Du, sag mal...: "Unausgeglichen, müde, verwirrt: Geht das etwa jetzt schon los?"

Zwei Frauen – ein Thema: die Wechseljahre. Die eine, Julia, hat sie noch vor sich und tausend Fragen, die andere, Andrea, kann aufklären und Ängste nehmen. 

Mär 27, 2025 - 12:05
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Du, sag mal...: "Unausgeglichen, müde, verwirrt: Geht das etwa jetzt schon los?"

Zwei Frauen – ein Thema: die Wechseljahre. Die eine, Julia, hat sie noch vor sich und tausend Fragen, die andere, Andrea, kann aufklären und Ängste nehmen. 

Neulich war ich bei meiner Gynäkologin. Ob soweit alles ok sei, fragte sie mich. Ich darauf: Ja, eigentlich schon, nur müde bin ich derzeit sehr. Liegt bestimmt einfach an der Jahreszeit. Der klassische Winterblues.

In der Bahn auf dem Weg nach Hause stoße ich auf Instagram zufällig auf ein Posting: Erste Anzeichen für die Wechseljahre: MÜDIGKEIT, Schlafstörungen, Gereiztheit, Gewichtszunahme... Ich bin kurz etwas fassungslos, weil ich hinter jedes Anzeichen einen Haken setzen kann. Bislang habe ich das eher auf die Kekse und den Weihnachtsstress geschoben. Jetzt wird mir doch ein wenig mulmig. Will mir mein Körper ernsthaft weismachen, dass er hier mit dem nächsten großen Umbau-Projekt beginnen will? Sind das schon die ersten Wechseljahres-Symptome? ANDREA! HILFE!

Julia: Andrea, woran merke ich denn nun wirklich, dass ich in die Wechseljahre komme?

Andrea: Also die meisten Frauen bemerken es daran, dass ihr Periode unregelmäßiger kommt. Die Abstände werden zum Beispiel kürzer und die Blutung ist stärker als gewohnt.  

Julia: Puh, da läuft zum Glück noch alles rund. Muss ich also nur darauf achten, ob sich mein Zyklus verändert?

Andrea: Das wäre schön, aber so einfach ist das dummerweise nicht. Es kann nämlich auch sein, dass alles ganz regelmäßig bleibt, bis dann von heute auf morgen keine Menstruation mehr kommt. 

Julia: Na das ist ja toll, auch noch mit Überraschungs-Effekt... Und was ist, wenn man die Pille nimmt?

Andrea: Dann hast du keinen natürlichen Zyklus. Die Menopause ist ja die letzte spontane Regelblutung. Unter hormoneller Verhütung ist die Menstruation aber nicht spontan, sondern künstlich gesteuert.

Julia: Heißt das, wenn ich die Pille weiternehmen würde, merke ich nicht, dass ich in die Wechseljahre komme?   

Andrea: Genau. Du merkst nicht, dass die Eierstöcke langsam schwächer werden und sich der Zyklus verändert und die Geschlechtshormone zu schwanken beginnen. Allerdings wird Frauen spätestens ab 40 ohnehin empfohlen auf ein anderes Verhütungsmittel zu wechseln, also die Kupferspirale zum Beispiel, weil die Pille ab dem Alter das Thromboserisiko erhöht. 

Julia: Okay. Was können noch andere Anzeichen sein?

Andrea: Tja, möglich sind so Sachen wie Wassereinlagerungen, also geschwollene Knöchel und berührungsempfindliche Brüste, oder Gereiztheit, Schlafprobleme…

Julia: Klingt nach PMS.

Andrea: Stimmt. Viele Frauen bringen die frühen Symptome erstmal gar nicht mit den Wechseljahren in Verbindung. Weil sie nun einmal nicht wissen können, wann es bei ihnen so weit ist und sie diese Zustände eben auch von den Hormonschwankungen während des Zyklus kennen.  

Julia: Absolut, ich kenne das auch. Deswegen wäre ich jetzt auch nicht auf die Idee gekommen, dass es mit den Wechseljahren zu tun haben könnte. Wie war das denn bei dir?

Andrea: Mein Zyklus war schon unregelmäßiger geworden. Irgendwann hatte ich dann ein ganz komisches Gefühl im Körper, das mir völlig neu war und ich nicht zuordnen konnte. Es fühlte sich an wie eine innere heiße Windböe, die ziemlich schnell vom Bauch in den Kopf zog. Da dachte ich mir: 'Okay, das wird wohl eine Hitzewallung gewesen sein. Krass, so fühlt sich das also an!' 

Julia: Aber wirklich gewusst hast du es nicht?

Andrea: Nein. Den Anfang der Wechseljahre kann man nur vermuten. Es müssen dafür zwei Punkte zusammenkommen. Erstens: du bis ungefähr im „richtigen“ Alter, das heißt älter als Mitte/Ende 30.

Julia: So früh schon?!

Andrea: Ja, wann genau es losgeht, ist total individuell. Aber schon so früh kann sich der Hormonhaushalt langsam verändern. Das geschieht schon einige Jahre vor der letzten Regelblutung.

Julia: Und zweitens?

Andrea: Du hast typische Symptome – zum Beispiel die berühmten Hitzewallungen oder du wachst nachts total durchgeschwitzt auf. Meist werden die in den drei bis vier Jahren kurz vor und direkt nach der letzten Regelblutung wirklich spürbar, in der wirklich heißen Phase der Wechseljahre. Im Schnitt setzt die mit Mitte 40 ein, es kann aber auch früher oder eben später passieren. Andere Hinweise sind zum Beispiel, dass die Haut trockener wird, auch in der Scheide. Oder du nimmst am Bauch zu. Möglich sind auch Schlafstörungen, Depressionen, Konzentrationsprobleme, Gelenkschmerzen… 

Julia: Hör auf, das klingt ja furchtbar!

Andrea: Ich weiß. Diese Beschwerden sind typisch für die Wechseljahre, aber das heißt nicht automatisch, dass du sie bekommen wirst oder dass sie dir sehr zu schaffen machen oder dass du alle auf einmal entwickelst. Aber solltest du so etwas neu bei dir feststellen, wenn du in dem gewissen Alter bist, kannst du ziemlich sicher sein, dass du in den Wechseljahren bist. 

Julia: Bitte sag mir, dass das danach wieder aufhört!

Andrea: Das tut es, keine Sorge. Die meisten Beschwerden entstehen, weil die Hormone aus der Balance geraten. Irgendwann hat sich der Körper auf den neuen Hormonstatus eingependelt und die Symptome verschwinden wieder. Die meisten jedenfalls.

Julia: Kann ich denn nicht beim Gyn feststellen lassen, wie es um meinen Hormonhaushalt bestellt ist?  

Andrea: Du meinst einen Hormonstatus. Der ist immer nur eine Momentaufnahme und sagt nicht viel aus, weil die Wechseljahre nun einmal davon gekennzeichnet sind, dass die Hormonwerte gewaltig schwanken. Da hilft so eine Bestimmung nicht weiter, weil morgen und übermorgen ganz andere Werte dabei rauskommen. Laut Leitlinie, also der Handlungsempfehlungen der ärztlichen Fachgesellschaften, soll bei Frauen über 45 keine Hormonbestimmung gemacht werden. Zur Diagnose reicht es in dem Alter aus, wenn du einen unregelmäßigen Zyklus hast und vasomotorische Symptome, also Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Das sind die Leitsymptome.

Julia: Eine Freundin von mir hat mir gerade erzählt, dass sie den Hormonstatus hat checken lassen.  

Andrea: Dann ist sie noch keine 45, stimmt’s? Haben jüngere Frauen schon Wechseljahressymptome oder Probleme schwanger zu werden, kann es sinnvoll sein, bei ihnen über einen FSH-Test den Menopausenstatus zu checken.

Julia: Muss ich denn jetzt irgendwas tun? 

Andrea: Lass es einfach auf dich zukommen. Am Ende kannst du immer erst im Nachhinein feststellen, dass die vergangene Blutung die endgültig letzte war. Wenn du natürlich verhütest, trackst du vermutlich auch deinen Zyklus. Das ist immer eine gute Idee und hilft sehr. Und wenn dir Beschwerden echt zu schaffen machen, besprich mit deiner Gynäkologin, welche Behandlungsmöglichkeiten für dich infrage kommen. Aushalten musst du das nämlich nicht.
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