Infektionsforscher hat Immunsystem, das Zecken tötet: Was lässt sich daraus lernen?

Schon 2023 stellte Richard S. Ostfeld etwas Seltsames an sich fest: Er fand regelmäßig tote Zecken an seinem Körper, die er einfach so absammeln konnte. Nach eigenen Angaben zählte er damals bereits Hunderte abgewehrte Attacken. Infektionskrankheiten bekam er davon nie, weder Borreliose noch irgendetwas anderes. Beruflich pflegt der Mann engen Kontakt mit den blutsaugenden Spinntieren, …

Apr 6, 2025 - 17:00
 0
Infektionsforscher hat Immunsystem, das Zecken tötet: Was lässt sich daraus lernen?

Schon 2023 stellte Richard S. Ostfeld etwas Seltsames an sich fest: Er fand regelmäßig tote Zecken an seinem Körper, die er einfach so absammeln konnte. Nach eigenen Angaben zählte er damals bereits Hunderte abgewehrte Attacken. Infektionskrankheiten bekam er davon nie, weder Borreliose noch irgendetwas anderes. Beruflich pflegt der Mann engen Kontakt mit den blutsaugenden Spinntieren, denn er ist ausgerechnet Infektionsforscher und geht nun der Frage nach: Wie entsteht Zecken-Immunität?

Wie tötet das Immunsystem Zecken ab?

Auch bestimmte Säugetiere sind zeckenresistent

Ostfeld ist mit seiner »Superkraft« nicht allein. Bestimmte domestizierte Säugetiere wie Meerschweinchen, Kaninchen, Rinder und zum Teil sogar Labormäuse sind ebenfalls gegen Zeckenbisse gerüstet. Das Phänomen hat bereits einen Namen: erworbene Zeckenresistenz, auch acquired tick resistance, kurz ATR. Darunter fällt nicht nur das automatische Abtöten von Zecken, sondern auch die Einschränkung der Saugfähigkeit und der Zwang, sich vorzeitig wieder abzulösen: allesamt wünschenswerte Funktionen, die sich vielleicht gezielt auf den Menschen übertragen lassen.

Ein Forscherteam der Yale School of Medicine in New Haven, USA, hat dazu eigene Untersuchungen angestellt, um die Vorarbeit zur Entwicklung eines entsprechenden Anti-Zeckenimpfstoffs zu leisten. Im Speichel der Blutsauger befinden sich enorm viele Proteine, die dazu allesamt einer näheren Betrachtung bedürfen. Dies geschieht auf einer sogenannten Antigen-Screening-Plattform, die die Antikörperreaktionen auf die unterschiedlichen Proteine sichtbar macht.

199 Antigene lösten im Test eine Immunreaktion aus

Unter Beobachtung steht derzeit der Speichel der Hirschzecke Ixodes scapularis, die hauptsächlich in Nordamerika und teilen Sibiriens aktiv ist. Sie überträgt neben Lyme-Borreliose und FSME auch den Powassan-Virus, der gefährliche Gehirnentzündungen auslöst. 3.000 Zecken-Antigene sind zum jetzigen Zeitpunkt schon erfasst. Im Anschluss folgten Tests mit einem zeckenresistenten menschlichen Probanden, Menschen mit Lyme-Borreliose sowie Meerschweinchen und Mäusen, die schon von Zecken gebissen wurden. 199 Antigene lösten dabei eine messbare Immunreaktion aus.

Die Studienergebnisse sind im Fachjournal »Science Translational Medicine« nachzulesen. Der angestrebte Anti-Zeckenimpfstoff soll sämtliche durch die Spinnentiere übertragene Infektionen verhindern, statt, wie aktuelle Produkte, nur vor einzelnen Krankheiten Schutz zu bieten.

Quelle: n-tv.de