Alpen: Mondlandschaft statt Traumkulisse: Der berühmte Grüne See trocknet komplett aus

Der Grüne See in der Steiermark, ein beliebtes Fotomotiv, ist seit 60 Jahren zum ersten Mal vollkommen ausgetrocknet. Grund dafür sind ausbleibende Niederschläge im Winter und im Frühjahr

Apr 9, 2025 - 11:45
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Alpen: Mondlandschaft statt Traumkulisse: Der berühmte Grüne See trocknet komplett aus

Der Grüne See in der Steiermark, ein beliebtes Fotomotiv, ist seit 60 Jahren zum ersten Mal vollkommen ausgetrocknet. Grund dafür sind ausbleibende Niederschläge im Winter und im Frühjahr

Der Grüne See in der Steiermark ist so etwas wie ein Insta-Star. Mit seiner intensiv blaugrünen Farbe und seiner imposanten Gebirgskulisse begeistert er Wanderer und Fotografinnen aus aller Welt. Wohl auch, weil das Motiv wie wenig andere für unberührte Natur und heile Welt steht. Oder stand. Denn der See ist seit Wochen komplett ausgetrocknet. Der Traumsee präsentiert sich heute als öde Steinwüste.

Es ist zwar nicht ungewöhnlich, dass das Gewässer im Frühjahr einen niedrigen Wasserstand aufweist. Denn wie die "Kleine Zeitung" berichtet, erreicht das Schmelzwasser der umliegenden Berge erst im Mai und Juni den See. Dass der See allerdings ganz verschwindet, das sei in den vergangenen sechs Jahrzehnten nie passiert.

See wird aus den umliegenden Bergen von Schmelzwasser gespeist – das nach und nach im karstigen Untergrund versickert. Ganz leer allerdings war der See seit 60 Jahren nicht
See wird aus den umliegenden Bergen von Schmelzwasser gespeist – das nach und nach im karstigen Untergrund versickert. Ganz leer allerdings war der See seit 60 Jahren nicht
© Karl-Heinz Schein / imageBROKER

Gegenüber der Regionalzeitung beeilte sich der Bürgermeister der Gemeinde Tragöß-Sankt Katharein, Hubert Zinner, zu erklären, das Phänomen habe nichts mit "irgendwelchen Umweltgeschichten" zu tun. Es fehle einfach an Schnee, der nun den Schmelzwassersee füllen könnte. Es sei "einfach rein niederschlagsbezogen". Handelt es sich also nur um einen lokalen Wetter-Ausrutscher?

Was das Austrocknen des Sees mit dem Klimawandel zu tun hat

2024 war das heißeste Jahr seit Beginn der regelmäßigen Temperaturmessungen in Österreich. Meteorologen weisen darauf hin, dass von Dezember 2024 bis Februar 2025 über die gesamte Fläche Österreichs 45 Prozent weniger Niederschlag fielen als in einem durchschnittlichen Winter. Es sei der trockenste Winter seit 28 Jahren gewesen – und einer der zehn trockensten Winter der Messgeschichte. Die Wetterstation Deutschlandsberg in der Steiermark registrierte mit sieben Zentimetern die niedrigste Neuschneemenge seit Beginn der Messungen im Jahr 1984.

Auch in Deutschland gibt es anhaltende Dürren im Zuge der Klimakrise häufiger – nicht nur im Sommer. "Infolge des Klimawandels besteht mit steigenden Temperaturen und damit steigender Verdunstung ein Trend zu zunehmender Frühjahrstrockenheit", erklärte der Meteorologe Andreas Brömser vom Deutschen Wetterdienst (DWD).

Der Grüne See ist auf Instagram der beliebteste See der Steiermark – landet aber auf nationaler Ebene nur auf Platz 17. Auf ganz Österreich bezogen, ist der Bodensee mit großem Abstand das Top-Fotomotiv. Und der leidet derzeit ebenfalls unter niedrigen Wasserständen. Der Grund, auch hier: geringe Niederschlagsmengen und wenig Schmelzwasser aus den Bergen.