Missverstandene Vierbeiner: Warum wir die Gefühle von Hunden häufig ganz falsch einschätzen

Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass Menschen selten dazu in der Lage sind zu erkennen, wie es ihren Hunden geht. Der Hauptgrund: Sie achten zu stark auf die aktuelle Situation

Mär 13, 2025 - 16:18
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Missverstandene Vierbeiner: Warum wir die Gefühle von Hunden häufig ganz falsch einschätzen

Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass Menschen selten dazu in der Lage sind zu erkennen, wie es ihren Hunden geht. Der Hauptgrund: Sie achten zu stark auf die aktuelle Situation

Viele Hundehalterinnen- und Hundehalter sind sich sicher: Mein Hund und ich verstehen uns blind! Doch eine neue Studie der Arizona State University, die im Fachjournal "Anthrozoös" erschienen ist, offenbart eine überraschende Schwäche in dieser Annahme. Die Ergebnisse zeigen: Wir Menschen sind oft erstaunlich schlecht darin, die Emotionen unserer Hunde richtig zu lesen. Zwar mag der Hund bekanntlich der beste Freund des Menschen sein, doch an der Kommunikation hapert es häufig.

"Die Menschen schauen nicht darauf, was der Hund gerade tut, sondern achten viel mehr auf die Situation, die den Hund umgibt – daraus leiten sie ihre Schlussfolgerung über den emotionalen Zustand des Tiers ab", erklärt Studienautorin Holly Grace Molinaro, Psychologie-Doktorandin an der Arizona State University. Nach dem Motto: Wenn ein Leckerchen angeboten wird, muss es Begeisterung sein, die der Hund zeigt.

Das Team um Holly Grace Molinaro filmte Hunde und ihre Besitzer in unterschiedlichen Situationen, die beim Tier verschiedene Emotionen hervorriefen – vom freudigen Anblick des Lieblingsspielzeugs bis zur Angst vor dem Staubsauger. Der Clou: Anschließend wurden die Videos bearbeitet. Hund und Halter wurden isoliert, der Hintergrund geschwärzt, und die Reaktionen der Hunde wurden den "falschen" Situationen zugeordnet. So sahen die Probandinnen und Probanden beispielsweise einen Hund, der eigentlich auf den Staubsauger reagierte, aber scheinbar ein Leckerli vom Halter entgegennahm.

Kein Blick für die Körpersprache des Hundes

Das Ergebnis war eindeutig: Die Studienteilnehmer ließen sich bei ihrer Einschätzung der Hunde-Emotionen stark von der vermeintlichen Situation beeinflussen und achteten nicht auf die Körpersprache der Vierbeiners. So wurde ein Hund, der in Wahrheit Angst vor dem Staubsauger hatte, fälschlicherweise als glücklich und ruhig wahrgenommen, weil er vermeintlich auf die Leine reagierte.

Holly Grace Molinaro schildert in der Mitteilung der Universität das besonders eindrückliche Beispiel: "In unserer Studie sagten Probandinnen und Probanden, dass es dem Hund schlecht gehe und er aufgeregt sei, als sie ein Video sahen, in dem der Hund scheinbar auf einen Staubsauger reagierte. Doch als sie ein Video desselben Hundes sahen, das so manipuliert worden war, dass anstelle des Staubsaugers eine Hundeleine im Bild zu sehen war, berichteten alle Teilnehmenden plötzlich, der Hund sei voller Vorfreude auf einen Spaziergang."

Sehr bemerkenswert: Mehr als die Hälfte der fast 500 Probandinnen und Probanden gaben an, über eine große Hundeerfahrung zu verfügen. Sie waren entweder langjährige Hundebesitzer oder beruflich mit Hunden tätig. Trotzdem konzentrierten auch diese Personen sich zu wenig auf die Signale, die der Hund selbst aussandte.

Studienergebnisse sind ein Weckruf

Ein entscheidender Faktor, der zu solchen Fehleinschätzungen beiträgt, ist die menschliche Neigung zur Anthropomorphisierung, also der Zuschreibung menschlicher Eigenschaften auf das Tier: Menschen projizieren eigene Gefühle schnell auf ihre Haustiere, was dazu führt, dass sie deren wahre Gefühle oft gar nicht erkennen. "Unsere Hunde versuchen nach Kräften, mit uns Menschen zu kommunizieren. Doch wir Menschen scheinen entschlossen zu sein, auf alles in der Situation zu achten, nur nicht auf den Hund selbst", kommentiert der ebenfalls an der Studie beteiligte Professor Clive Wynne. 

Die Studienergebnisse sind ein Weckruf. Sie zeigen, dass wir Menschen uns oft in einer trügerischen Sicherheit wiegen, wenn es darum geht, die Gefühlswelt unserer Vierbeiner zu verstehen. Doch Fehlinterpretationen von Emotionen können zu Missverständnissen zwischen Mensch und Hund führen, unnötigen Stress verursachen und sogar Verhaltensprobleme begünstigen. "Wenn wir als Menschen uns auf andere Aspekte konzentrieren, die nichts mit dem Hund zu tun haben, um auf dessen emotionalen Zustand zu schließen, dann müssen wir als Forschende und als Tierhalter wirklich zurück ans Reißbrett", so Holly Molinaro. Vieles müsse neu überdacht werden.

Molinaro und Wynne betonen daher die Bedeutung ihre Erkenntnisse: Hundebesitzerinnen und Hundebesitzer sollten sich immer wieder bewusst machen, dass sie die Emotionen ihres Vierbeiners unter Umständen gar nicht korrekt wahrnehmen. "Wir müssen uns eingestehen, dass wir nicht so gut darin sind, die Emotionen von Hunden zu lesen, wie wir vielleicht glauben", so Molinaro.

Die beiden Forschenden halten es deshalb für besonders wichtig, dass Herrchen und Frauchen lernen, sich weniger auf den situativen Kontext und stattdessen mehr auf die tatsächliche Körpersprache ihres Haustiers zu konzentrieren. Nur so sei es möglich, die Verfassung des Hundes richtig einzuschätzen. Wenn sich der Vierbeiner von Herrchen oder Frauchen gut verstanden fühlt, stärkt das nicht nur die Bindung zwischen Mensch und Hund, sondern verbessert auch das Wohlbefinden der Tiere und vereinfacht damit das Zusammenleben und die Erziehung.