Wenn Aktien auf Allzeithochs stürmen und irre bewertet werden: Bloß nicht gierig sein

Mich faszinieren Performance-Listen von Aktien. Ich schaue mir jede Woche solche Listen an. Ich zeige dir eine Top-Liste… Der Beitrag Wenn Aktien auf Allzeithochs stürmen und irre bewertet werden: Bloß nicht gierig sein erschien zuerst auf Tim Schäfer Media.

Mär 2, 2025 - 09:25
 0
Wenn Aktien auf Allzeithochs stürmen und irre bewertet werden: Bloß nicht gierig sein

Mich faszinieren Performance-Listen von Aktien. Ich schaue mir jede Woche solche Listen an. Ich zeige dir eine Top-Liste des S&P 500 Indexes unten. Sie zeigt, wer in den vergangenen 5 Jahren am besten in den USA abgeschnitten hat. Ganz oben steht der Chip-Designer Nvidia mit einem Kursplus von 1.750%. Nvidia ist mit einem Börsenwert von 3 Billionen Dollar zu einem der wertvollsten Konzerne der Welt nach Apple (3,6 Billionen) geworden. An zweiter Stelle folgt der Rechenzentrums-Zulieferer Super Micro Computer mit einem Zuwachs von 1.533%. Du siehst an beiden Kurswundern, wie der Durchbruch bei der KI Spuren an der Wall Street hinterlassen hat.

Ich rechne mit schlechten Nachrichten

Ich bin vorsichtig bei diesen Aktien-Dauerläufern. Die Börsen beginnen, zu wackeln. Wenn die Arbeitsmarktdaten für das erste Quartal gemeldet werden, rechne ich mit einem Kursrutsch. Die Personalabbauprogramme werden Spuren in dem Bericht hinterlassen. Zumal massenweise Behördenmitarbeiter in Washington ihre Jobs verlieren. Der Friedensplan von Donald Trump für die Ukraine hat sich nicht so schnell bewahrheitet, wie Trump gehofft hatte. Nachdem es im Weißen Haus zwischen Präsident Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj zu einem Eklat vor laufenden Kameras kam, herrscht Saure-Gurken-Zeit. Die allgemeine Stimmung gerät vermutlich dadurch weiter ins Schlingern. Welcher Arbeitgeber stellt jetzt noch bereitwillig eifrig neue Mitarbeiter ein? Es kann ein Horror-Arbeitsmarkt-Bericht werden. Die Autoverkäufe sinken, die Inflation bleibt hoch. Kein Wunder, dass der Konsumklimaindex auf den niedrigsten Stand seit eineinhalb Jahren gerutscht ist.

Zurück zu den Top-Aktien: An dritter Performance-Stelle steht EQT Corp mit einem Kursplus von 720%: Der Erdgas-Förderer aus Pittsburgh baut sein Geschäft aus, im vierten Quartal legte der Umsatz abermals um 20% auf 1,6 Milliarden Dollar zu. Allerdings gab der Überschuss um 17% auf 418 Millionen Dollar nach. Dennoch war der Gewinn deutlich höher, als Analysten erwartet hatten. Das Verkaufsvolumen stieg im Schlussquartal um 7% auf 605 Milliarden Kubikfuss Gas (Bcfe). Rund 3 Dollar je Einheit Bcfe vereinnahmte der Produzent. EQT hat für das laufende Jahr sein Produktionsziel um 125 auf circa 2.200 Bcfe erhöht. Warren Buffett sieht in fossilen Energieträgern generell gute Chancen. Er hat große Investments in der Branche mit Occidental Petroleum und Chevron gemacht, aber EQT ist nicht sein Aktien-Liebling.

Arista Networks und Broadcom sind weitere Profiteure des KI-Booms, die auf den Rängen 4 und 5 folgen. Und die Nr. 6 auf der Liste ist der Pharmariese Eli Lilly, der mit der Abnehmspritze Geld wie Heu verdient. Würde ich diese Highflyer noch kaufen? Nicht unbedingt. Ich halte sie für teuer. Die Kurse sind enorm gestiegen, die Bäume wachsen nicht in den Himmel.

FOMO ist ein enormes Problem an der Börse

Das Problem mit den besten Performern an der Börse ist FOMO. FOMO steht für „Fear of Missing Out„. Es ist ein weit verbreitetes Phänomen. Es beschreibt die Angst, eine lukrative Gelegenheit zu verpassen, was zu impulsiven und oft irrationalen Anlageentscheidungen führt. Hier sind einige Probleme, die FOMO an der Börse verursachen kann:

  1. Impulsive Entscheidungen: Anleger neigen dazu, Aktien zu kaufen, die stark steigen, ohne eine gründliche Analyse der Fundamentaldaten zu machen. Es herrscht die blanke Gier, ohne den Verstand zu nutzen. Besser ist rational zu denken.
  2. Emotionale Reaktionen: FOMO kann zu Stress und Schlaflosigkeit führen, da Anleger ständig die Kurse und Finanznachrichten überprüfen.
  3. Herdentrieb: Wenn viele Anleger aus Angst vor verpassten Gewinnen einsteigen, können die Kurse weiter steigen, was das Risiko eines plötzlichen Crashs (in bestimmten Branchen) erhöht. Denn die Kurse/Preise kommen irrational zustande. Stichwort: Tulpenwahn, Immobilienblase in den USA. Oft passiert das, wenn neue Technologien herauskommen: Eisenbahnen, Auto, Radio, Internet, KI (?).
  4. Keine Anlagestrategie: Anleger vernachlässigen oft ihre langfristige Anlagestrategie zugunsten kurzfristiger Trends. Und dann steigen sie zu irren Preisen/Kursen/Bewertungen ein.

Was sind die Lehren aus FOMO?

Um FOMO zu vermeiden, ist es wichtig, dass du dir deiner Emotionen bewusst bist und Gegenstrategien hast. Etwa eine solide Strategie wie das Value Investing oder eine gute Diversifikation.

Wenn ich mir zum Beispiel die EQT Corp anschaue nach diesem Run, würde ich vermutlich nicht mehr auf den fahrenden Zug aufspringen. Ich würde mir lieber Occidental, BP, Shell, Chevron oder Exxon anschauen, die vom KGV günstiger erscheinen. Buffetts Liebling Occidental hat nur ein KGV von weniger als 14 und zahlt eine Dividende von 2%. Occidental ist binnen Jahresfrist um fast 20% eingeknickt. Apropos Kursflop, das kann eine Chance sein: Buffett besitzt jedenfalls über seine Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway stolze 28% an Occidental.

Diese Liste ist von der Comdirect, sie zeigt die Top- und Flop Performer der letzten 5 Jahre aus dem S&P 500 Index

Das sind die Loser an der US-Börse in den vergangenen 5 Jahren

Die rote Laterne trägt Walgreens Boots Alliance mit einem Kursverlust von 77%. Die Drogeriemarktkette war einst ein Dividendenstar, doch der Retailer steckt in der Krise. Verbraucher kaufen immer mehr Produkte online. Und dann wird der Ladenbetreiber von hohen Kosten geplagt (Mieten, Gehälter) und Ladendiebstahl ist ein weiteres Problem. 60% hat das Kosmetikunternehmen Estée Lauder verloren. Ich bin hier eingestiegen. Ebenfalls habe ich mich beim angeschlagenen Chipbauer Intel eingedeckt. Daneben landete der Flugzeugbauer und Rüstungsanbieter Boeing in meinem Depot. Nicht zu vergessen ist PayPal, den Zahlungsdienst besitze ich schon einige Jahre. Ich liebe eben abgestürzte Aktien. Ich kaufe sie natürlich nur, wenn ich mir Hoffnung auf eine Genesung mache. Aber machmal mache ich Fehler, teure Fehler. Das gehört irgendwie als Stockpicker dazu.

Wen ich mir derzeit noch als möglichen Kaufkandidaten anschaue, ist der abgestürzten Tiefkühlkostanbieter (schwerpunktmässig Pommes) Lamb Weston und der strauchelnde Werkzeughersteller Stanley Black & Decker, der immerhin ein Dividendenkönig ist, der 60% unter dem Allzeithoch notiert. Seit 148 Jahren zahlt Stanley Black & Decker eine Dividende und seit 57 Jahren steigt sie stetig.

Diese Aktien brachten die höchsten Verluste im US-Börsenindex S&P 500. Der Zeitraum bezieht sich auf 5 Jahre. Quelle: comdirect.

Ich fange an, etwas mehr Cash aufzubauen. Ich muss von Buffett noch mehr lernen. Aber ich möchte keine Aktien verkaufen.

Der Beitrag Wenn Aktien auf Allzeithochs stürmen und irre bewertet werden: Bloß nicht gierig sein erschien zuerst auf Tim Schäfer Media.