Wahlanmerkungen

Nach unerwartet schwierigem Arbeitsmontag ging ich gestern durch die nach wie vor anstrengende, enorm lästige und auch vollkommen überflüssige Februarkälte bei meiner Mutter vorbei, um ihre Briefwahlunterlagen abzuholen und einzuwerfen. Ich leistete also einen kleinen Dienst an der Demokratie ab. Dies war mir dann das wiederum erfolgreich gefundene Immerhin des Tages, welches stets mit Sorgfalt... Der Beitrag Wahlanmerkungen erschien zuerst auf Buddenbohm & Söhne.

Feb 18, 2025 - 08:15
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Wahlanmerkungen

Nach unerwartet schwierigem Arbeitsmontag ging ich gestern durch die nach wie vor anstrengende, enorm lästige und auch vollkommen überflüssige Februarkälte bei meiner Mutter vorbei, um ihre Briefwahlunterlagen abzuholen und einzuwerfen. Ich leistete also einen kleinen Dienst an der Demokratie ab. Dies war mir dann das wiederum erfolgreich gefundene Immerhin des Tages, welches stets mit Sorgfalt beachtet werden muss. Denn wo kommt man sonst hin, in welch trübselige Zonen würde man landen, ohne ein Immerhin.

Da gab es also einen annehmbaren Aspekt in den Stunden des Wochenanfangs, die ansonsten eher zweifelhaft gefüllt waren, wenn es um die Sinnfrage ging.

An meinen Familienkreisen wird die Wahlbeteiligung diesmal nicht scheitern, soweit ich es überblicken kann. Alle sind willig, bereit, wild entschlossen. Und so gehört es auch. Auch diesmal erinnere ich gerne und anlassgerecht an den längst verstorbenen Urgroßvater der Söhne im Heimatdorf der Herzdame, der sich zum Wählen stets in den guten Anzug warf. In den schwarzen Anzug, den er vielleicht nur an diesem einen Tag im Jahr trug, wenn ansonsten keine Beerdigungen oder dergleichen anstanden. Und der dann derart feierlich gewandet über die Straße ging, einen Weg von höchstens hundert Metern, um in der Schule direkt gegenüber zu wählen und mit den Wahlhelferinnen etwas Smalltalk auf Platt zu halten. Und um sich direkt danach wieder umzuziehen.

Gut angezogen war er beim Wählen, weil es ein Staatsakt war. Eine hoch offizielle Handlung war es für ihn, und in diesem Geist eifere ich ihm seitdem nach. Man muss die Vorbilder auch erkennen, wenn sie einem begegnen.

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Unglaubliche 91,1% Wahlbeteiligung gab es bei der Willy-Wahl 1972, habe ich gestern am Abend noch einmal nachgelesen, als ich über dieses Thema weiter nachdachte. Seit damals ging es bergab und diese geradezu irre hoch anmutende Beteiligung ist längst nicht mehr vorstellbar. Sie wäre heute auch nicht mehr glaubwürdig, würde sicher nur zu besonders schwungvoll laufenden Verschwörungstheorien führen.

Der Tiefpunkt, um es der Vollständigkeit halber ebenfalls anzumerken, kam dann 2009 mit 70,8%. Eine ausgesprochen lustlose Merkel-Wahl war das. Steinmeier auf der Gegenseite, an den ich aber keine Erinnerung habe, was auch gleich eine gute Beschreibung der Kandidatur ist.

91,1% also im Jahr 1972, meine Damen und Herren. Wie man heute mit leider unangenehmer Assoziation sagt: Let that sink in.

Vermutlich war diese Wahl damals das erste politische Ereignis, an das ich überhaupt eine Erinnerung habe. Vor allem wegen der offensichtlichen Spaltung in der Familie. Mein Vater war für die CDU, meine Mutter widerständig für die SPD. Die Scheidung kam dennoch erst Jahre später, es zog sich alles etwas hin, die Zeiten waren langsamer.

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Das kulturelle Highlight des Tages fand ich gestern bei der Kaltmamsell, bitte folgen Sie dort dem Link „The Louvre and his visitors.“ Sehr schön ist das, ein Projekt, bei dem ich die Motivation sofort nachvollziehen kann.

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Kreideschrift an einer Wand: Lieber bunt als braun!

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