Im Berliner Bezirk Wedding liegt vor einem etwas heruntergekommenen Schwimmbad aus den Siebzigern, umtost vom Verkehr zweier viel befahrener Verbindungsstraßen, ein Platz, der nach Berlins erstem weiblichen Bürgermeister heißt: Louise Schroeder. Wie andere Berliner Stadtoberhäupter hat Schroeder wenig Glück mit dem Ort, der posthum nach ihr benannt wurde. Der Ernst-Reuter-Platz ist ein monströser Kreisel, der das Grauen der „autogerechten Stadt“ verkörpert. Der Richard-von-Weizsäcker-Platz ist gar kein Platz, sondern bestenfalls eine Stelle, an der die Hauptstraße in Schöneberg ein bisschen breiter wird. Der Flughafen Willy Brandt wurde zum Symbol für alles, was man in der Hauptstadt nicht hinkriegt. Und auch Louise Schroeder hat kein schönes Stückchen Erde abbekommen. Ihr Platz ist baumlos, trostlos und meist menschenlos. Die Grünanlage ist im Sommer eher eine Beige-Anlage und im Winter eine Grau-Anlage. Manchmal sitzt dort eine Weddinger Witwe mit Hund an der kurzen Leine auf einer Bank. Sonst ist der Platz leer – was ihn wiederum gerade als Fotohintergrund interessant macht. Das Aufregendste, dem man hier zusehen kann, ist von Zeit zu Zeit eine Influencerin, die posierend einen Kreisel von Verrenkungen rund um die Rabatten vollführt, während ihr Insta-Boyfriend sie photographiert.
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