Markenmoment: Wie das Modelabel Strenesse wiederbelebt werden soll
Nach zwei Insolvenzen war das Luxusmodelabel Strenesse tot. Jetzt starten Markenexperten die Renaissance – mit der Strategie der großen Zeiten

Nach zwei Insolvenzen war das Luxusmodelabel Strenesse tot. Jetzt starten Markenexperten die Renaissance – mit der Strategie der großen Zeiten
Eigentlich hatte Noro Hoferer mit Strenesse längst abgeschlossen. Bei dem Luxusmodelabel hatte er den Job, als Berater den Untergang zu begleiten. Hoferer unterstützte den Insolvenzverwalter, verkaufte die Ware, löste den Firmensitz im schwäbischen Nördlingen auf. Ende 2022 war Schluss. „Für mich war Strenesse damit vorbei“, sagt er.
Doch einige Monate später kam sein Freund Marcus Sayn-Wittgenstein mit der Idee, die Traditionsmarke wiederzubeleben – und mit dem nötigen Geld. Im Sommer 2023 übernahm er mit seiner Münchner Firma Brand House Production die Markenrechte aus der Insolvenz. Damit begann der Neustart für die Marke, die ihre große Zeit in den 90er-Jahren unter der Eigentümerfamilie Strehle hatte. Für das Label posierten Topmodels, die Fußballnationalmannschaft und Trainer Jogi Löw liefen abseits des Platzes in Strenesse auf. Doch 2014 rutschte die Firma das erste Mal in die Pleite. In der Pandemie kam das endgültige Aus.
Trotz der Krisen und Insolvenzen habe das Image der Marke nicht gelitten, sagt Hoferer, der seit mehr als 30 Jahren in der Modebranche arbeitet und nun als Strenesse-CEO fungiert. Für die Renaissance verfolgt er eine mehrstufige Strategie. Als erstes Lebenszeichen startete im Herbst eine Parfumlinie, die auch in Drogerieketten verkauft wird. Hoferers Ziel: große Stückzahlen, um neue „Touchpoints“ für die Marke zu schaffen. „Viele jüngere Leute kennen Strenesse ja nicht mehr.“ Aber das ändere sich gerade, auch dank einer Tiktok-Kampagne, in manchen Filialen sei der Duft ausverkauft.
Strenesse will zurück zu den Wurzeln
Für den Herbst ist dann der Verkaufsstart für die neue Mode geplant. Dazu gehört eine sportive Unisexlinie mit Jogginghosen und Sweatshirts, die über große Händler wie P&C oder About You vertrieben wird. Kern der Marke soll die Kollektion für Damen sein, mit der Hoferer Strenesse zu den Wurzeln zurückführen will: „hochklassiges Tailoring in High-End-Qualität“. Dafür hat er Designer angeheuert, die schon in den 90er-Jahren die Konfektionen entworfen haben. Nach dem Launch im Berliner KaDeWe im September soll der Vertrieb über einen exklusiven Kreis an Luxushändlern laufen, ab 2026 international.
Auch bei den Umsätzen, glaubt Hoferer, werde Strenesse wieder an bessere Zeiten anknüpfen können – zum Beispiel mithilfe von Lizenzen für Interieurprodukte, Bettwäsche oder Schuhe. In der Spitze machte das Label einst 120 Mio. Euro im Jahr. Um international zu wachsen, benötigen er und seine Mitinvestoren, die den Neustart bisher aus eigener Tasche finanziert haben, allerdings Kapital. Hoferer macht keinen Hehl daraus, dass er für die Skalierung des Geschäfts neue Partner beteiligen oder das Label weiterverkaufen könnte. „Ich werde nicht alleine mit der Marke sterben“, sagt er. Schon heute gibt es ihm zufolge in der Branche großes Interesse: Nachdem sie im Herbst ihre Comebackpläne angekündigt haben, hätten sich mehrere große Investoren gemeldet.
Unternehmen
Die Wurzeln von Strenesse liegen im Jahr 1949, als Familie Strehle in Nördlingen eine Textilfabrik für Damenmode gründete. 1969 entstand der Markenname. Nach Problemen mit einer Anleihe kam es 2014 zur Insolvenz, der Investor H2P übernahm. 2019 folgte die zweite Insolvenz. 2023 kaufte die Firma Brand House Production die Markenrechte.