“New Battery World 2025“ diskutiert Zukunft der Automobilindustrie

Die Automobilindustrie erlebt derzeit den größten Wandel ihrer Historie: Alles steht auf Elektro – sowie Wasserstoff für Nischenanwendungen. Der Beitrag “New Battery World 2025“ diskutiert Zukunft der Automobilindustrie erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

Feb 28, 2025 - 17:30
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“New Battery World 2025“ diskutiert Zukunft der Automobilindustrie

Die Automobilindustrie erlebt derzeit den größten Wandel ihrer Historie: Die Elektrifizierung des Personen- und Güterverkehrs ist weltweit in vollem Gange und spielt die Schlüsselrolle auf dem Weg zur Klimaneutralität des Verkehrssektors. Die Herausforderungen dieser Transformation stehen im Mittelpunkt der “New Battery World 2025” in München, einem zweitägigen Gipfeltreffen zur Zukunft der Elektromobilität, das derzeit stattfindet.

Mehr als 500 Teilnehmer und zahlreiche Speaker und Unternehmenspartner tauschen sich über Trends und Innovationen aus, vor allem zu Batterie-Technologien und -Produktionsverfahren, Brennstoffzellen sowie zur Ladeinfrastruktur für Pkw und Nutzfahrzeuge. Außerdem erhalten die Kongressteilnehmer exklusive Einblicke, etwa in das Kompetenzzentrum für Batteriezellfertigung der BMW Group in Parsdorf bei München. Organisiert wird das Event vom Automobilexperten Prof. Ferdinand Dudenhöffer und dem Beratungsunternehmen Drees & Sommer.

Im Rampenlicht des Kongresses stehen auch wegweisende Akku-Technologien für Elektroautos. Europäische Unternehmen bauen ihr Batterie-Know-how kontinuierlich aus und legen damit die Basis für künftige Innovationen. Ein Beispiel: PowerCo, das Batterieunternehmen des Volkswagen Konzerns, arbeitet gemeinsam mit dem Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer am so genannten Dry Coating-Verfahren. Mit diesem neuen Produktionsverfahren lässt sich der Energieverbrauch in der Zellfertigung, ein Haupttreiber für die Hohen Kosten sowie den CO2-Rucksack eines Batteriepakets, um rund 30 Prozent senken. Zudem entfällt der Einsatz von chemischen Lösungsmitteln.

“Der Aufbau einer lokalen Batterieindustrie ist für Europa eminent wichtig. Innovationen wie das Dry Coating-Verfahren zeigen, dass die heimischen Unternehmen zunehmend Know-how besitzen, um die Batterietechnologie mitzugestalten. Es braucht im Wettbewerb mit China und den USA aber jetzt auch konkurrenzfähige Rahmenbedingungen. Die EU kann mit dem Automotive Action Plan hier wichtige Weichenstellungen vornehmen und den Aufbau der Industrie mit Instrumenten wie einer OPEX-Förderung wirksam unterstützen”, erläutert Frank Blome, CEO von PowerCo.

IEA-Prognose: Jedes zweite Auto weltweit bis 2035 elektrisch

Zwar hat das rasante Marktwachstum von Elektroautos in Deutschland im Jahr 2024 einen Dämpfer erhalten. Aber die Nachfrage nach E-Autos steigt außerhalb Deutschlands weltweit weiter an, insbesondere in China, das auch eine führende Rolle in der Produktion von Batterien einnimmt – zu diesem Ergebnis kommt unter anderem die Internationale Energieagentur (IEA). Demnach wird unter den aktuellen politischen Rahmenbedingungen bis zum Jahr 2035 jedes zweite weltweit verkaufte Auto elektrisch sein. Bei einer ambitionierten Klimapolitik könnten es sogar zwei von drei Fahrzeugen sein. So ließen sich laut IEA der Bedarf an etwa 12 Millionen Barrel Öl pro Tag vermeiden, was dem derzeitigen Verbrauch im Straßenverkehr in China und Europa zusammen entspricht.

“E-Fahrzeuge mit innovativer Batterietechnik sind die Schlüssel für eine emissionsfreie Mobilität. Deutschland und Europa sollten die Spitzenposition in dieser Innovationsbranche nicht China überlassen, wo heute schon 50 Prozent der Neuwagenverkäufe auf Elektromobile entfallen”, sagt Automotive-Experte Ferdinand Dudenhöffer, Mitorganisator der “New Battery World 2025″.

Und weiter: “Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, ist eine langfristige Strategie für die europäische Batteriezellenproduktion erforderlich. Es gilt, die Herstellungskapazitäten auszubauen, die Fertigungsprozesse effizienter zu gestalten und nachhaltige, leistungsfähige Batterietechnologien zu produzieren, die hohe Reichweiten, kurze Ladezeiten und eine bessere Recyclingfähigkeit bieten. Hinzu kommen weitere Erfolgsfaktoren, etwa der beschleunigte Ausbau der Ladeinfrastruktur und ein breites Angebot von Automodellen zu günstigen Preisen.”

Die Zukunft ist digital – auch in der Batteriefertigung

“Um die steigende Nachfrage nach Batterien für die E-Mobilität zu decken, steht die Branche vor der gewaltigen Aufgabe, die Produktionswerke in kürzester Zeit zu planen, zu bauen und in Betrieb zu nehmen”, sagt Drees & Sommer-Experte Florian Langlotz. “Um diese Herausforderung zu meistern, setzt die Branche auf Zukunftskonzepte wie Smarte Fabriken und Industrial Metaverse.” Die Grundidee: Fabriken und ihre Prozesse werden digital simuliert – eins zu eins und in Echtzeit, der sogenannte digitale Zwilling. Auf diese Weise lassen sich potenzielle Probleme bereits in der virtuellen Welt erkennen, damit im realen Werk von Anfang an alles fehlerfrei läuft.

“In Zusammenarbeit mit Nvidia und T-Systems konnten wir bereits erste erfolgreiche Praxisprojekte in der Automobilindustrie realisieren”, berichtet Langlotz. “Dank der digitalen Zwillinge lassen sich Werke besser planen, schneller realisieren und effizienter betreiben. Und bei der Batterieproduktion ist es möglich, zahlreiche Variationen der Produktionsparameter virtuell zu testen.” Bei der “New Battery World 2025” sind Smart Factories und digitale Lösungen ein Top-Thema, unter anderem berichtet das US-Unternehmen Nvidia von seinen Projekten.

Rohstoffkreisläufe: Jetzt geht’s rund

Ein weiterer Fokus der “New Battery World 2025” liegt auf der Beschaffung und Wiederverwertung der Batterie-Rohstoffe und -Materialien. “Wir unterstützen Unternehmen, ihre Batterien nachhaltig zu gestalten und nach dem Prinzip ‘Cradle to Cradle’ kreislauffähig zu machen”, sagt Jan Christoph von der Lancken, Geschäftsführer von EPEA, einer Tochter von Drees & Sommer. Cradle to Cradle – von der Wiege zur Wiege – bedeutet im Kern, Produkte und Prozesse so zu gestalten, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus nicht zu Abfall werden, sondern sich in qualitativ hochwertige biologische oder technische Stoffkreisläufe zurückführen lassen.

“Das Cradle to Cradle-Prinzip kann auch auf Batterien für Elektromobile angewendet werden”, sagt von der Lancken. “Ein Treiber dafür sind gesetzliche Vorgaben wie die EU-Batterieverordnung aus dem Jahr 2023, die den Weg zur Kreislaufwirtschaft ebnen soll.” Die Wiederverwertung von Batterien bietet ein hohes Potenzial, wie eine aktuelle Studie des europäischen Dachverbandes Transport und Environment (T&E) zeigt: Durch das Recycling von Akkus könnte Europa seine Abhängigkeit von importierten Batteriemineralien wie Lithium, Nickel und Kobalt ab 2030 um bis zu ein Viertel verringern. Auf diese Weise ließen sich laut Studie allein mit den Materialien aus Altbatterien und Abfällen großer Fabriken neue Batterien für bis zu 2,4 Millionen Elektroautos bauen.

Starkes Netz von Stromtankstellen

“Ein weiterer Erfolgsfaktor für die Zukunft der E-Mobilität ist der schnelle Ausbau einer flächendeckenden und nutzerfreundlichen Ladeinfrastruktur”, betont Langlotz. Der genaue Bedarf in Deutschland wird heiß diskutiert. Die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur geht davon aus, dass bis zum Jahr 2030 zwischen 380.000 und 680.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte benötigt werden, davon 55.000 bis 90.000 HPC-Ladepunkte, also High-Power-Charging-Zapfsäulen, die ein besonders schnelles Aufladen ermöglichen. Heute gibt es etwa 154.000 öffentliche Ladepunkte.

“Der erfolgreiche Ausbau der Ladeinfrastruktur erfordert eine fundierte Planung”, so Langlotz. “Wir unterstützen Städte, Kommunen und Unternehmen mit ganzheitlichen Lösungen – von Konzeption und Standortanalyse über Finanzierung und Fördermittelcheck bis hin zu Kostencontrolling und wirtschaftlichem Betrieb.”

Wasserstoff für Nischenanwendungen

Präsentiert werden auch das Pilotprojekt BMW iX5 Hydrogen sowie der Prototyp des Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck. Vor allem bei der Dekarbonisierung des Nutzfahrzeugsektors kann auch Wasserstoff eine wichtige Rolle spielen, wo der batterieelektrische Antrieb an seine Grenzen stößt. So berichtete Dr. Michael Rath, Vice President Hydrogen Vehicles der BMW Group, in seinem Vortrag von ersten Pilotprojekten bei BMW. Der Autohersteller setzt im Rahmen des europäischen Projekts H2Haul bereits zwei Brennstoffzellen-Lkw ein. 2028 will BMW für ausgewählte Pkw-Modelle neben rein elektrischen sowie hybridisierten Antrieben auch eine Wasserstoffoption anbieten.

Eine wichtige Voraussetzung dafür sei der Aufbau einer zuverlässigen Tankinfrastruktur, so Florian Langlotz, Partner und Head of Automotive bei Drees & Sommer. Laut einer Untersuchung der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) braucht Deutschland in den Jahren 2035, 2040 und 2045 voraussichtlich 1150, 1700 und 2350 Wasserstofftankstellen. Aktuell sind es kaum 100.

Der Bedarf an Wasserstoff für diese Tankstellen, die hauptsächlich schwere Nutzfahrzeuge betanken sollen, soll bis 2030 auf 385.000 bis 510.000 Tonnen ansteigen. “Wasserstoff ist für den Schwerlastverkehr, wo Batterieantriebe an ihre Grenzen kommen, eine wichtige Ergänzung auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Mobilität”, so Langlotz. “Wenn es um die Antriebe der Zukunft geht, dürfen wir nicht nur auf eine Karte setzen. Brennstoffzellen- und Elektrofahrzeuge können sich perfekt ergänzen.”

Quelle: Drees & Sommer – Pressemitteilung vom 28.02.2025

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