Gestaltungslehre: Feng-Shui im Schlafzimmer: Können verborgene Energieflüsse die Nachtruhe stören?
Die chinesische Harmonielehre Feng-Shui soll den Menschen mit seiner Umgebung in Einklang bringen. Schlafprobleme führt die Lehre auf störende Energieflüsse zurück. Stimmt das?

Die chinesische Harmonielehre Feng-Shui soll den Menschen mit seiner Umgebung in Einklang bringen. Schlafprobleme führt die Lehre auf störende Energieflüsse zurück. Stimmt das?
Viele schlechte Schläfer hören von Bekannten oft Ratschläge wie: "Stell doch einmal das Bett um, vielleicht steht es über einer Wasserader". Oder: "Das Feng-Shui im Raum ist nicht gut."
Hinter beiden Ideen steht die Vorstellung von allgegenwärtigen Energien, die auf den Menschen einwirken können. Die traditionelle chinesische Gestaltungslehre Feng-Shui ("Wind und Wasser") entstammt der Philosophie des Daoismus und nennt diese alles durchdringende Kraft "Qi".
Gemäß der Lehre vom Feng-Shui kann die Position von Möbeln und Gegenständen im Schlafzimmer den freien und harmonischen Fluss der Qi-Energie stören: Vor allem Spitzen, Kanten und lange Geraden ließen die Kräfte mancherorts "schneidend" intensiv werden, heißt es – und damit ein schlechtes Schlafklima aufkommen.
Klare Schlussfolgerungen über ein optimal gestaltetes Schlafzimmer lassen sich mit Feng-Shui allerdings kaum ziehen. Denn es gibt höchst unterschiedliche Auslegungen der fernöstlichen Lehre, die sich zum Teil widersprechen. Und so lassen sich je nach Lesart in praktisch jedem Schlafzimmer Störungen im Energiefluss auffinden.
Es gilt beispielsweise als eher ungünstig, das Bett unter einer Schräge zu platzieren – aber auch zwischen Tür und Fenster oder in der Nähe von großen Spiegeln.
Wissenschaftliche Belege dafür, dass solche Arrangements sich tatsächlich negativ auswirken, gibt es aber bislang nicht.
Ebenfalls nicht nachweisbar ist das Wirken von sogenannten Erdstrahlen, die etwa durch Verwerfungen (also Bruchflächen im Gestein, an denen es zu tektonischen Bewegungen gekommen ist) oder Wasseradern entstehen sollen. Einer Hypothese zufolge ist unser Planet zudem von Gitternetzen aus Energiebahnen durchzogen, die insbesondere dort, wo sie sich kreuzen, intensive Störfelder erzeugen.
Anhänger dieser Vermutungen sehen den Einfluss solcher Kräfte auch in der Natur wirken: Auf Störfeldern stehende Bäume etwa wüchsen häufig verdreht. Auch seien frühgeschichtliche Kultstätten wie etwa Steinkreise oft auf Kreuzungspunkten von Kraftlinien errichtet worden. Menschen aber täte es nicht gut, sich lange an solchen Orten aufzuhalten oder gar dort zu schlafen: Die starken Energien schadeten auf Dauer der Gesundheit.
Als Hinweise darauf, dass von Wasseradern stammende Energien den Schlaf stören, gelten unter anderem seltsame Haltungen im Bett oder zerwühlte Laken: Der betreffende Mensch versuche dann, seinen Körper – oder zumindest seinen Kopf – instinktiv dem schädigenden Einfluss der Kraftfelder zu entziehen.
Rutengänger glauben diese mit technischen Geräten nicht messbaren Kräfte wahrnehmen zu können. Sie schreiten das Schlafzimmer ab, spüren mithilfe von Wünschelruten dem Verlauf der Energielinien nach und zeichnen sie in einen Plan ein – oft gefolgt von dem (für die Rutengänger oft lukrativen) Angebot, die schlechten Energien durch Rituale oder abschirmende Matten zu neutralisieren.
Der Spürsinn dieser Rutengänger ist wissenschaftlich ebenso wenig nachweisbar wie die Existenz jener Energie, nach der sie suchen. Johannes Schmidt, Ausbilder beim Institut für Baubiologie und Nachhaltigkeit in Rosenheim, hat ihr Wirken geprüft und sein eigenes Haus von mehreren Anbietern untersuchen lassen. Sein Fazit nach dem Versuch: "Jeder sagt etwas anderes."
Wenn bei ihm Menschen über schlechten Schlaf klagen und er keine messbaren Einflüsse finden kann, rät Schmidt zum Selbstversuch: Sie sollten ihr Bett jeweils vier Wochen lang an verschiedenen Plätzen in der Wohnung aufstellen und jeden Tag Schlafqualität, Träume, das Gefühl beim Aufwachen und das Wohlbefinden im Tagesverlauf notieren.
Denn er ist davon überzeugt: "Jeder kann den besten Platz für erholsame Nächte selbst finden."