdielen knarzen unter meinen Füßen, und diese Hellhörigkeit ist der einzige Nachteil dieses Refugiums. Zum Glück werden Ohrstöpsel verteilt. 

Der helle Holzboden und die mintfarbene Holzvertäfelung an den Zimmerwänden sind harmonisch aufeinander abgestimmt
Der helle Holzboden und die mintfarbene Holzvertäfelung an den Zimmerwänden sind harmonisch aufeinander abgestimmt
© timoschwach.com

Statt Duschgel aus dem Spender gibt es ein Stück hochwertige Blockseife, die man sich auf dem Flur an einer zentralen Station mitnimmt. Nach dem Aufenthalt darf man die Seife in einem „Säckli“ mit nach Hause nehmen. Der Gastgeber, Peter Durrer, erklärt mir warum: „Die wichtigsten Themen des ,Culinarium Alpinum‘ sind Reduktion und Vielfalt. Dieses Weniger und ein hoher Anspruch an Ästhetik sowie Nachhaltigkeit sind mir sehr wichtig.“ 

Die Hotel-Küche: „brutal“ lokal

Sie merken es sicher bereits: Dieses Haus hat reichlich Charakter. Dafür sorgen Durrer und sein Team mit einem Mix aus Modernität und regionalem Charme. So entdecke ich in der alten Kloster-Bibliothek, die jetzt als größter von sechs Tagungsräumen dient, noch die Spuren der Regale, die hier mal standen. 

Der ursprüngliche Charakter des Klosters wurde bewahrt, die Oberflächen vieler Materialien wurden behutsam aufgewertet
Der ursprüngliche Charakter des Klosters wurde bewahrt, die Oberflächen vieler Materialien wurden behutsam aufgewertet
© timoschwach.com

Das Kloster wurde 1584 von einem Orden der Kapuziner bezogen, 2004 haben die letzten Mönche es verlassen und an den Schweizer Kanton Nidwalden abgetreten. Der Buch- und Drehbuchautor Dominik Flammer überzeugte die Verwaltung mit seinem Konzept für ein Kompetenzzentrum für Kulinarik im Alpenraum. Betreiberin des Klosters ist die unabhängige und nicht gewinnorientierte Stiftung „Kulinarisches Erbe der Alpen“ (KEDA). Vor fünf Jahren hat Peter Durrer das „Culinarium Alpinum“ von ihr gepachtet. Mit seiner Firma verantwortet er nun Hotellerie, Klosterladen und Gastronomie. 

Jedes Gericht von Chefkoch Daniel Zurfluh wird mit regionalen Zutaten zubereitet und zeugt von der Vielfalt der Alpenküche
Jedes Gericht von Chefkoch Daniel Zurfluh wird mit regionalen Zutaten zubereitet und zeugt von der Vielfalt der Alpenküche
© timoschwach.com

Das Motto seines Küchenchefs Daniel Zurfluh lautet: „Brutal lokal“, das heißt, dass alle Produkte von lokalen Produzenten stammen und nur wenige Kilometer bis auf unsere Teller zurückgelegt haben. Die meisten der Lieferanten arbeiten zudem nach Bio- oder Demeter-Richtlinien. Mein Urteil nach dem Testessen: Alle Gerichte sind in ihrer Natürlichkeit belassen und absolut überzeugend.

Der stilvollen Klosterladen erlaubt den Gästen einen Einblick in die kulinarische Vielfalt der Alpen
Der stilvollen Klosterladen erlaubt den Gästen einen Einblick in die kulinarische Vielfalt der Alpen
© timoschwach.com

Die Vielfalt der Alpen kosten – und mitnehmen

Im Klosterladen kann man zudem die kulinarische Vielfalt des Alpenraums kaufen. Begeistert bin ich auch vom klostereigenen Käsekeller, in dem der würzige Sommerkäse „Alpsbrinz“ reift. Mit jedem Monat verliert er Feuchtigkeit und gewinnt an Aroma.

Draußen finden die Gäste in der „essbaren Landschaft“ der Umgebung über 250 Beerensorten und Wildpflanzen. Das führt eine klösterliche Tradition fort: Die Ordensbrüder brachten Samen aus fernen Ländern mit und kultivierten sie in ihrem Garten in Stans.

An den Wochenenden reisen die meisten Gäste für Hochzeiten oder Familienfeste an, während unter der Woche vor allem die Teilnehmer an Tagungen und „Offsites“ das Haus beleben. Wo sonst kann man schließlich in einer alten Kirche tagen, in der immer noch christliche Veranstaltungen stattfinden? Nicht zu vergessen: Hier treffen sich auch regelmäßig Landwirte, Gastronomen, Sommeliers und Verkoster für Workshops und Weiterbildungen, schließlich ist das Konzept des „Culinarium Alpinum“ ungemein inspirierend, wenn nicht gar wegweisend. Fazit: Dieses Refugium, nur 20 Autominuten von Luzern entfernt, ist absolut einzigartig!