Die Stunde Null: Fraport-Manager: Wie der Flughafen Frankfurt auf KI umstellt

Koffer verladen, Treppen ans Flugzeug fahren – all das wird am Flughafen Frankfurt händisch organisiert. Doch das System wird nun mithilfe Künstlicher Intelligenz automatisiert. Fraport-Manager Johannes Bestgen erklärt wie  

Mai 3, 2025 - 07:59
 0
Die Stunde Null: Fraport-Manager: Wie der Flughafen Frankfurt auf KI umstellt

Koffer verladen, Treppen ans Flugzeug fahren – all das wird am Flughafen Frankfurt händisch organisiert. Doch das System wird nun mithilfe Künstlicher Intelligenz automatisiert. Fraport-Manager Johannes Bestgen erklärt wie  

Capital: Wozu braucht man Künstliche Intelligenz an einem Flughafen? 
JOHANNES BESTGEN: Wir sind am Frankfurter Flughafen dabei, einen KI-Agenten einzusetzen und zu entwickeln, der uns bei der Disposition des Ladeservices helfen soll. Der Ladeservice beschäftigt sich damit, die Flugzeuge zu beladen und zu entladen. Wenn man also in Frankfurt landet, sind unsere Kollegen die ersten am Flugzeug. Sie kümmern sich darum, dass die Treppe kommt, damit die Passagiere aussteigen können. Dass die Koffer entladen werden können. Dass Wasser getauscht wird. Und vieles mehr. Die Disposition dieser Tätigkeiten wollen wir mit Hilfe eines KI-Agenten automatisieren. 

Wie geschieht das denn bisher? Wird das einfach per Excel-Datei geregelt? 
Es ist sogar fast einfacher als eine Excel-Datei. In unserem Ground Control-Center sitzen aktuell täglich zehn Disponenten, die unsere Mitarbeiter ihren Aufgaben zuweisen. Das System dafür ist eigentlich eine Magnettafel. Damit werden die Mitarbeiter je nach Qualifikation angewiesen. Da wird entschieden, wer an dem betreffenden Tag die Koffer in den Airbus nach Hamburg lädt. 

Und warum muss sich das ändern? 
Wir haben in den Jahren nach Corona, als der Luftverkehr rasant wieder anstieg, gesehen, dass das System sehr instabil ist. Es muss eine große Masse verwaltet werden, weshalb unsere Disponenten eine Belastungsgrenze erreicht haben. Es ging nur noch darum, den Kontrollverlust zu vermeiden. Um den Druck von den Mitarbeitern zu nehmen, haben wir beschlossen, den Betrieb in die digitale Welt zu überführen. Zum einen soll mit Hilfe der KI disponiert werden. Zum anderen sollen mit ihrer Hilfe in Zukunft Szenarien simuliert werden, um besser zu wissen, was passiert, wenn man an einer Stellschraube etwas verändert.

Heißt das auch, es wird in Zukunft weniger Personal benötigt? 
Nein, unser Ziel ist es nicht, mit künstlicher Intelligenz Mitarbeitende abzubauen. Es gibt dazu eine ganz klare Vereinbarung mit unserem Konzernbetriebsrat, die getroffen wurde, als KI bei der Fraport größer wurde. Wir wollen Belastung wegnehmen, wir wollen erreichen, dass die Disponenten Zeit für andere Aufgaben bekommen. Zum Beispiel bietet das auch die Möglichkeit, die Kunden besser zu betreuen. 

Wann soll das neue System wirklich starten? 
Wir wollen Mitte des Jahres 2025 die ersten operativen Schritte gehen. Das heißt, wir schauen uns an, welche Entscheidungen der KI-Agent trifft und wie sich das auf den operativen Betrieb auswirkt. Das ist ein bisschen tricky, weil sich der Betrieb an einem ausgewählten Tag nicht einfach vergleichen lässt. Sobald die KI eine Entscheidung trifft, erschaffen wir im Grunde eine alternative Zeitlinie. Aber die Idee ist: Wir werden im Laufe dieses Jahres an einen Punkt kommen, an dem eine künstliche Intelligenz im operativen Betrieb des Frankfurter Flughafens Entscheidungen trifft. 

Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“  

  • Wie eine digitale Kopie des Flughafens entsteht 
  • Welche Daten in den KI-Agenten einfließen 
  • Wo Passagiere am Flughafen auf KI stoßen könnten  

Alle Folgen finden Sie direkt bei RTL+, Apple oder Spotify