Überraschend offene Aussage: Wie Apple Google auf Ihrem iPhone mit KI ersetzen will
Von Anfang an war Google die Suchmaschine auf dem iPhone. Vor Gericht ließ ein Manager nun die Bombe platzen – und verriet, warum sich das iPhone bald stark verändern soll.

Von Anfang an war Google die Suchmaschine auf dem iPhone. Vor Gericht ließ ein Manager nun die Bombe platzen – und verriet, warum sich das iPhone bald stark verändern soll.
Es ist ein ungewohnter Blick hinter die Kulissen: Apple, sonst für seine Geheimhaltung bekannt, muss sich zu Überlegungen äußern, die der Konzern sonst nur hinter verschlossenen Türen anstellt. Es geht um den Umgang mit Google, KI auf Apple-Geräten – und um die Frage, wie es mit dem iPhone an sich weitergeht.
Der Anlass ist ein Gerichtsverfahren, bei dem Apple allerdings nur als Zeuge geladen ist. Die US-Behörden haben eigentlich Google im Visier: Der Suchmaschinen-Gigant steht im Verdacht, eine Monopol-Stellung ausgenutzt zu haben. Auch Apple spielt dabei eine Rolle: Damit Google die voreingestellte Suchmaschine in Apples auf iPhone, iPad und Mac installiertem Browser Safari bleibt, soll der Mutterkonzern Alphabet jährlich etwa 20 Milliarden Dollar auf den Tisch legen. Dieser Deal könnte nun vor dem Ende stehen. Doch Apple sieht eine ganz andere Gefahr für Google.
Überraschend offen
Das erklärte Apples Vizepräsident für Onlinedienste, Eddy Cue, bei einem Gerichtstermin am Dienstag in Washington D.C.. Zum ersten Mal seit 22 Jahren sei im April die Anzahl der Suchanfragen über Safari rückläufig gewesen, berichtete er. Sein Verdacht: Die Menschen würden sich ihre Fragen zunehmend von Sprach-KIs wie ChatGPT beantworten lassen, statt klassisch über eine Internetsuche.
Auch Apple will diese Option vermehrt einbauen, gestand Cue. Explizit nannte er KI-Tools wie Perplexity, ChatGPT und Claude, die seiner Ansicht nach irgendwann Google und andere Suchmaschinen ablösen könnten. Noch seien sie aber nicht so weit, glaubt er. "Wir werden sie sicher der Liste hinzufügen", erklärte Cue in Bezug auf die Auswahlliste von Suchmaschinen in Safari. "Aber sie werden sicher nicht voreingestellt sein." Schon jetzt bietet Apple eine ganze Liste von Suchmaschinen an, aus denen die Nutzer wählen können. Google ist allerdings in den meisten Ländern die Standardeinstellung.
Apple will weiter auf Google setzen
Und das sollte auch so bleiben, plädiert Cue. "Wir haben eigentlich gar keine Wahl", erklärte er vom Gericht auf mögliche Alternativen angesprochen. Die Qualität von Google sei schlicht unerreicht, führt er aus. Selbst wenn Apple von Google kein Geld bekäme, würde man vermutlich weiter auf Google setzen. Sollte Apple vom Gericht gezwungen werden, auf Googles Zahlung zu verzichten, würde das letztlich also nichts ändern – außer Google Geld zu sparen und Apple um einen Milliardenbetrag zu prellen. "Das fühlt sich für mich schlicht verrückt an", so Cue.
Eine Anmerkung von Richter Amit Mehta, Apple habe wegen des Deals keine Anreize, eine eigene Suchmaschine zu bauen, kann Cue nicht abstreiten. "Ich kann nicht behaupten, dass ich das anders sehe"; erklärt er. Ob Apple das wolle, steht aber auf einem anderen Blatt. "Wir können nicht alles machen", glaubt Cue. Gerüchte, dass Apple an einer eigenen Suchmaschine arbeitet, gibt es bereits seit Jahren, letztlich erschien aber nie eine.
Mit dem Umschwung auf KI könnte sich der Markt aber schnell verändern, glaubt Cue. "Bisher ist keiner gut genug", um Google wirklich gefährlich zu werden, gibt er sich überzeugt. Aber das könne sich schnell ändern. "Vor KI fühlte es sich immer so an, als gäbe es keine wirklich gute Alternative. Heute ist das Potenzial aber viel größer, weil die Neuzugänge das Problem mit völlig anderen Ansätzen angehen."
Was kommt nach dem iPhone?
Ganz nebenbei gestand Cue bei der Aussage auch ein, dass auch Apples bisher wichtigstes Produkt unter der dramatischen Veränderung durch KI leiden könnte: das iPhone. "Wir sind keine Ölfirma, wir stellen nicht Zahnpasta her", erklärt er. "Diese Dinge wird man immer brauchen. Aber das heißt nicht, dass man in zehn Jahren noch ein iPhone braucht."
Die Aussage mag in ihrer Klarheit überraschen – schließlich spült das iPhone Apple immer noch knapp die Hälfte seiner Einnahmen in die Kasse. Für Cue bedeutet es aber nur, dass sich die Konzerne weiterentwickeln müssen. Es erinnere ihn an die Zeit, als sich Apple zur Einstellung des iPods entschied. "Warum würde jemand seine Gans schlachten, die goldene Eier legt?", habe man damals über das wichtigste Produkt des Konzerns gesagt. Doch Apple hatte sich festgelegt – und steckte alle Energie in das iPhone. Es sei die beste Entscheidung gewesen, die der Konzern je getroffen habe, so Cue. Welches Apple-Produkt das iPhone beerben könnte, verriet er aber nicht.