Astronomie: Rekord: Forschende entdecken 128 neue Monde des Saturn

Um den Saturn ist viel los: Neben den bekannten Ringen umkreisen den Planeten enorme 274 Trabanten

Mär 14, 2025 - 17:29
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Astronomie: Rekord: Forschende entdecken 128 neue Monde des Saturn

Um den Saturn ist viel los: Neben den bekannten Ringen umkreisen den Planeten enorme 274 Trabanten

Wohl kein Planet im Sonnensystem besitzt einen so faszinierenden Vorgarten. Nicht nur die zahlreichen Ringe machen den Gasplaneten besonders. Auch umkreisen ihn verblüffend viele Monde. Bislang waren 146 Trabanten bekannt. Doch ein Forschungsteam aus Taiwan, Kanada, den USA und Frankreich hat in den vergangenen Jahren 128 weitere Monde aufgestöbert. Die Internationale Astronomische Union hat die Entdeckungen nun anerkannt und die offizielle Zahl auf 274 erhöht.

Das Team nutzte zwischen 2019 und 2021 das CFH-Teleskop auf Hawaii, um die Region um den Saturn wiederholt nach astronomischen Objekten zu durchforsten. Bei diesem ersten Durchgang wurden 62 Monde gefunden sowie eine noch größere Anzahl anderer Objekte, die sich zu diesem Zeitpunkt nicht weiter bestimmen ließen.

"Mit dem Wissen, dass es sich dabei wahrscheinlich um Monde handelte und dass wahrscheinlich noch mehr auf ihre Entdeckung warteten, haben wir dieselben Himmelsfelder im Jahr 2023 drei Monate lang erneut untersucht", erklärt der leitende Forscher Dr. Edward Ashton, Postdoktorand am Institut für Astronomie und Astrophysik der Academia Sincia, Taiwan. "Tatsächlich haben wir insgesamt 128 neue Monde gefunden."

Bruchstücke einer gewaltigen Kollision

Bei allen neuen handelt es sich um "irreguläre Monde", also um Objekte, deren extreme Bahnen verraten, dass die Trabanten einst nicht zusammen mit dem Planeten entstanden. Stattdessen hat der Saturn die Brocken in einem frühen Stadium des Sonnensystems eingefangen. 

"Diese Monde haben eine Größe von einigen Kilometern und sind wahrscheinlich alle Fragmente einer kleineren Anzahl von ursprünglich eingefangenen Monden, die durch heftige Kollisionen auseinandergebrochen sind, entweder mit anderen Saturnmonden oder mit vorbeifliegenden Kometen", so Dr. Brett Gladman, Professor an der UBC-Abteilung für Physik und Astronomie. Die hohe Zahl an Saturnmonden erklärt sich also teils dadurch, dass frühere Monde miteinander kollidiert waren und nun zahlreiche Bruchstücke den Gasplaneten umkreisen.

Fast doppelt so viel Monde wie alle anderen Planeten zusammen

Die auffallend hohe Zahl kleiner Monde im Vergleich zur Anzahl großer Monde war auch der Hauptgrund, warum die Forschenden den Saturn so ganu in den Blick genommen hatten. Dieses Missverhältnis weist darauf hin, dass irgendwo im Saturnsystem eine Kollision innerhalb der letzten 100 Millionen Jahre stattgefunden haben muss – eine aus astronomischer Sicht relativ kurze Zeitspanne. Bei einer längeren Zeitspanne, so Dr. Gladman, wären die Monde miteinander kollidiert und in Stücke gesprengt worden, wodurch sich das Verhältnis aus kleinen und großen Monden wieder in Richtung der großen verschoben hätte. Die meisten der neu entdeckten Monde befinden sich in der Tat in der Nähe der Mundilfari-Untergruppe der Saturnmonde, die angesichts von deren Größe, Anzahl und Bahnkonzentration wahrscheinlich der Ort der Kollision ist.  

Riddle_Sternbilder

Mit den neu entdeckten Trabanten ist der Saturn nun einsamer Rekordhalter im Sonnensystem. Alle anderen Planeten zusammen haben nur etwa halb so viele Monde. Unsere Erde hat bekanntlich nur einen Trabanten, wobei sie ab und zu mal kurzzeitig Besuch bekommt. Die inneren Planeten Merkur und Venus sind beide mondlos, der Mars hat zwei. Trubelig ist es nur um die äußeren Planeten, die allein schon wegen ihrer hohen Masse mehr Trabanten auf der Bahn halten können: Jupiter hat 95, Uranus 28 und Neptun 16 Monde.

Mit der aktuellen Entdeckung könnte die Suche nach neuen Monden allerdings enden. Das Team glaubt nicht, dass sich mit der heutigen Technologie weitere Trabanten finden lassen.