Quartalszahlen: Amerikaner hamstern iPhones – für Apple ist das gefährlich

Apple überrascht mit starken Zahlen und iPhone-Verkäufen. Doch Jubelstimmung kommt deshalb nicht auf: Wegen der erwarteten Zölle griffen die Amerikaner noch mal zu

Mai 2, 2025 - 11:15
 0
Quartalszahlen: Amerikaner hamstern iPhones – für Apple ist das gefährlich

Apple überrascht mit starken Zahlen und iPhone-Verkäufen. Doch Jubelstimmung kommt deshalb nicht auf: Wegen der erwarteten Zölle griffen die Amerikaner noch mal zu

Vorgezogene Smartphone-Käufe wegen der US-Zölle auf Importe haben Apple ein überraschend starkes Quartalsergebnis beschert. Die Zahl der genutzten iPhones habe zum Jahresauftakt ein Rekordhoch erreicht, sagte Konzernchef Tim Cook der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. „Das gilt für sämtliche Regionen.“ Auch wenn Cook nichts von Vorzieheffekten wegen möglicher Zölle wissen wollte, interpretierten die Märkte das so. Wegen der Verunsicherung der Investoren über die längerfristigen Folgen der US-Zollpolitik für den Konzern gaben Apple-Aktien im nachbörslichen Geschäft der Wall Street dennoch gut zwei Prozent nach.

Apple ist einer der potenziell größten Leidtragenden der erratischen Politik von US-Präsident Donald Trump, da der Konzern den Löwenanteil seiner iPhones in China fertigen lässt. Cook bezifferte die zusätzlichen Kosten für sein Unternehmen im laufenden Quartal auf 900 Mio. Dollar, sofern sich die Höhe der Zölle nicht ändere. Er gehe davon aus, dass die Mehrzahl der für die USA bestimmten iPhones künftig in Indien statt China gefertigt werde.

Smartphones und einige andere Elektronik-Artikel bleiben aktuell von den US-Einfuhrzöllen zwar verschont, aber nur vorübergehend. „Die Zölle sind das Schwert des Damokles für Apple – baumelnd, gefährlich und politisch aufgeladen“, sagte Eric Schiffer, Chef des Finanzinvestors Patriarch Organization. Aus diesem Grund hat Apple seit Jahresbeginn rund 600 Mrd. Dollar an Marktkapitalisierung und die Krone als wertvollster Börsenkonzern der Welt eingebüßt.

Marktanteile oder Margen: Was ist Apple wichtiger?

Die Frage sei nun, ob Apple die höheren Kosten auf die Kunden abwälzen werde oder geringere Margen in Kauf nehme, sagte Analyst Jacob Bourne von der Marktforschungsfirma Emarketer. Experten gehen davon aus, dass der Konzern einen Teil der höheren Aufwendungen für die Verlagerung der iPhone-Produktion nach Indien durch niedrigere Preise für Zulieferteile wieder hereinholen will. Der Konzern werde eine Anhebung der Endkundenpreise auf ein Minimum reduzieren wollen, um gegenüber der Konkurrenz nicht noch weiter zurückzufallen.

Apple gilt als zögerlich bei der Einführung von Funktionen der Künstlichen Intelligenz (KI), weshalb vor allem technikaffine Kunden abwandern. So soll die Apple-Sprachassistentin Siri erst im kommenden Jahr in den Genuss von KI kommen.

iPhone 16 über Erwartungen

Das US-Unternehmen verkaufte im abgelaufenen Quartal den Angaben zufolge iPhones im Volumen von 46,84 Mrd. Dollar. Dabei habe sich das Debüt des Einstiegsmodells iPhone 16e positiv bemerkbar gemacht, betonte Firmenchef Cook. Der Konzernumsatz habe bei 95,36 Mrd. Dollar und der Gewinn bei 1,65 Dollar je Aktie gelegen. Auf dieser Basis plant das Unternehmen eine Anhebung der Dividende um vier Prozent auf 0,26 Dollar je Aktie. Außerdem will es weitere eigene Aktien im Volumen von 100 Mrd. Dollar zurückkaufen.

Auf dem hart umkämpften chinesischen Markt lief es ebenfalls besser als gedacht. Dort machte Apple 16 Mrd. Dollar Umsatz. Dem Branchendienst IDC zufolge ist der iPhone-Absatz in der Volksrepublik zu Jahresbeginn allerdings um neun Prozent zurückgegangen. Es war damit das siebte Quartal mit einem Rückgang in Folge. Die Lokalrivalen Huawei und Xiaomi verbuchten dagegen in einem wachsenden Gesamtmarkt überdurchschnittliche Zuwächse von zehn beziehungsweise knapp 14 Prozent.

Die Frage ist nun auch, inwieweit sich Apple von China entkoppeln kann – und überhaupt will. Klar ist: Apple leitet nach Trumps Zoll-Ankündigungen gerade aktiv Lieferungen um, und will die USA verstärkt aus Ländern wie Indien und Vietnam beliefern. Außerdem ist der Konzern Medienberichten zufolge dabei, die Produktion in Indien stark auszubauen.

Neue Schlüsselrolle für Vietnam

Schon zuletzt kamen rund 50 Prozent der in den USA verkauften iPhones aus Indien – und in den kommenden Monaten werde es die Mehrheit sein, sagte Cook. Bei iPads, Mac-Computern und Apple-Uhren werde der Konzern den US-Markt fast ausschließlich aus Vietnam beliefern.

Der Großteil der Apple-Geräte wird nach wie vor in riesigen Fabriken in China gebaut, obwohl der Konzern die Produktion in anderen Ländern seit Engpässen wegen chinesischer Covid-Lockdowns ausgebaut hat. Deswegen schätzten Marktexperten die Folgen von Trumps Zoll-Rundumschlag für Apple als potenziell besonders gravierend ein.

Trump hatte Anfang April zusätzliche Importzölle verhängt. Für Waren aus China addierten sich die Abgaben damit auf 145 Prozent, bei Vietnam waren es 46 Prozent und 26 Prozent im Fall von Indien. Die Zusatzzölle setzte Trump dann aber für fast alle Länder für 90 Tage aus – allerdings blieb eine Mindestabgabe von zehn Prozent. Die China-Zölle beließ er zwar in Kraft, aber nahm Elektronik wie Smartphones und Laptops von den zusätzlichen 125 Prozent vorläufig aus. Zugleich könnten sie aber unter künftige Halbleiter-Zölle fallen. 

Diese Gemengelage zeigt, warum Cook sich nicht zu einer Prognose in der Lage sah. Auf die Frage, ob die Zölle auch zu Preiserhöhungen führen könnten, sagte Cook, der Konzern werde weiterhin Lieferkette und Lagerbestände optimieren, „soweit wir das können“.