News: 1. FC Nürnberg, Old Trafford, Gennaro Gattuso
Nirgends ist die Laune derzeit so gut wie in Nürnberg und nirgends so schlecht wie bei Gennaro Gattuso. Das und mehr in den Themen des Tages.

Der Club schielt nach oben
Die Bilder aus der Hinrunde hätten ihn lange nicht losgelassen, sagte Miroslav Klose am Wochenende. So werde es ihm auch mit den Bildern gehen, die an diesem Sonntag hinzugekommen sind. Auf das 4:0 seiner Nürnberger im Oktober ließ der Club im „ewigen Derby“ gegen Fürth ein 3:0 folgen. Seit 1978 hat es für den FCN keine zwei Derbysiege in einer Saison gegeben. Ob sich in dieser Saison historisches zuträgt, wird sich im Sommer zeigen. Die Großereignisstimmung am Valznerweiher jedenfalls ist ungebrochen. Dafür sorgte am Wochenende schon vor Anpfiff eine Choreografie aus 20.000 rotweißen Ponchos, die sich über den Großteil des Heimbereichs im Max-Morlock-Stadion erstreckte. Das stimmige Bild auf der Tribüne untermalte den Rahmen eines neu gewonnenen Verbundenheitsgefühls, wie es auch die Nürnberger Mannschaft seit Wochen an den Tag legt. Der Lohn: Vier Punkte sind es nur noch zum Relegationsrang.
Nach dem gewonnenen Derby stand Tim Janisch, 19, bei den Fans auf dem Zaun. Zwar nicht in Poncho, dafür aber mit Megafon. Janisch ist in Nürnberg geboren, stand früher selbst in der Kurve und gehört seit Jahresbeginn zum FCN-Stammpersonal. Er steht exemplarisch für das Junge und Schöne dieses Teams. Mit 23,4 Jahren stand am Sonntag die drittjüngste Startelf der Saison auf dem Rasen. Nur getoppt von zwei vorherigen Nürnberger Aufstellungen. Zur bumsvergnügten Grundstimmung im roten Teil des Frankenlands trägt auch der Erfolg der Frauenmannschaft bei, die sich parallel zur Herrentruppe großen Schrittes Richtung Bundesliga bewegt. Und die guten Geschichten reißen einfach nicht ab. In dieser Woche starten die Feierlichkeiten zum 125. Vereinsjubiläum. In Nürnberg, wo sie an der nächsten Ecke stets die nächste Katastrophe wittern, wird es in den kommenden Wochen also zur größten Schwierigkeit, die gute Laune in den Griff zu kriegen.
Der Zirkus in der Stadt
Vor einiger Zeit hatten wir die KI damit beauftragt, uns die Stadien der Zukunft zu bauen. Ausgespuckt hat sie raumschiffartige Arenen, perfekt in die Galaxie eingepflegt oder Stadien, die wie Schlösser aussahen. Ein Zirkuszelt war nicht dabei. Vielleicht ist es den Besitzern von Manchester United sauer aufgestoßen, dass ebendieses Element in unserer Kollektion noch fehlte. Der Entwurf fürs neue United-Stadion stellt nämlich selbst unsere KI-Sperenzchen in den Schatten. Und das liegt nur zum Teil am gigantischen Zeltdach, das das neue Stadion abdecken soll. Für 100.000 Fans soll Platz in der Manege sein. Geplant sind u.a. ein großes Schwungtrapez, Schleuderbretter und Raubtierdressuren. Vermutlich. All das ist natürlich großer Mumpitz. Denn die ganze Nummer geht auf Kosten des Old Trafford. Also dem Ort, wo Zauberkünstler wie Eric Cantona auftraten, Roy Keane Feuer spuckte und Wayne Rooney artistische Fallrückziehertore darbot. Das Theater der Träume, in dem 115 Jahre lang der Zirkus zu Hause war, soll Platz machen. Für ein gigantisches, seelenloses Kirmestipi? Ich finde, damit clown sie dem Verein endgültig die Seele. Und bewerbe mich hiermit initiativ als Ulknudel.
Zum geplanten Stadionbau:
Möwen und Sardinen
Halt die Klappe, wenn du mit mir redest!
Was Gennaro Gattuso gerade macht? Gemütlich unter Pinien eine Flasche Rotwein köpfen? Mit dem Dackel spazieren gehen? Nein, er befindet sich natürlich im Nahkampf. Und zwar live im kroatischen Fernsehen. Seit Sommer 2024 trainiert der Italiener Hajduk Split, am Wochenende verlor seine Mannschaft das Spitzenspiel gegen HNK Rijeka. Was seine Halsschlagader leiden ließ. Und dann wartete nach dem Spiel auch noch Josko Jelicic auf ihn, TV-Experte und Ex-Profi, der sich zuletzt wenig charmant über Gattuso geäußert hatte. Im TV-Studio verweigerte Gattuso zunächst demonstrativ den Handschlag und blaffte: „Sie reden zu viel!“ Worauf Jelicic konterte: „Und Sie spielen schlechten Fußball.“ Ist der irre? Was dann geschah, war großes Kino. Erst Englisch, dann Spanisch, dann eine Sprache, irgendwo zwischen Gallisch und Gewalttätisch. Jelicic verlangte, Gattuso solle den Zeigefinger herunternehmen. Gattuso verlangte Respekt. Dann kam die Satzfolge, die die Lage endgültig eskalieren ließ: „Lass uns sprechen, Face-to-Face“, sagte Gattuso. Nur um direkt hinterherzuschieben: „Ich will nicht mit dir reden.“ Ob Jelicic den Abend überlebt hat? Der kroatische TV-Sender hat sich dazu bislang nicht geäußert.
Zum Video:
„You speak very bad”
SPIEGEL x 11FREUNDE
Da hat sich die DFL mal wieder was ausgedacht: Zum Start der neuen Medienliga-Saison kam es gleich mal zum Derby zwischen der Betriebsmannschaft vom SPIEGEL und der Auswahl von 11FREUNDE. Auf dem Papier eine klare Sache: schnuckeliges Indiemag gegen international operierendes Medienunternehmen. Trotzdem schlugen sich die Kollegen vom SPIEGEL tapfer. Am Ende stand sogar ein 5:3-Sieg für die Kollegen, die größtenteils aus Hamburg angereist waren. Die 11FREUNDE-Mannschaft, zu einem Rumpftrupp gestutzt, weil parallel das Kneipenquiz stattfand und die Hälfte der Stammsieben dort eingespannt war, lag zwar lange 3:1 vorne, gab das Spiel aber in den letzten Minuten noch auf dramatische Weise aus der Hand. Auf der Bühne im Astra Kulturhaus ließ sich Kneipenquiz-Moderator Uli Hesse das Endergebnis durchkabeln und entfachte ohne jede Not eine Trainerdiskussion, indem er schlussfolgerte, Coach Florian Nussdorfer habe die Kabine verloren. Zu einem besseren Binnenklima trug das kaum bei. In zwei Wochen geht es gegen BITKOM. Wer oder was auch immer das ist: Es müssen Punkte her.
Knobelhobel
Welchen Spieler suchen wir? Lösungen an newsletter@11freunde.de. Gestern hatten wir Abel Xavier, Franck Ribery und Olaf Marshall zusammengeflanscht. Möchtet ihr noch weiterknobeln? Dann macht euch bei uns auf der Website am Tagesquiz zu schaffen. Die Startfrage lautet: Welcher Klub feiert heute seinen 125. Geburtstag?
Und heute?
Stehen die Viertelfinalbegegnungen in der Frauen-Champions-League an. Real Madrid empfängt Arsenal, die Bayern bekommen es mit den Rekordsiegerinnen aus Lyon zutun. Und wir mit einem herkömmlichen Dienstag.
Habt's gut!