#FIGHT FOR YOUR PASSION – Ein Leben für den Radsport und das Mountainbiken in Stuttgart

Alex Lukasch lebt für den Radsport – und kämpfte sich nach einem schweren Rennradunfall 2001 mit unermüdlichem Willen zurück ins Leben. Heute setzt er sich als Geschäftsführer des Mountainbike Stuttgart e.V. für die Legalisierung der Stuttgarter Trails ein, um den Sport nachhaltig zu fördern und die Natur für alle erlebbar zu machen.

Feb 21, 2025 - 12:21
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#FIGHT FOR YOUR PASSION – Ein Leben für den Radsport und das Mountainbiken in Stuttgart

Alex Lukasch lebt für den Radsport – und kämpfte sich nach einem schweren Rennradunfall 2001 mit unermüdlichem Willen zurück ins Leben. Heute setzt er sich als Geschäftsführer des Mountainbike Stuttgart e.V. für die Legalisierung der Stuttgarter Trails ein, um den Sport nachhaltig zu fördern und die Natur für alle erlebbar zu machen.

Mountainbiken in Stuttgart – das bedeutet für viele Freiheit, Naturerlebnis und sportliche Herausforderung. Doch legale Strecken sind rar, und der Zugang zu Trails oft eingeschränkt. Genau hier setzt der Mountainbike Stuttgart e.V. an: Mit über 1.500 Mitgliedern ist er eine der größten Interessenvertretungen für Mountainbiker in Deutschland. Sein Ziel: Die Legalisierung und nachhaltige Entwicklung von Trails, die den Sport fördern, die Natur schützen und Konflikte mit anderen Nutzern und Nutzerinnen minimieren.

Eine der treibenden Kräfte hinter diesem Engagement ist die Vereinsführung, die mit Behörden, Naturschutzorganisationen und der Stadtverwaltung im Dialog steht, um tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Ein großer Fokus liegt auf der Schaffung eines offiziellen Trail-Netzwerks, das nicht nur sportlichen Ansprüchen gerecht wird, sondern auch langfristig Bestand hat.

Alex zusammen mit Vereinsmitgliedern bei einer Ausfahrt auf dem Arizona Trail.

Dass dieses Thema nicht nur eine organisatorische Herausforderung, sondern auch eine Herzensangelegenheit ist, zeigt sich insbesondere an der Geschichte von Alex Lukasch, dem Geschäftsführer des Vereins. Er fuhr in der Jugend BMX-Rennen, hat sich dann professionell dem Squash gewidmet und ist zum Ausgleich immer wieder auf Rennrad oder Mountainbike unterwegs gewesen. Ein schwerer Rennradunfall im Jahr 2001, bei dem er lebensgefährliche Verletzungen erlitt, brachte ihn an seine Grenzen. Aufgaben? Für Alex Lukasch keine Option. Mit unermüdlichem Willen kämpfte er sich zurück und fand eine neue Perspektive: nicht nur selbst zu fahren, sondern auch für die Zukunft des Sports einzutreten.

Alex als 15-Jähriger beim Start eines seiner vielen BMX-Rennen. Die Startnummer 3680 brachte ihm Glück und führte ihn aus Siegertreppchen.

Sein Einsatz hat bereits dazu geführt, dass wichtige Dialoge mit der Stadtverwaltung angestoßen wurden und erste Fortschritte in der Legalisierung von Trails sichtbar sind. Doch die Arbeit geht weiter – denn ohne Vereine wie den Mountainbike Stuttgart e.V. gäbe es kaum eine Chance, offizielle Genehmigungen für neue Trails zu bekommen oder bestehende zu erhalten.

Sein bevorzugtes Fortbewegungsmittel ist mittlerweile das E-Mountainbike.

Warum also sind solche Initiativen unverzichtbar? Ganz einfach: Kein Verein, kein Trail.

Wenn du durch die Wälder fährst, spürst du die Verbindung zur Natur in jeder Faser deines Körpers. Es ist diese Verbindung, die mich immer wieder motiviert, mich für legale und nachhaltige Trails einzusetzen.

Alex’ Geschichte ist eine Quelle der Inspiration – für alle, die sich Herausforderungen stellen, Rückschläge überwinden und ihre Leidenschaft mit der Welt teilen wollen.

Es gibt immer einen Weg, sich zurückzukämpfen – man muss nur den Mut haben, ihn zu gehen.

Seine Worte zeigen, wie wichtig es ist, niemals aufzugeben und das Positive in schwierigen Situationen zu sehen. In dem Video „Fight For Your Passion“ wird sein Lebensweg eindrucksvoll erzählt.

Interview mit Alex

Uns hat Alex´ Geschichte berührt. Wir wollten wissen, was für ein Mensch Alex ist, der sich mit so viel Energie und Ausdauer für legale Trails in Stuttgart einsetzt. Deshalb haben wir Alex in der Geschäftsstelle des Mountainbike Stuttgart e.V. besucht. Das Gespräch mit ihm möchten euch natürlich nicht vorenthalten. Erfahrt hier mehr!

Alex im Gespräch mit Manne, Redakteur beim E-MOUNTAINBIKE Magazin.

Was bedeutet das (E)-Mountainbike für dich persönlich?

Ich war mein ganzes Leben lang dem Geländeradsport verschrieben. Heute halte ich mich mit dem E-MTB fit, habe zusammen mit anderen vom Sportverein Mountainbike Stuttgart Spaß am gemeinsamen Fahren und genieße es, draußen in der Natur zu sein. Das E-Mountainbiken ist für mich Sport, Waldbaden und Naturerlebnis. Und durch die Unterstützung eines kleinen Motors sind die Uphills nicht mehr ganz so hart.

Wie hat der schwere Unfall im Jahr 2001 deine Einstellung zum Leben und zum Sport verändert?

Ich denke, dass ich schon vor dem Unfall ein bewusst lebender Mensch war, aber so ein Einschnitt rückt alles im Leben schon noch einmal zurecht. Man wird demütiger, sieht, was wirklich wichtig ist und merkt, wie fragil das Leben sein kann.

Welche Rolle spielt der Sport heute in deinem Alltag?

Der Sport ist nach dem Unfall für mich der beste Weg, um fit und im Alltag mobil zu bleiben. Das Mountainbiken gibt mir so viel: körperlich, durch den Zugewinn an Leistungsfähigkeit, sozial, durch gemeinsame Fahrten mit Gleichgesinnten und ein einzigartiges Naturerlebnis.

Was motiviert dich, immer weiterzumachen, auch wenn es schwierig wird?

In zwei Jahrzehnten Leistungssport habe ich gelernt, nie aufzugeben. Meine stärkste Tugend ist das Durchhaltevermögen, sonst hätte ich die Zeit nach dem Unfall gar nicht gepackt.

Welche Vision verfolgt der Mountainbike Stuttgart e.V.?

Der Verein gehört mit über 1.500 Mitgliedern zu den größten Mountainbikevereinen in Deutschland. Wir wollen für mehrere zehntausend Stuttgarter Mountainbikerinnen und Mountainbiker offiziell genehmigte Möglichkeiten schaffen, die einzigartige Topografie Stuttgarts zum Biken zu nutzen.

Was war bisher das größte Erfolgserlebnis deiner Arbeit?

Wir sitzen mit den Bürgermeistern Peter Pätzold (Umwelt) und Dirk Thürnau (Forst) regelmäßig im Rathaus zusammen und besprechen, wie wir offiziell genehmigte MTB-Trails in Stuttgart realisieren können. Wir werden von der Stuttgarter Verwaltung endlich gesehen und nach all den Jahren wird unser Anliegen berücksichtigt und umgesetzt! Das gab es in der Landeshauptstadt bisher noch nie.

Alex zeigt auf die roten Linien, bei denen es sich um bestehende Trails handelt, die sich im Genehmigungsverfahren befinden.

Welche Herausforderungen siehst du derzeit bei der Legalisierung der Trails in Stuttgart?

94 Prozent der Stuttgarter Waldfläche sind mindestens als Landschaftsschutzgebiet eingestuft. Die untere Naturschutzbehörde, kurz uNB, der Landeshauptstadt verlangt sehr viel – mehr als bei den meisten anderen Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg –, um den Anforderungen der einschlägigen Landschaftsschutzgebiets-Verordnung zu genügen. Dadurch ist das Verfahren hin zu offiziell genehmigten Strecken kompliziert, langwierig und kostenintensiv. Allein die Begutachtung der Gebiete, in denen Trails entstehen sollen, kostet ein Vermögen. Es ginge auch einfacher und günstiger, aber dazu müsste die uNB Stuttgart mit uns kooperieren, wie es in vielen Nachbar-Kreisen auch geschieht. Doch damit tut sie sich schwer.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und Naturschutzverbänden?

Man muss hier differenzieren: Das Amt für Sport und Bewegung und der Stuttgarter Forst setzen sich stark dafür ein, dass die Stuttgarter MTB-Community offiziell genehmigte Trails bekommt. Dafür sind wir sehr dankbar.

Der Arizona Trail, einer von bislang drei geöffneten Pilot-Trails im Stuttgarter Stadtwald.

In den Augen von ehrenamtlichen Naturschutzverbänden und des Amts für Umweltschutz sind wir potenzielle Störer von Flora und Fauna, ohne dass wir Rücksicht darauf nehmen würden. Sie erschweren daher die Ausübung unseres Sports.

Dabei sehen wir uns als Anhänger einer Natursportart und wollen, dass unser Sport einen möglichst geringen Impact auf die Natur hinterlässt. Wir schätzen die Natur und genießen es, diese zu erleben, genauso wie Wanderer und Spaziergänger auch. Für uns gehört selbstverständlich ein schonender Umgang mit der Natur dazu, was bereits bei der Planung beginnt.Man kann das Radfahren im Wald nicht generell verbieten. Das Errichten und der Erhalt von MTB-Strecken müssen allerdings im Einklang mit der Natur geschehen. Für diese Positionen gilt es, Kompromisse zu finden.

Warum ist es dir so wichtig, legale und nachhaltige Trails zu schaffen?

Nach der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse 2024 (AWA, Institut für Demoskopie Allensbach, Anm. d Redaktion) fahren 28 % der 14- bis 64-jährigen Bürger und Bürgerinnen in Deutschland häufig oder ab und zu Mountainbike – was mehr als Fußball spielen (24%) ist!

Mountainbiken ist also im Breitensport angekommen. Die Ausübung unseres Sports im Wald muss im Sinne eines natur- und sozialverträglichen Miteinanders geregelt werden. Angebote statt Verbote! Nur wenn es offiziell genehmigte Strecken gibt, können die Mountainbike-Sportler gelenkt und sensible Gebiete geschützt werden. Deshalb gilt: offizielle Trails = aktiver Naturschutz!

Wir danken Alex nicht nur für das Gespräch, sondern für seinen unermüdlichen Einsatz zur Legalisierung der Trails in Stuttgart.

Über die Beweggründe und die Entstehungsgeschichte der Stuttgarter Mountainbike-Szene berichtete 2020 unser Schwestermagazin ENDURO.

Der Beitrag #FIGHT FOR YOUR PASSION – Ein Leben für den Radsport und das Mountainbiken in Stuttgart erschien zuerst auf E-MOUNTAINBIKE Magazine.