Audi im Jahr 2025: Das teure Elektro-GT-Flaggschiff
Nach dem Elektro-Einsteigermodell, dem Audi Q4 e-tron, folgt heute der nächste Teil der meiner kleinen Reihe, und zwar mit dem Flaggschiff, dem aktualisierten Audi e-tron GT. Dieser bekam letztes Jahr […]


Nach dem Elektro-Einsteigermodell, dem Audi Q4 e-tron, folgt heute der nächste Teil der meiner kleinen Reihe, und zwar mit dem Flaggschiff, dem aktualisierten Audi e-tron GT. Dieser bekam letztes Jahr neue Technik und ein kleines Facelift.
Die Technik teilt sich der e-tron GT weiterhin mit dem Porsche Taycan, der gerne als Original bezeichnet wird. Basis ist die J1-Plattform, die damals speziell für die beiden Elektroautos entwickelt wurde und von keinem anderen Auto genutzt wird.
Den aktualisierten Porsche Taycan konnte ich mir schon letztes Jahr anschauen, da sogar in der absoluten Top-Version als Turbo GT. Beim neuen Audi e-tron GT hat mich die S-Version erreicht, die jetzt die Basis ist, es geht bei 126.000 Euro los.
Mein Testwagen lag bei ca. 150.000 Euro, da wurden also noch ein paar Haken im Konfigurator gesetzt, es war nicht die absolute Basis. Es ist aber interessant, dass es beim S-Modell losgeht, der e-tron GT startet somit teurer als der Taycan selbst.
Audi S e-tron GT: Meine 7 Stichpunkte
- Den Taycan sehe ich jede Woche auf der Straße und er gefällt mir optisch etwas besser als der e-tron GT, aber dieser begegnet einem eben nicht so oft und dadurch fällt er auf. Ähnlich wie ein Audi R8. Optisch ein schöner Audi, auch wenn das Facelift nicht alles besser gemacht hat. Aber im Vergleich zu den neuen Modellen (wie A6 oder Q6) finde ich diese ältere Designsprache von Audi etwas ansprechender. Silber wäre zwar nicht meine erste Wahl, aber hier in der Gegend gibt es einen komplett schwarzen Audi e-tron GT, so sieht er dann schon richtig gut aus.
- Bei der Verarbeitung gibt es zwei Seiten, denn man merkt im Innenraum, dass es ein Premiumauto im sechsstelligen Bereich ist. Aber nicht überall, hier und da gibt es dann doch noch glänzendes Plastik, was schnell zustaubt und feine Kratzer zeigt. Ich verstehe die Liebe zu diesem Material nicht, denn Audi hat sich an den meisten Stellen für wirklich schöne und hochwertige Elemente entschieden. Doch das ist nicht mein Kritikpunkt, denn hier und da war ich doch etwas überrascht, und zwar negativ. Die Ladebuchse öffnet und schließt sich nicht so angenehm, der Druckpunkt ist nicht optimal. Und die Türen klingen beim Öffnen und Schließen nicht „satt“, sondern fast blechern, das ist auch zwei anderen Mitfahrern direkt aufgefallen, die nicht schlecht bei dieser Preisklasse geschaut haben. Ich weiß nicht, wie es beim RS ist, aber es spielt auch keine Rolle, bei 150.000 Euro habe ich doch andere Erwartungen, hier und da erinnerte es mich ein Tesla Model S aus den USA (und das ist nicht positiv). Hinzu kommen eher mittelmäßige Touchtasten auf dem Lenkrad, die nicht den besten Druckpunkt haben, da kam es auch gerne zu Fehleingaben. Schöne Grüße an den Fahrer, der mir das Auto brachte und den ich am Sonntag um 7 Uhr am Morgen versehentlich angerufen habe.
- Das Platzangebot ist okay, nicht gut, aber das kenne ich seit Jahren von diesen Modellen, es ist logischerweise kein Familienauto. Stauraum gibt es nicht wirklich viel, auch wenn es einen Frunk vorne für Ladekabel gibt, das mag ich. Dafür kann man aber bequem sitzen, sowohl vorne als auch hinten. Das würde ich bei einem 5 Meter langen Auto aber auch erwarten. Schade, dass Audi bei vielen Modellen mehrere Versionen anbietet und es (wie beim A6) sogar Elektro-Kombis gibt, hier aber nicht (dabei verkauft sich der Kombi beim Taycan gut).
- Leistung ist mit bis zu 435 kW kein Problem, mit Launch Control sind es dann 500 kW und man erreicht die 100 km/h in 3,4 Sekunden. Ja, ein Tesla Model 3 Performance ist schneller und halb so teuer, aber das ist eben das Elektro-Zeitalter der klassischen Marken, bei Audi sitzt da eben noch Porsche über Audi und da geht sowas dann vermutlich nicht. Preislich müsste der Audi eigentlich auch mit einem Tesla Model S Plaid (2,1 Sekunden) mithalten können, aber dieses Thema will ich hier nicht erneut aufmachen. Dafür fährt sich der e-tron GT wirklich sehr gut im Alltag. Man merkt, dass er etwas weicher als der Taycan abgestimmt ist, der (gegen Aufpreis) auch ein noch besseres Fahrwerk mitbringt, aber das ist schon Top-Sportwagen-Qualität und der J1-Plattform muss man eins lassen, man merkt den Autos das hohe Gewicht kaum an, sie machen wirklich viel Spaß. Egal, ob bei 30 km mit Schlaglöchern in der Innenstadt oder bei 200 km/h auf der neuen Autobahn, der e-tron GT ist als Auto ein sehr gutes Auto.
- Bei der Reichweite sprechen wir von ca. 550 km nach WLTP-Wert, was jetzt im Winter bei teilweise -3 Grad und Schnee bei mir immer noch gute 400 km waren. Und das, obwohl ich meistens im Sport-Modus gefahren bin (weil ich den elektrischen Fake-Sound mag, wenn ich alleine fahre). Geladen wird mit sehr beeindruckenden (bis zu) 320 kW am Schnelllader, auch die Ladekurve ist gut, da überzeugen Taycan und e-tron GT wirklich, aber wieso es auch hier nur 11 kW an der AC-Ladesäule gibt, ist mir ein Rätsel. Mir ist, mit Wallbox daheim, dieser Punkt mittlerweile sogar wichtiger als die Schnellladeleistung und bei einer sechsstelligen Summe wäre es schön, wenn 22 kW der Standard wären.
- Während dieser Beitrag online geht, sitze ich schon im Q6 e-tron mit Android Automotive und neuem Infotainmentsystem, aber das, was der e-tron GT bietet, hat mich überrascht, denn es war noch schlechter als im Q4 e-tron. Kleines Display, alte Software, langsame Oberfläche, kaum Apps, das wirkte wirklich wie aus der Zeit gefallen – für diese Preisklasse. Es ist nicht alles schlecht, das Head-up-Display ist gut und CarPlay funktionierte hier einwandfrei, aber ich habe jetzt drei Software-Lösungen von aktuellen Audi-Modellen am Stück getestet und das Flaggschiff hat ausgerechnet die schlechteste Umsetzung. Es ist ein Sportwagen, ich weiß, da müssen es keine 12 Zoll als Tablet sein, die man einfach in der Mitte aufsetzt, aber diese Basis aus Hardware und Software ist maximal ausreichend, nicht befriedigend und vor allem nicht gut.
- Ich habe es schon ein paar Mal erwähnt, aber es ist eben mein letzter Punkt auf der Liste, der Preis. Die Basis liegt jetzt, wenn man (wie bei meinem Modell) ein paar Extras will, bei rund 150.000 Euro. Audi legt den Fokus aber mittlerweile auf die RS-Modelle und da kann man die 200.000 Euro (!) knacken. Selbst der Audi RS e-tron GT, der bei über 160.000 Euro startet, hat viele Extras nicht, die man bei so einem Preis erwarten könnte. Womit wir eigentlich direkt zum Fazit kommen können.
Audi S e-tron GT: Mein persönliches Fazit
Der Slogan „Vorsprung durch Technik“ ist hier nicht zu finden und es tut mir leid, aber während man beim Q4 noch einiges verzeihen kann, so sind ein paar Punkte für diese Preisklasse schon heftig. Es wundert mich eigentlich nicht mehr, dass Tesla mittlerweile mehr Autos verkauft, wenn das die technische Speerspitze ist.
Es steckt viel gute Technik im Audi S e-tron GT, aber im Alltag fühlt es sich dann doch nicht wirklich wie das Top-Modell der Marke an. Infotainment, Türen, Laden an der Wallbox, da gibt es viele Bereiche, wo Luft nach oben ist. Die Ironie ist hier vor allem, dass es in den Preisklassen darunter (A6 e-tron) teils bessere Lösungen gibt.
Audi kann punkten, man merkt auch, dass es im Kern eine Plattform ist, die Porsche nutzt, aber es wundert mich nicht, dass die Zulassungszahlen seit 2022 bei uns in Deutschland nach unten gehen. 2024 waren sie so niedrig wie nie zuvor und ich weiß nicht, ob dieses Facelift ausreicht. An vielen Stellen ist es kein Vorzeigemodell.
Es ist ein ähnliches Problem, wie es Porsche mit dem Taycan auch hat, der sich letztes Jahr halbierte. Das waren hervorragende Elektro-Sportwagen zum Start und die Zahlen gingen völlig verdient nach oben. Doch dann hat man sich in meinen Augen auf die falschen Dinge fokussiert, wie auf die maximale DC-Ladeleistung.
Am Ende sind 5 Minuten am Schnelllader nicht unwichtig, aber nicht so wichtig, wie gutes Infotainment, das Gefühl, wenn man jeden Tag die Tür schließt oder wie schnell man daheim lädt. Und ich gehe mal stark davon aus, dass die meisten Kunden eines neuen Audi e-tron GT auch Eigenheim mit einer Wallbox haben.
Ich hatte durchaus viel Spaß mit dem Audi S e-tron GT im Alltag und ich war auch viel auf offenen Autobahnen und auf kurvigen Landstraßen unterwegs, es ist im Kern ein sehr gutes Auto und ein toller Sportwagen. Aber es fehlt eben nicht nur der „Vorsprung durch Technik“, es fehlt leider zu oft der „Aktuelle Stand der Technik“.
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