PTBS verschwindet in Studie vollständig nach therapeutischer Nervenstimulation
Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) verfolgt die meisten Betroffenen lebenslang – zumindest war das bisher so. Forscher des University of Texas in Dallas und des Baylor University Medical Center probierten einen neuen Ansatz zur Heilung der mentalen Erkrankung aus: eine Stimulation des Vagusnervs. Sie stellten erstmals einen 100-prozentigen Rückgang aller Symptome an ihren Probanden fest – …

Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) verfolgt die meisten Betroffenen lebenslang – zumindest war das bisher so. Forscher des University of Texas in Dallas und des Baylor University Medical Center probierten einen neuen Ansatz zur Heilung der mentalen Erkrankung aus: eine Stimulation des Vagusnervs. Sie stellten erstmals einen 100-prozentigen Rückgang aller Symptome an ihren Probanden fest – ein Durchbruch, der aufhorchen lässt.
Nervenstimulation in Verbindung mit Expositionstherapie
Der Vagusnerv ist der größte parasympathische Nerv des Körpers, er verläuft vom Gehirn bis zum Dickdarm und steuert unwillkürliche Körperfunktionen wie die Verdauung, die Herzfrequenz und das Immunsystem. Der linke Vagusnerv vereinigt sich im späteren Verlauf mit dem rechten; am Nacken gibt es ihn noch doppelt — und dort setzten die Forscher an. Ihre Behandlung erfolgte direkt am Patienten in einer sicheren Umgebung, in Kombination mit der regulären »verlängerten Expositionstherapie« (PET). Bei einer PET werden die Patienten schrittweise mit ihren Erinnerungen an belastende Situationen konfrontiert, um diese zu verarbeiten.
Alle 9 Patienten zeigten keinerlei Symptome mehr
Während der neuen, experimentellen Therapie trugen die erkrankten Probanden eine Silikonmanschette mit einem Impulsgenerator um den Hals. Der Generator befand sich direkt über dem linken Vagusnervstrang am Nacken, der Therapeut konnte über eine mobile App gezielte Stimulationsimpulse geben. An der Phase-1-Studie nahmen 9 Patienten an 12 Sitzungen teil. Im Laufe von sechs Monaten nach Therapieende untersuchten die Forscher alle Patienten außerdem auf Symptome und fanden keine mehr.
»100-prozentiger Verlust der Diagnose«
»In einer Studie wie dieser geht es einigen Probanden in der Regel besser, aber nur selten verlieren sie ihre PTBS-Diagnose«, erklärt Dr. Michael Kilgard, Professor für Neurowissenschaften an der UT Dallas und einer der Autoren der Studie. »Normalerweise behält die Mehrheit diese Diagnose für den Rest ihres Lebens. In diesem Fall hatten wir einen 100%igen Verlust der Diagnose.« Wahrscheinlich verbessert die Stimulation die synaptische Plastizität, das heißt die Fähigkeit des Gehirns, sich auf der Ebene der neuronalen Verbindungen zu verändern und anzupassen. PTBS-Patienten dürfen damit ganz neu Hoffnung schöpfen.
Quelle: newatlas.com