News: Leroy Sané, Thomas Tuchel, Roy Keane
Julian Nagelsmann war einer der Letzten, der noch an ihn geglaubt hat. Doch auch der Bundestrainer beißt sich mittlerweile an Leroy Sané die Zähne aus. Das und mehr im heutigen Newsletter.

Zwischen Jauchzen und Pisslaune
Kürzlich kursierte ein Video. Es zeigt die Mannschaft des FC Bayern, wie sie nach dem Sieg in Leverkusen freudig vor dem Auswärtsblock hüpft. Müller macht den Kasper, pfeffert seine Gliedmaßen durch die Luft. Kimmich brüllt mit hochroter Birne seine Glückswut heraus. Nur ganz rechts steht einer wie angewurzelt da, als sei ihm soeben eingefallen, dass er die nächste Deadline für die Steuererklärung gerissen hat: Leroy Sané. Alles an ihm sagte: „Ich will heute nicht mehr tanzen!“ Zwar wiegelte Trainer Vincent Kompany später ab: Der Leroy sei halt so. Und doch hatte das Bild vom griesgrämigen Sané Symbolkraft. Wenn seine Mitspieler glänzen, fällt er ab. Wirklich freuen, kann er sich nur über die eigene Leistung. Spielen sie hingegen schlecht, fällt er noch mehr ab. Das schon seit Jahren. Bei Bayern. Und in der Nationalmannschaft sowieso. Die berauschende Halbzeit gegen Italien raste an ihm vorbei. Die Tiefenläufe, die punktgenauen Flanken, die scharfen Flachpässe von rechts ins Zentrum kamen nicht von ihm, sondern von Hintermann Kimmich. In der zweiten Hälfte war es dann Sanés Schluderpass, der das italienische Comeback einleitete. Als einer der letzten Verbliebenen scheint der Bundestrainer trotzdem noch an Sané zu glauben, er schenkte ihm beide Spiele in der Nations League. Langsam dürfte sich auch Nagelsmanns Glaube verflüchtigen.
Schlau wird man aus Leroy Sané jedenfalls nicht. Schalke galt er einst als großer Sehnsuchtsspieler, war Englands „Rookie of the Year“ und sollte in München das Robben-Ribery-Erbe ganz allein ausfüllen. Heute ist sein Kollege Jamal Musiala all das, was Leroy Sané hätte werden sollen. Dabei liegen die fußballerischen Fähigkeiten der beiden Außenstürmer gar nicht allzu weit auseinander. Es hakt an anderer Stelle bei Sané. ZEIT-Redakteur Oliver Fritsch nannte ihn mal ein „abhängiges Genie“. Sané ist ein Spieler, der wie kaum ein anderer von seinen Lebensumständen beeinflusst wird. Geht es ihm gut, knackt er auf, setzt den Blinker links, es sprudelt die Brillanz im Dribbling, im Abschluss. Im nächsten Moment ist alles verflogen. Wie manisch wechseln sich bei ihm die Phasen ab, zwischen jauchzendem Spielvergnügen und totaler Pisslaune. Vor wenigen Monaten hatte Nagelsmann es auf den Punkt gebracht: Sané sei einer der besten Fußballer Deutschlands. „Am Ende liegt es an ihm, das auch zu zeigen. Das kann leider kein anderer für ihn erledigen.“ Mittlerweile ist Leroy Sané 29. Kein schlechter Zeitpunkt, um sich das mit der Eigenverantwortung endlich mal zu Herzen zu nehmen.
Tuches schwerer Stand
Thomas Tuchel ist englischer Nationaltrainer. Da muss man sich nicht nur hier bei uns noch dran gewöhnen. Auch die Briten fremdeln weiterhin mit dem 51-Jährigen. Obwohl er seine Amtszeit mit zwei Siegen und 5:0-Toren begonnen hat, klagt die englische Presse über „Langeweile“ und „schläfrigen Löwen“. Aber nicht nur die spielerische Unzukömmlichkeit lässt sie hadern, vor allem mit Tuchels Art gibt es Probleme. Die englische Mannschaft hätte im vergangenen Sommer mehr Angst gehabt, aus dem Turnier auszuscheiden als es zu gewinnen, meinte Tuchel vor wenigen Tagen – und demontierte seinen Vorgänger Gareth Southgate damit nach deutscher Handwerkskunst. Es hagelte Kritik. Natürlich ließ auch Lothar Matthäus sich nicht lange bitten. Tuchel sollte die Fehler auch mal bei sich selbst suchen, sagte er. Philipp Lahm, der weder als Spieler ein ausgewiesener Haudrauf war und sich auch als Beobachter des Sports noch nicht als solcher hervorgetan hat, ließ sich sogar breitschlagen, für „The Athletic“ einen Kommentar zu schreiben. Allen, die mit Tuchels Lebenswerk nur so halb vertraut sind, erklärte Lahm, dass der eigenwillige Coach eigentlich überall gescheitert ist, und „das liegt nie an der Taktik, sondern an den zwischenmenschlichen Beziehungen“. Außerdem schreibt Lahm: „Seine Neigung zu Konflikten - auch in der Öffentlichkeit - könnte schädlich sein.“ Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sich auch Emre Mor zur Causa Tuchel äußert.
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The Daily Bugle
Früher hat Roy Keane seinen Gegenspielern das Leben zur Hölle gemacht, war ein beinharter Hund. Heute sieht er aus wie Jonah Jameson, Chefredakteur der Nachrichtenseite „The Daily Bugle“, aus Spider-Man. Und ist noch viel, viel furchteinflößender.
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Und heute?
Stehen die Rückspiele in der Champions League der Frauen an. Die Münchnerinnen müssen nach Lyon und eine 0:2-Hinspielniederlage aufholen. Arsenal bekommt es mit Real Madrid zutun. Dort endete das Hinspiel ebenfalls mit 2:0, für die Spanierinnen.
Habt einen schönen Mittwoch!