Clownfische: Nicht jugendfrei! Die wahre Geschichte hinter "Findet Nemo"
Fast jeder kennt "Findet Nemo". Doch mit der wahren Biologie der Clownfische hat der Film wenig gemein. Was sich in Wirklichkeit zugetragen hätte, ist, nun ja: speziell ...

Fast jeder kennt "Findet Nemo". Doch mit der wahren Biologie der Clownfische hat der Film wenig gemein. Was sich in Wirklichkeit zugetragen hätte, ist, nun ja: speziell ...
Fast eine Milliarde US-Dollar hat Pixars "Findet Nemo" an den Kinokassen eingespielt. Der Animationshit lässt Groß und Klein abtauchen in eine faszinierende Unterwasserwelt und wartet mit einer anrührenden Handlung auf.
Die geht in Kürze so: Marlin und Cora, ein Clownfischpaar, haben eine Seeanemone bezogen und freuen sich auf ihren Nachwuchs. Da bereitet ein Barrakuda dem jungen Familienglück ein plötzliches Ende: Der Raubfisch stürzt sich auf Cora, frisst sie und verschlingt obendrein auch noch das Gelege. Nur ein einziges Ei bleibt verschont. Aus dem schlüpft Nemo, ein Einzelkind, fortan aufgezogen vom überängstlichen Marlin. Als Nemo von einem Taucher gefangen und verschleppt wird, macht sich der besorgte Vater auf die Suche nach seinem Sohn, findet ihn schließlich, die beiden kehren, Happy End, zum Korallenriff zurück.
So weit, so fiktional. Denn gleicht man auch nur die Grundzüge der Handlung mit der wahren Biologie von Anemonen- oder Clownfischen ab, stößt man schnell auf Ungereimtheiten. Das Verhalten der schmucken Tiere aus der Familie der Riffbarsche hält einige unerwartete Wendungen parat.
Das Vater-Sohn-Gespann bliebe nicht lange bestehen
Was stimmt: Clownfische leben in Anemonen, die mit ihrem Nesselgift Fressfeinde auf Distanz halten. Die Fische selbst sind durch eine Schleimschicht vor dem Toxin geschützt. Sehr unwahrscheinlich allerdings ist, dass ein Barrakuda sich an einem Gelege zu schaffen macht und einen Clownfisch vertilgt.
Doch einmal angenommen, dies würde tatsächlich geschehen: Nach dem Angriff eines Räubers bleiben also ein Clownfisch-Männchen sowie ein einzelnes Ei übrig, aus dem Nemo schlüpft (auch hierzu später mehr). Die familiäre Konstellation der beiden – das Vater-Sohn-Gespann – würde nicht bestehen bleiben, sondern sich dramatisch verändern. Denn nach einem solchen Unglück tritt ein biologischer Mechanismus in Kraft, der Fachleuten als "sequentieller Hermaphroditismus" geläufig ist: Im Körper des geschlechtsreifen Männchens kommt es zu einem hormonellen Umschwung, infolgedessen es allmählich sein Geschlecht wandelt. Aus Nemos Vater wird binnen eines Jahres ein Weibchen, gewissermaßen Nemos neue Mutter.
Die verblüffende Verwandlung gründet darauf, dass Clownfische meist in hierarchisch gegliederten Harems leben. An deren Spitze schwimmt immer ein Weibchen, es ist das einzige in der Gruppe und der größte Fisch der Gemeinschaft. Stirbt die Clanführerin, unterzieht sich das stärkste Männchen der Truppe augenblicklich jener Geschlechts-Metamorphose – und nimmt schließlich den freien Platz als Oberhaupt ein.
Mit seiner neuen Mutter würde Nemo Nachwuchs zeugen
Und: Die Chefin zeugt Nachwuchs mit den nachrangigen Männchen. Nun, auch dies würde zur Wahrheit gehören. Nemo hätte mit seinem ehemaligen Vater, seiner neuen Mutter Sex. Und bekäme Kinder, die zugleich seine Geschwister wären. Tja, die wahre Biologie der Clownfische eignet sich denkbar schlecht als Grundlage für einen abendfüllenden Familienfilm.
Noch ein Nachtrag zum Schluss: Dass Vater (später Mutter) und Sohn überhaupt zusammenbleiben, auch das ist eher unwahrscheinlich. Clownfische schlüpfen zwar ausnahmslos als Männchen. Doch sie machen zunächst ein freischwimmendes Stadium als Larve durch und treiben als Plankton herum, wobei sie oft verdriftet werden. Erst nach ein paar Wochen suchen die jungen Nemos nach einer Anemone, um dort ihr restliches Leben zu verbringen.